Mit knapp 380.000 t liegt aktuell eine sehr große Menge an Milchpulver in der EU-Intervention. Um sich ein Bild von zunächst auch nur einigen tausend Tonnen machen zu können, besichtigten EU-Politiker und der Vorstand des European Milk Board am Mittwoch das belgische Milchpulverlager Vincent Logistics in Herstal. Hier stapeln sich derzeit 12.600 Tonnen Milchpulversäcke und warten auf ihre Weiterverwendung.
Romuald Schaber, Präsident des European Milk Board, möchte die Intervention an sich nicht verteufeln. „Durch die Intervention lassen sich sicherlich saisonal bedingte Mehrmengen auffangen und umverteilen. Es macht Sinn, Milchpulver bei Produktionsspitzen abzuschöpfen und zu einem späteren Zeitpunkt, sobald der Markt sich wieder entspannt hat und die Nachfrage steigt, zu verkaufen“.
Allerdings sei die Intervention kein vollwertiges Kriseninstrument, um einen chronisch instabilen Markt im Gleichgewicht zu halten, so der Vorsitzende des europäischen Milcherzeugerverbandes. Die übervollen Lagerbestände zeigten klar auf, dass die Intervention nicht als permanentes Kriseninstrument tauge. Das Milchpulver steht seiner Meinung nach einer langfristigen Markterholung entgegen.
Das European Milk Board setzt sich für eine generelle Reduktion der Interventionsmengen von derzeit 109.000 Tonnen pro Jahr und eine gleichzeitige Anhebung des Interventionspreises ein. „Das Interventionspulver muss zu einem stabilen Preis verkauft, d.h. das Pulver darf nicht verramscht werden“, betont Erwin Schöpges, belgisches EMB-Vorstandsmitglied. Denkbar wäre es auch, die aktuellen Lagerbestände auf alternativen Wegen marktunschädlich zu räumen.
Der Verband fordert ein in der GAP installiertes Kriseninstrument, das chronischen Marktinstabilitäten entgegenwirken kann. Ein Instrument, das den Markt beobachtet und bei Krisengefahr auf die aktuelle Produktionslage reagiert, in dem es u.a. einen freiwilligen Lieferverzicht schaltet und die Produktionsmenge während des Zeitraums deckelt.