Die Bauern fühlen sich derzeit von der Politik verlassen. Vor allem in Schleswig-Holstein unter Führung des grünen Agrarministers Robert Habeck ist der Frust groß. Der dortige Bauernverband schlägt daher einen provokanten Deal vor:
„Wir Bauern garantieren ab morgen
- 100 % Biolandwirtschaft,
- 100 % Tierwohl,
- 100 % Artenvielfalt in Schleswig-Holstein!“
Einzige Bedingung sei aber, dass Minister Habeck alle Landwirte einstellt - gerne zum Landesmindestlohn. Das bedeute 9,18 die Stunde. Es heiße aber auch: 38,5 Stunden-Woche. „Wochenendarbeit wird mit einem Aufschlag vergütet. Erntebedingte Überstunden werden, wie bei Behörden üblich, abgefeiert. 30 Tage Urlaub sind selbstverständlich“, schreibt Sönke Hauschild vom Bauernverband SH.
Der Grüne Deal im Detail
Und weiter heißt es in dem Text „Der Grüne Deal“: „Die erforderlichen vielfältigen Sachkundenachweise werden wir im Rahmen eines Aus- und Weiterbildungsplanes gerne an attraktiven Seminarstandorten auffrischen. Unsere persönliche Weiterentwicklung können wir im Bildungsurlaub voranbringen. Darauf freuen wir uns! Ach, eine Frage haben wir an unseren neuen Chef: Welche Sachkunde haben Sie eigentlich?
Wir werden dann auch ordentlich streiken, denn jetzt haben wir ja mehr Rechte und nicht mehr ganz so viele Pflichten. Oh, zu den Pflichten: Die Buchführung und zahlreiche Dokumentationen, die vielen Anträge, die wir heute nach Feierabend erledigen, gehen natürlich der guten Ordnung halber an das Landesamt LLUR über. Dafür haben wir dann keine Zeit mehr. Oder Sie entlohnen unsere Frauen, die das oft genug und sehr gut machen. Gute Arbeit muss aber ordentlich entlohnt werden! Hier reichen 9,18 Euro nicht.
Sollten wir Fehler machen, dann werden Sie das mit einem Hinweis auf die steigende Zahl an Gesetzen und eine wuchernde Bürokratie aus Brüssel und Berlin sicherlich zu entschuldigen wissen. Denn jeder Fehler würde ja auf Sie zurückfallen - als unserem Chef.
Wir verlangen natürlich eine faire Pacht für Fläche und Gebäude. Ob neue Ställe gebaut werden, entscheiden allein Sie. Ebenso, wie tierfreundlich diese aussehen. Solche Tierwohl-Ställe können Sie dann nicht nur fördern, sondern gleich komplett finanzieren.
Sie entscheiden natürlich auch, ob wir ganz ohne Tierhaltung wirtschaften. Oder ob wir überhaupt noch wirtschaften und nicht gleich auf die Pflege der Landwirtschaft setzen. Das sorgt sicherlich für weniger Kritik. Wobei uns dies egal wäre, denn in der Kritik stünden ja Sie.
Sollten wir doch etwas erzeugen, müssten Sie sich bitte selber um faire Preise für Ihre Produkte kümmern. Denn alle Erzeugnisse aus dem Stall und vom Acker gehören dann Ihnen. Bei dem geballten Angebot eines ganzen Bundeslandes haben Sie sicherlich die nötige Marktmacht, um das Wirtschaftssystem zu ändern. Sie sagen, die niedrigen Preise seien nicht in Ordnung? Recht haben Sie! Jetzt können Sie die Preise mit einer einzigen Minister-Entscheidung auf das Niveau anheben, das Sie für richtig halten!
Sie sagen uns jeden Tag was wir wann zu tun haben. Denn mit 9,18 Mindestlohn wird selbstständiges Denken nicht entlohnt. Das Management des Betriebes ist also ganz Ihre Sache! Hier würde sich als Hilfe die Stiftung Naturschutz anbieten. Die übt das auf ihren Flächen ja schon länger.
