Die Feststellung der Almflächen mit Hilfe von Satellitenaufnahmen und digitaler Vermessungstechnik, für die das Wiener Landwirtschaftsministerium und die Agrarmarkt Austria (AMA) zuständig sind, sorgt in Österreich weiterhin für großen Ärger.
Stein des Anstoßes sind Abweichungen zu den Ergebnissen der früheren Erhebungsmethode. Die Berechnungen der Landwirte, wie viele der Almflächen Futterflächen sind, waren über Jahre gemeinsam mit den Agrarbezirksbehörden und Landwirtschaftskammern der Länder erstellt worden.
Luft haben sich jetzt offenbar einige Obmänner des Österreichischen Bauernbundes und Präsidenten von Landwirtschaftskammern in einem kritischen Schreiben an Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich und die Bauernbundspitze gemacht. Davon berichtete vergangene Woche der FPÖ-Agrarsprecher Harald Jannach.
Laut Jannach soll die digitale Flächenfeststellung wesentlich größere Probleme mit sich bringen als bislang angenommen. „Die durchgesickerten Feststellungsergebnisse der Almflächen am Bildschirm bringen nicht nachvollziehbare Flächenauswertungen und damit verbundene Rückforderungen und Sanktionen bei den Betriebsprämien und - besonders schwerwiegend - auch bei den Geldern der Zweiten Säule mit sich“, zitierte der FPÖ-Agrarier aus dem internen Schreiben. Es werde darauf verwiesen, „dass sowohl die Almobmänner als auch die Kammerangestellten immer nach den Vorgaben der Kontrollmaßstäbe und nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt haben“.
Bei den Ermittlungen habe man sich stets an die Maßstäbe der AMA-Kontrolleure gehalten, und bis 2010 hätten die damaligen „Vor-Ort-Kontrollen“ keine besonderen Auffälligkeiten ergeben. Wie dramatisch die neue Flächenfeststellung sein dürfte, zeige sich in der Forderung nach einem sofortigen Stopp der vorgesehenen Bildschirmprüfung, so Jannach. Zudem werde in dem Schreiben verlangt, eine neuerliche Vorortkontrolle bei allen „nicht nachvollziehbaren“ Beanstandungsfällen zu erwirken.
Sollte die derzeitige Vorgehensweise nicht geändert werden, werde Tausenden Betrieben und bäuerlichen Familien durch Rückforderungen das hart verdiente Einkommen geschmälert; in Extremfällen sei sogar deren Existenz gefährdet. Dadurch könnte die Bewirtschaftungsstruktur auf den Almen innerhalb kürzester Zeit „einen noch nie dagewesenen Wandel“ erfahren. (AgE)