SPD-Parteichefin Saskia Esken hat in einem Interview mit der ZEIT darüber philosophiert, welche positiven Auswirkungen der Verzicht auf Fleisch und Autofahren für das Klima bringen würde. Auch ein Verbot von Inlandsflügen hält sie für sinnvoll.
Viele in ihrer Partei nehmen ihr das nun übel, hatte man doch in der Vergangenheit immer die Grünen damit gescholten, eine „Verbotspartei“ zu sein; zuletzt bei Hofreiters Aussagen zu einem denkbaren Verbot von neuen Eigenheimen.
Und jetzt stehe die SPD mitten im Wahlkampf selbst als zweite Verzichtspartei da, zitiert Welt/N24 verärgerte Mitglieder. Kommunikationsexperten analysierten, dass Esken zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt – Corona-Lockdown und Wahlkampf – auch noch die Wahrheit über ihre Vorstellungen gesagt habe.
Ich spreche mit @berndulrich über Olaf Scholz, die #SPD und unsere Konzepte für eine gute #Zukunft. All die stereotypen Fragen nach Verbot, Verzicht und Verlust beantworte ich mit Innovation, Souveränität und den Chancen im Wandel, wenn wir ihn gestalten.https://t.co/5g6U077oxr
— Saskia Esken (@EskenSaskia) February 25, 2021
Dazu der Sender weiter: „Gehört Fleisch auf den Index? Nein, sie selbst esse allerdings keins und wolle keinem den Appetit verderben. Aber man müsse an den CO2-Ausstoß in der Landwirtschaft denken und das Tierwohl angesichts der Massentierhaltung. So verdirbt man einem natürlich den Appetit – aber jeder könne ja, wie er will.“
Man müsse darüber nachdenken, wie man durch Verzicht sogar Lebensqualität gewinnen könne, zitiert N24 weiter aus dem Interview. „Das gilt fürs Fahren, fürs Fliegen und fürs Fleisch“, sagte Esken demnach. Welt/N24 spricht denn auch von einer "Kriegserklärung an einen Großteil des Volks", wenn man den Deutschen Wurst und Wagen madig mache, denn das seien zwei der Säulen, auf denen dieses Land nun mal ruht. Es sei unklug, gerade in einem Superwahljahr mit einer entscheidenden Bundestagswahl und angesichts schwacher Umfragewerte, eine Verzichtsdebatte auch nur anzudeuten.
„Ich hätte Saskia Esken diese Antworten nicht empfohlen“, sagt ein Spitzengenosse verärgert. „Unsäglich, dieses Interview“, schimpft ein anderer. „Die Menschen haben derzeit andere Sorgen. Und die SPD hat wichtigere Themen, um die sich kümmern sollte, wie Investitionen und Innovationen.“
Scholz für ökologischen Umbau
Zuvor hatte bereits SPD-Kanzlerkandidat und Bundesfinanzminister Olaf Scholz eine umfassende ökologische Erneuerung Deutschlands angekündigt. Den menschengemachten Klimawandel aufzuhalten, sei "eine gigantische Aufgabe", sagte Scholz laut ZEIT-Bericht bei einer digitalen Vorstandsklausur seiner Partei.
"Wenn wir 2050 CO2-neutral wirtschaften wollen, dann setzt das die größte technologische Revolution, die größte Periode der Innovation in unserem Land voraus, die man sich seit Langem hat vorstellen können", sagte Scholz.
Auf die Erfolgschancen angesprochen sagte der Politiker, er sehe sich und seine Partei "mittendrin" in einer Aufholjagd. "Wir haben früh angefangen, weil wir wissen, dass wir eine Aufholjagd hinter uns bringen müssen", sagte Scholz laut der ZEIT. In Umfragen liegt die SPD mit 15 bis 16 % weit hinter der Union und den Grünen.