- Die Düngung fahren wir gerne auf ein Hunger-Niveau herunter, wie in Dänemark. Brotweizen kann man ja auch von außerhalb Schleswig-Holsteins zukaufen.
- Auch wenn es in Lebensmitteln nachweislich keine Rückstände gibt, sollte der Pflanzenschutz nicht nur mit einer Abgabe belegt werden, wie Sie es fordern. Er sollte völlig unterbleiben, ganz im Sinne einer gesellschaftlich akzeptablen Nulltolleranz-Politik.
- Antibiotika? Hier können Sie eine sofortige Verbannung aus Ihren Ställen anordnen. Keine Diskussion mehr mit störrischen Bauern. Sie müssen uns nicht mehr mit Ordnungsrecht drohen. Der Dienstherr ordnet an und wir setzen um. Das Abwägen zwischen dem Leid kranker Tiere und der von Ihnen geschürten Angst in der Bevölkerung? Ihr Problem, Herr Minister.
- Wer unsere Flächen betritt und dabei die Saat zertritt, ist uns dann rein rechtlich egal, auch wenn es den einen oder anderen Bauern persönlich ebenso stören mag, wie das angesprochene Tierleid.
- Dauergrünland: Das erhalten wir gerne für sie, es macht auch weniger Arbeit. Und wenn es noch etwas mehr Grünland sein darf - immer gerne!
- Auch der Knick darf dann wachsen, wie Sie es wollen. Die Pflege übernimmt aber besser die Straßenbauverwaltung. Die macht das heute schon sehr gut und uns fehlt einfach die entlohnte Zeit dafür.
- Strommasten für 380 KV-Leitungen sollen im Acker stehen und nicht auf dem Knick? Super Idee! Warum den Acker schützen, wenn wir doch von der Natur leben, wie Sie sagen?
- Die Flächen für die Umsetzung des Biotopverbundsystems auf 15 % der Fläche haben Sie in Zukunft selber. Es können auch gerne 20 % werden, wir sind da Ihre besten Freunde!
- Jakobskreuzkraut: Für uns kein Problem! Sieht doch schön gelb aus und ersetzt in der Landschaft den Raps, den wir ohne Pflanzenschutzmittel nicht mehr anbauen werden.
- Zur Wasserrahmenrichtlinie: Wir schlagen Ihnen 30 Meter Randstreifen an allen Gewässern vor! Das macht weniger Arbeit und wäre politisch sicherlich ein Riesen-Erfolg für unseren neuen Arbeitgeber!
Herr Minister
Wenn endlich das Auge des Habeck das Vieh mästet, würden Sie mit einem Schlag
- alle politischen Probleme lösen,
- den zahlreichen Forderungen der NGOs entgegenkommen,
- ihre Wähler zu Begeisterungsstürmen hinreißen und
- sich für höhere politische Weihen empfehlen.
Herr Minister,
in einer Zeit, in der die Politik dafür sorgt, dass die Gewinne der Bauern sozialisiert, die Risiken aber privatisiert werden und die Schuld an vielen Themen sich auf die Bauern fokussiert, hat eine solche Idee sicherlich einen großen Reiz. Doch wollen wir ihnen, abgesehen von der Macht des Marktes, sagen, warum das leider nicht geht: Weil wir Bauern das nicht können.
Wir können unser Denken, unser Wissen, auch unser Fühlen nicht abstellen. Wir sind anders gestrickt. Wir halten Tiere, Äcker und Wiesen für wertvoll, schützenswert. Wir wollen weiter selber Milch und Fleisch anbieten, statt uns auf andere zu verlassen. Wir wollen unsere Landschaft erhalten und nicht voll-renaturieren. Denn wir leben nicht in der Stadt, wie Sie. Tut uns leid.“