Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

Bisons

Exoten begeistern Genießer: Bisons aus Weinsheim

Ursprünglich durchstreiften sie zu Zehntausenden die nordamerikanische Prärie, heute sind sie sogar in Deutschland anzutreffen: Bisons sind Exoten der Rindfleischerzeugung.

Lesezeit: 4 Minuten

Ursprünglich durchstreiften sie zu Zehntausenden die nordamerikanische Prärie, heute sind sie sogar in Deutschland anzutreffen: Bisons sind Exoten der Rindfleischerzeugung und eine touristische Attraktion.

 

Haustiere sind die „Ur-Rindviecher“ deshalb aber nicht. Bisons sind Wildtiere, sie sind züchterisch kaum bearbeitet. Imposant wirken besonders die männlichen Tiere mit ihrer löwenhaften, dunklen Mähne. Ausgewachsen wiegen die Bullen bei einer Widerristhöhe von etwa 1,7 m rund eine Tonne. Die Kühe sind mit 1,3 m und ca. 600 kg wesentlich kleiner und leichter.

 

Hans-Jürgen Schröder, Vorsitzender des deutschen Bisonzuchtverbandes, schätzt, dass es bundesweit in privater Haltung derzeit ca. 1140 Tiere auf 17 Betrieben gibt. Zur Zucht dienen üblicherweise die eigenen Nachkommen. Werden Jungtiere von anderen Betrieben zugekauft, kosten sie zwischen 1 800 und 2 000 €. Ein Zuchtbulle wechselt für etwa 3 000 € den Besitzer. Häufig tauschen die Halter die Bullen auch untereinander.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Bisons auf 35 ha


Zu den Pionieren in der Bisonhaltung gehört Ulrich Otto aus Weinsheim in Rheinland-Pfalz. Der Transportunternehmer hält gemeinsam mit seiner Frau Marina im Nebenerwerb etwa 70 Bisons.

 

Der Startschuss fiel 1999 mit 15 weiblichen Jungtieren. Ein Jahr später kam ein Bulle hinzu. Seitdem wurde die Herde weiter ausgebaut. Bereits fünf Jungbullen von etwa einem Jahr wurden seitdem zur Blutauffrischung zugekauft.

 

Gehalten werden die Tiere in ganzjähriger, extensiver Freilandhaltung. Ein 1,8 m hoher, massiver Zaun umgibt das Gehege. Zum Schutz vor extremer Witterung steht ein großzügiger Unterstand mit Vorplatz zur Verfügung. Hier werden die Bisons im Winter mit Anwelksilage zugefüttert. Im Sommer reicht den guten Futterverwertern das Weidegras aus, solange mindestens 0,5 ha je Tier zur Verfügung stehen. Für optimale Fleischqualitäten sollten Bisons neben der Weide ausschließlich Raufuttermittel wie Heu und Anwelksilage erhalten. Energiereiches Futter oder Maissilage sollten nur sehr begrenzt gefüttert werden, da Schwergeburten und geringere Fleischqualitäten entstehen können.

 

Untersuchungen und Eingriffe können bei Bisons nur vorgenommen werden, wenn die Tiere fixiert sind. Ulrich Otto treibt die Bisons dazu einmal jährlich durch einen massiven Fangstand. Dieser wurde extra aus Kanada importiert. Umgeben ist der Stand von einem aufwendigen Sortiersystem aus Leitplanken, das der Landwirt selbst gebaut hat. Alle Tiere erhalten im Stand eine prophylaktische Behandlung gegen Endo- und Ektoparasiten. Außerdem ist eine jährliche Blutuntersuchung vorgeschrieben.

 

Für Krankheiten sind Bisons wenig anfällig. Sie können jedoch alle üblichen Rinderkrankheiten bekommen. Otto berichtet, dass seine Tiere sowohl an der Blauzungenkrankheit als auch unter dem Schmallenbergvirus gelitten haben.


Eigene Vermarktung


Geschlachtet wird, sobald 60 % des Fleisches eines Bullen vorbestellt sind. Die Tiere werden mit einem Kopfschuss auf der Weide erlegt (siehe top agrar 10/2012 ab Seite R 26) und dann ausgeblutet. Den Schuss führt Otto entweder selbst durch oder er engagiert dafür einen Jäger. Verarbeitet wird das Fleisch bei einem Metzger in Baden-Württemberg. „Es war schwer jemanden zu finden, der sich mit der Verarbeitung von Bisonfleisch auskennt und gute Produkte daraus herstellt“, berichtet Marina Otto.

 

Für die Vermarktung haben Ottos einen kleinen Verkaufsraum im Wohnhaus eingerichtet. Die Kunden kommen aus über 100 km Umkreis zu ihnen. „Oft sind es Familien aus der Großstadt, die Wert auf eine gesunde Ernährung und artgerechte Tierhaltung legen“, erzählt Marina Otto. Neue Kundschaft gewinnen sie vor allem durch Mundpropaganda.


Filet kostet 50 € pro kg


Interessenten sind bereit, für Bisonfleisch deutlich tiefer in die Tasche zu greifen. So kostet das Kilogramm Bisonfilet ca. 50 €. Der Verkaufserlös für ein komplettes Tier liegt bei etwa 4000 €.

 

Das liegt an der besonderen Qualität: Das Fleisch enthält wenig Cholesterin und Fett, ist aber reich an Mineralstoffen und Proteinen. Bei richtiger Zubereitung schmeckt es durch die kurzen Fleischfasern außerdem sehr zart.

 

Großes Interesse habe auch die hochpreisige Gastronomie gezeigt. „Die wollte aber nur Edelteile abnehmen, den Rest hätten wir immer noch anders vermarkten müssen“, erzählt der Landwirt. Daher hat er abgelehnt und verkauft ausschließlich an den Endverbraucher.

 

Derzeit bekommt die Familie alle Produkte über den Verkauf ab Hof komplett vermarktet. Neben dem Fleisch lassen sich auch Nebenprodukte verkaufen. Für ein Fell von guter Qualität erlösen sie etwa 1 000 €. Abnehmer sind Indianerliebhaber und Westernfreunde.


Hartes Geschäft


Trotz der relativ guten Erlöse ist die Bisonhaltung ein hartes Geschäft. Denn wer Geld verdienen möchte, braucht viel Geduld. Das liegt unter anderem daran, dass Bisonkühe erst mit drei Jahren das erste Kalb zur Welt bringen. Auch bis zur Schlachtreife vergeht mit etwa 2,5 Jahren viel Zeit.

 

Zudem macht die Vermarktung des Fleisches viel Arbeit und kostet Zeit. Deshalb will Familie Otto die Herde auch nicht weiter aufstocken, da sie das zusätzliche Fleisch sonst über einen Stand auf dem Wochenmarkt verkaufen müsste. (ad, Originaltext Sophie Lösing)

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.