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Folgen der Green-Deal-Reduktionsziele zu optimistisch dargestellt

Raps könnte aus dem Anbauprogramm der Landwirte nahezu verschwinden. Das ist nur eine der Folgen des Green Deal aus der Farm-to-Fork-Strategie. Agrarökonomen reden Klartext.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Auswirkungen der im Rahmen des Green Deal in der Farm-to-Fork-Strategie aufgestellten Reduktionsziele sind in der Studie der Gemeinsamen Forschungsstelle (GFS) der EU-Kommission teils zu optimistisch beschrieben. Zu diesem Ergebnis kommt das von Agrarökonomen gebildete Netzwerk „agri benchmark“ in einer aktuellen Untersuchung.

Konkret seien vor allem die Folgen einer Minderung des chemischen Pflanzenschutzes zu positiv eingeschätzt worden. So müsse ein Ertragsrückgang von 10 % bei einer Halbierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln, wie vom GFS erwartet, als „eher optimistische Annahme“ angesehen werden, erklärt „agri benchmark“.

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Nach seiner Einschätzung könnte es zwar beispielsweise bei spät gesätem Winterweizen Situationen geben, in denen dies möglich sei. In anderen Kulturen dürften die Ertragsverluste jedoch deutlich höher ausfallen. Bei sehr empfindlichen Kulturen wie Raps könne das Reduktionsziel sogar dazu führen, dass diese Kultur aus dem Anbauprogramm der Landwirte weitgehend verschwinde.

Auch die Erträge weiterer wichtiger Kulturpflanzen, wie Kartoffeln und Zuckerrüben, hingen stark von der Verwendung von Pflanzenschutzmitteln ab. Aber auch derzeit weniger verbreitete Nutzpflanzen wie Bohnen, Erbsen oder Sojabohnen, die laut dem Netzwerk für die angestrebte Ausweitung der Fruchtfolgen dringend benötigt werden, seien stark auf chemischen Pflanzenschutz angewiesen. Tatsächlich sei der bereits bestehende Mangel an kulturpflanzenspezifischen, zugelassenen Pflanzenschutzmitteln ein Hauptgrund für deren derzeitige Nischenrolle.

Regionale Düngemittelexporte zulassen

Als „vernünftig“ bezeichnet „agri benchmark“ dagegen die Annahme der GFS, dass Kürzungen des Stickstoffüberschusses - die EU-Kommission will diesen halbieren - die Erträge nicht wesentlich beeinträchtigen würden, sofern starke Kürzungen der Stickstoffanwendung lediglich bei hohem Überschuss erfolgten.

Dort, wo der Überschuss ohnehin niedrig sei, sollten jedoch keine oder nur geringe Kürzungen erfolgen. Kritisch wird deshalb festgestellt, dass die EU-Politik nicht in erster Linie darauf abziele, hohe Stickstoffüberschüsse zu senken. Vielmehr werde vor allem angestrebt, den Düngemitteleinsatz grundsätzlich zu reduzieren.

Positiv sei hervorzuheben, dass kein Null-Überschuss angestrebt werde. Dieser würde die Bodenfruchtbarkeit auch negativ beeinflussen.

Wenig plausibel sei mit Blick auf das GFS-Modell, dass es keine regionalen Düngemittelexporte zulasse. Das Agrarökonomen-Netzwerk stellt hierzu fest, dass gesetzt den Fall, Gülle würde Mineraldünger ersetzen, dies im Hinblick auf die Emissionen der Treibhausgase (THG) von Vorteil sein dürfte. Der Einsatz von Mineraldünger verursache im Vergleich zur Gülle etwa doppelt so viele THG-Emissionen, was auf die Produktionsprozesse und die Nutzung fossiler Brennstoffe bei der Herstellung der Mineraldünger zurückzuführen sei.

Angenommene Verknappung nicht plausibel

Kritisiert wird von „agri benchmark“ auch, dass bei einem Abbau der heimischen Tierproduktion in den Modellen angenommen werde, dass dieser nicht durch erhöhte EU-Importe kompensiert werden könne.

Ihre Zweifel an der Berechtigung dieser Annahme begründen die Agrarökonomen mit einigen Zahlen: Die EU-27 produziere jährlich rund 22 Mio t Schweinefleisch; eine Minderung um rund 15 %, wie von der GFS prognostiziert, entspreche 3,3 Mio t. Zu bedenken sei, dass von 2015 bis 2020 die jährlichen Schweinefleischimporte Chinas um etwa 3 Mio t gestiegen seien und im selben Zeitraum allein die russische Schweinefleischproduktion um 1 Mio t zugenommen habe.

Diese Zahlen deuten laut dem Netzwerk darauf hin, dass die prognostizierte Verknappung des Schweinefleischangebots nicht sehr plausibel ist. Damit sei auch der von der GFS prognostizierte Anstieg der Fleischpreise weniger wahrscheinlich.

Höherer Getreideertrag durch Grünlandausbau?

Insgesamt „wundern“ sich die Wissenschaftler von „agri benchmark“ über die verschiedenen vagen Versprechen in der GFS-Studie bezüglich der positiven Nebeneffekte der vorgeschlagenen Änderungen. Als Beispiel wird unter anderem der Satz zitiert, „diese Nebeneffekte würden die Kosten der vorgeschlagenen politischen Interventionen senken“.

Ferner erkläre die Gemeinsame Forschungsstelle der Kommission, dass der Ökolandbau mit einem höheren Artenreichtum verbunden sei, der sich positiv auf Ökosystemleistungen wie Bestäuber auswirken könne. Dies könne zu höheren Erträgen auf der restlichen landwirtschaftlichen Fläche führen, ähnlich wie bei einem reduzierten Pflanzenschutzmitteleinsatz, zitiert „agri benchmark“ aus der GFS-Studie.

Kritisiert wird von den Agrarökonomen außerdem, dass der GFS über einen positiven Ertragseffekt beim Getreide- und Ölsaatenanbau aufgrund einer Ausweitung des Dauergrünlands spekuliere.

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