Das Verhältnis zwischen den Marktteilnehmern im Agrar- und Ernährungsbereich muss auf eine neue Grundlage gestellt werden. Dafür hat das Europäische Parlament jetzt in einer Entschließung ausgesprochen. Das Parlament verlangt unter anderem mehr Regulierung, um einen fairen Wettbewerb zu wahren und damit Landwirten auskömmliche Erlöse sowie den Verbrauchern Preistransparenz zu bieten. Die EU-Kommission und die Mitgliedstaaten sollen sicherstellen, dass alle Akteure die Vorteile des Binnenmarkts in vollem Umfang nutzen können. Dazu sollen beispielsweise freiwillige Selbstverpflichtungen für eine gute Geschäftspraxis ausgearbeitet werden, einschließlich Beschwerdemechanismen und Sanktionen gegen unlautere Praktiken.
Die Kommission ist gehalten, dazu eine schwarze Liste aufzustellen - genannt werden der Verkauf zu Untereinstandspreisen oder Verkaufsprovisionen. Unternehmen, die sich nicht daran halten, sollen an den Pranger gestellt und bestraft werden. Bis Ende 2010 erwartet das Hohe Haus von der Kommission einen Bericht über das Ausmaß missbräuchlich genutzter Nachfragemacht.
Zahlungsfristen verringern
Nach den Vorstellungen der Europaabgeordneten sollen die wichtigsten europäischen Verarbeitungs- und Handelsunternehmen jährlich über ihre Marktanteile bei Schlüsselprodukten sowie über ihr monatliches Umsatzvolumen berichten, "damit alle Marktpartner in die Lage versetzt werden, Tendenzen in Bezug auf Nachfrage, Angebot und Preisentwicklungen in der Lebensmittelversorgungskette einzuschätzen". Ferner pocht das Hohe Haus darauf, Zahlungsfristen im Agrar- und Ernährungssektor auf höchstens 30 Tage für alle Lebensmittel zu verringern, für leicht verderbliche Erzeugnisse sogar auf eine noch kürzere Frist.
Bauern verdienen bei steigenden Lebensmittelpreisen weniger
"Die europäische Nahrungsmittelkette funktioniert nicht", erklärte der Vizevorsitzender des Landwirtschaftsausschusses ,José Bové, nach der Annahme seines Berichts. Obwohl die Erzeugerpreise der Landwirte ständig sänken, was in vielen Fällen bereits Existenzen gefährde, seien die Verbraucher mit gleichbleibenden oder gestiegenen Lebensmittelpreisen konfrontiert. Bové sieht in den aktuellen Preiserhöhungen für verschiedene Grundnahrungsmittel, vor allem Weizen, Anzeichen für einen Machtmissbrauch in der Lebensmittelkette. (AgE)