Der Europäische Rechnungshof hat kritisiert, wie die EU den ökologischen Landbau fördert. Unter anderem bemängelt die EU-Kontrollbehörde, dass man dem Bio-Landbau eine bessere Umweltbilanz als dem konventionellen unterstelle, ohne das genau zu prüfen.
Auch den Belangen der Bio-Landwirte wie etwa ihre Stellung im Markt schenkten die EU-Kommission und die Mitgliedstaaten zu wenig Beachtung, so die Prüfer des Rechnungshofes.
25 %-Ziel zu kurz gesprungen
Das alleinige Ziel die Bio-Fläche in der EU auf 25 % der Agrarfläche auszudehnen sei zu kurz gesprungen.
„Für einen dauerhaften Erfolg reicht es nicht, sich auf die Ausweitung der ökologisch bewirtschafteten Flächen zu konzentrieren. (…) Anderenfalls laufen wir Gefahr, ein System mit Schlagseite zu schaffen, das vollständig von EU-Mitteln abhängig ist, anstelle einer florierenden Branche, die von gut informierten Verbrauchern getragen wird", so Keit Pentus-Rosimannus, das für die Prüfung zuständige Mitglied des Rechnungshofs.
Bio-Bauern stärker prüfen?
Die Prüfer erkennen in ihrem Bericht an, dass der ökologische Landbau eine „umweltverträglichere Alternative zur konventionellen Landwirtschaft“ sein kann.
Jedoch gebe es derzeit keine Möglichkeit zu messen, inwiefern der Öko-Landbau vorteilhafter für die Umwelt ist.
Das empfiehlt der EU-Rechnungshof
Die EU müsse eine neue Strategie für den Bio-Sektor entwickeln, so die Prüfer des EU-Rechnungshofes. Neben dem pauschalen Ausbauziel müssten die EU-Kommission und die Mitgliedstaaten Ziele festlegen, die die Produktion und den Verbrauch biologisch erzeugter Lebensmittel im Blick hätten.
Gleichzeitig müssten die tatsächliche Umweltvorteile des Bio-Landbaus besser gemessen werden.
Ausbauziel meilenweit entfernt
Aktuelle Zahlen zu Bio-Anbau und -Verbrauch zeigen: Bio kommt nicht aus der Nische. Biobauern bewirtschafteten 2022 10,5 % der landwirtschaftlich genutzten Gesamtfläche in der EU ökologisch.
Um das Ziel von 25 % bis 2030 zu erreichen, müsste sich die Zuwachsrate von jährlich gut 6 % auf 11 % fast verdoppeln, so der EU-Rechnungshof in seinem Bericht.
Großes EU-Gefälle bei der Bio-Fläche und Verbrauch
Der Bericht zeigt auch: In den EU-Ländern wird in unterschiedlichem Umfang Bio-Landbau betrieben. So reicht die ökologisch bewirtschaftete Fläche von weniger als 5 % in den Niederlanden, Polen, Bulgarien, Irland und Malta bis zu über 25 % in Österreich.
Kaum Marktanteile
Die Erzeugnisse der Biobauern machten 2022 rund 4 % des gesamten EU-Lebensmittelmarktes aus und generierten einen Umsatz von 45 Milliarden Euro.
Jedoch bestehen beim Verbrauch ökologischer Erzeugnisse beträchtliche Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten: 2022 reichte die Spanne von 2 Euro pro Person und Jahr in Rumänien bis 365 Euro pro Person und Jahr in Dänemark.
Den Anteil der Ausgaben für Bio-Lebensmitteln an den Gesamtausgaben für Lebensmitteln zeigt der Bericht nicht.
Das ist der EU-Rechnungshof
Der EU-Rechnungshof ist das externe Prüforgan der Europäischen Union. Seine Aufgabe ist es, das Finanzmanagement der Union zu verbessern und unabhängig zu prüfen, ob die EU ihre Finanzmittel im Einklang mit den geltenden Vorschriften erhebt und verwendet.
BÖLW: 25 %-Ziel muss verpflichtend sein
„Es ist richtig, dass der Europäische Rechnungshof die EU-Kommission dazu auffordert, den Öko-Landbau zum Erreichen wichtiger Umweltziele besser zu unterstützen und das Farm-to-Fork-Ausbauziel von 25 Prozent verbindlich zu machen“, kommentierte Peter Röhrig den Bericht. Röhrig ist geschäftsführender Vorstand des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft.
Für den Agrarsprecher der EU-Grünen, Thomas Waitz, sind die Mitgliedstaaten in der Pflicht, die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln anzukurbeln.
Er meint: „Für die nächsten GAP-Verhandlungen ist klar: es braucht eine effektive Förderung des Öko-Sektors sowie klare, kontrollierbare Zielvorgaben für die Mitgliedstaaten, um die Biolandwirtschaft in ganz Europa zu stärken.“