Das Bundeslandwirtschaftsministerium drängt die Europäische Kommission weiterhin zur Einführung einer EU-weiten Meldepflicht für das Schmallenberg-Virus. Das hat Staatssekretär Dr. Gerd Müller bestätigt. Deutschland bereite zusammen mit den Ländern derzeit eine nationale Meldepflicht vor. Entschädigungen an die betroffenen Betriebe könnten aber erst nach positiver Reaktion durch die EU-Kommission erfolgen, erklärte Müller. Zeitgleich müsse die Erforschung eines Impfstoffes vorangetrieben werden.
Die Agrarsprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Dr. Christel Happach-Kasan, forderte eine zügige, unbürokratische Hilfe zur Existenzsicherung der betroffenen Betriebe. Die EU-Kommission müsse eine Neubewertung vornehmen, mahnte die Liberale. Die Argumentation, die Krankheit trete in zu wenigen Mitgliedstaaten auf, sei nicht stichhaltig. Voraussetzung für die Aufnahme in die Liste der meldepflichtigen Krankheiten sollte die nahezu flächendeckende Verbreitung der Krankheit in mehreren Mitgliedstaaten sein und nicht ihr Auftreten in nahezu allen Ländern, verlangte Happach-Kasan.
In Deutschland wurde das Schmallenberg-Virus bis zum vergangenen Freitagmittag dem FLI zufolge bei Tieren auf 820 Betrieben festgestellt, darunter 293 in Nordrhein-Westfalen, 132 in Niedersachsen, 104 in Hessen und 95 in Schleswig-Holstein; das Kieler Landwirtschaftsministerium berichtete aber nur wenige Stunden später schon von 106 Tierhaltungen. Betroffen sind weiterhin vor allem Schafhaltungen. Bei den Schafen sei der Erreger hauptsächlich bei missgebildeten Lämmern im Gehirn festgestellt worden, so das FLI. Die Missbildungen seien eine Spätfolge der Infektion zu einem früheren Stadium der Trächtigkeit im Sommer beziehungsweise Herbst 2011. (AgE)