EU-Agrarkommissar Phil Hogan sieht vorerst keine Notwendigkeit, an den europäischen Märkten über die seit Sommer geleisteten Hilfen hinaus zusätzlich einzugreifen. Beim Ratstreffen der Landwirtschaftsminister vergangene Woche in Brüssel sprach sich der Ire unter anderem klar gegen die Gewährung von Beihilfen zur privaten Lagerhaltung von Schweinefleisch aus.
Hogan stellte einerseits fest, dass die Preise - auch wegen des russischen Importembargos - deutlich zurückgegangen seien, was infolge einer Produktionsausweitung von 2,5 % in der zweiten Hälfte von 2014 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum auch nicht verwunderlich sei. Deshalb werde man die Marktlage weiter genau beobachten, auch wenn es derzeit keine Anzeichen gebe, dass sich die Situation weiter verschlechtere, erklärte er in Richtung Dänemark, Frankreich, Tschechien, Finnland, Belgien und Irland, die Forderungen nach einer Einführung von Lagerbeihilfen bekräftigt hatten.
Gleichzeitig betonte der Kommissar jedoch, 77 % des Marktanteils, der durch Russlands Einfuhrverbot ab Februar 2014 verloren gegangen sei, hätten bereits andere Abnehmer gefunden. Im vierten Quartal sei sogar eine Rekordmenge von 310 000 t exportiert worden. Die Nachfrage aus Asien - insbesondere aus China, Südkorea, Japan und von den Philippinen - bleibe stark. Deshalb dürften die Preise saisonal bedingt bald wieder anziehen.
Deutschland hält eine Beihilfe für die private Lagerhaltung von Schweinefleisch für „nicht zielführend“, wie der Staatssekretär Dr. Robert Kloos vom Bundeslandwirtschaftsministerium, unterstrich. Allerdings räumte auch Kloos ein, dass sich die Erzeuger durch niedrige Preise in einer schwierigen Lage befänden
Saisonal mehr exportiert trotz Embargo
Wie aus aktuellen Zahlen der Europäischen Kommission hervorgeht, ist der Wert der EU-Agrarexporte im Zeitraum August bis November 2014 gegenüber der vergleichbaren Vorjahresperiode ungeachtet des russischen Embargos um 1,7 % auf 42,36 Mrd Euro gestiegen. Besonders kräftig kletterte der Warenwert der Ausfuhren in die USA und nach China. Allerdings gingen die Gesamtagrarexporte Finnlands um 32 % und Estlands um 22 % zurück.
Deutschland gehörte gemeinsam mit Frankreich, Dänemark und Polen zu einer Gruppe von neun Mitgliedstaaten, die ebenfalls eine Verringerung der Agrarexporte verzeichneten, allerdings um weniger als 10 %.
Laut Kommission sank der Wert der Schweinefleischexporte im Vergleich der beiden Perioden nur geringfügig, nämlich um 1 %, während für die Rindfleisch- und Geflügelausfuhren sogar Anstiege gemeldet wurden. Unstrittig am stärksten vom russischen Embargo betroffen waren Käse und Butter sowie Obst und Gemüse; hier brach der Exportwert im Beobachtungszeitraum insgesamt zwischen 10% und 20% ein. Allerdings konnten die Einbußen bei Obst und Gemüse durch Mehrexporte von verarbeiteten Produkten teilweise ausgeglichen werden.