Die Abgeordneten der Fraktion der Grünen/EFA, Martin Häusling und Sarah Wiener, haben die EU-Kommission aufgefordert, Kleinbetriebe bei der Erzeugung von Saatgut stärker in den Blick zu nehmen.
Die aktuellen Regeln dienten vor allem dem Ziel, einheitliches Saatgut, das auf bestimmte konventionelle Produktionsformen ausgerichtet sei, zu fördern, beklagen die beiden EU-Agrarpolitiker mit Blick auf den für Juni erwarteten Vorlag eines angepassten Entwurfs der EU-Saatgutverordnung.
Wiener weist darauf hin, dass die vier größten Saatguterzeuger über 70 % des EU-Marktes bedienen würden. Dies habe zur Folge, dass mittlerweile mit großer Mehrheit fast nur noch einheitliche Hochertragssorten zum Einsatz kämen. Die Folge sei, dass an vielen Grenzertragsstandorten angepasste Züchtungen zunehmend verschwinden würden. Dieser Verlust an Vielfalt gefährde die Ernährungssicherheit und vor allem die Qualität der Nahrungsmittel, warnte die Parlamentarierin.
Häusling rief die Kommission dazu auf, die offiziellen Zulassungsverfahren anzupassen. Es sei ein klarer Wettbewerbsnachteil, wenn für den Ökolandbau und Grenzertragsstandorte erzeugtes Saatgut unter konventionellen Erzeugerbedingungen getestet werde. Zudem warnte der agrarpolitische Sprecher der Grünen/EFA vor zu viel Bürokratie, die am Ende nur durch die Großkonzerne bewältigt werden könne.
AbL: Zugang zu Saatgutvielfalt statt Abhängigkeit von Gentechnik-Konzernen
Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) begrüßte derweil am Montag das vorzeitige Ausscheiden des Bayer-Chefs Werner Baumann, hält aber diesen Schritt nicht für ausreichend.
AbL-Bundesgeschäftsführer Georg Janßen mahnt, aus der Corona-Pandemie und dem Angriffskrieg gegen die Ukraine die Lehre zu ziehen, dass Abhängigkeiten von Staaten und Konzernen beendet werden müssten. "Deshalb muss Ziel der Ampel-Bundesregierung sein, dass wir Zugang zu Saatgutvielfalt statt Abhängigkeiten von Gentechnik-Konzernen bekommen, um die Ernährungssicherheit zu gewährleisten. Deshalb fordern wir die Bundesminister Habeck und Özdemir auf, die Konzernmacht zu begrenzen und strengere kartellrechtliche Maßnahmen einzuführen."
Und seine Kollegin Annemarie Volling ergänzt die Forderung, dass Bayer die Zulassungsanträge für "krebsverdächtige Pestizide" zurücknehmen müsse. "Aus Wettbewerbssicht darf es keine horizontalen Fusionen geben. Bayer muss seine Saatgutsparte abgeben, und zwar in die Hände von vielen Saatgutunternehmen. Die Oligopolstellung, die Bayer bei vielen Saatgut-Kulturen hat, muss aufgebrochen werden."
Alle Patente müssten aufgehoben werden und auch die Linien von Hybridsaatgut seien wieder der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen, fordert Volling. Der Zugang zu Saatgutvielfalt sei die Grundvoraussetzung, um die kommenden Herausforderungen wie die Anpassung an die Klimakrise zu stemmen.