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Kommentar

Frauen, die für ihren Hof brennen

Es ist Zeit, verkrustete Strukturen aufzubrechen! Nicht das Geschlecht dürfe Maßstab sein. Sondern Interesse und die Verbundenheit zur Landwirtschaft. Das meint Redakteurin Marit Schröder.

Lesezeit: 3 Minuten

Eine gute Bekannte sprach kürzlich über ihren elterlichen Betrieb. Die Hofübergabe an ihren Bruder stand kurz bevor. „Ich weiß gar nicht, ob ich vielleicht auch Interesse an der Landwirtschaft gehabt hätte“, sagte sie einigermaßen unvermittelt. „Mein Bruder war von klein an mit auf dem Hof unterwegs, bekam Trampeltrecker geschenkt und fieberte der Ernte entgegen. Ich buddelte im Gemüsebeet und bekam Bücher.“ Dass ihr jüngerer Bruder den Hof übernimmt, war für die Eltern völlig klar. Schließlich hatte er sich doch schon von Kindesbeinen an für die Landwirtschaft interessiert.

Beinahe europäisches Schlusslicht

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Mädchen helfen im Haushalt, Jungen auf dem Hof – solche geschlechtsspezifischen Aufgaben sind für Wissenschaftler ein Grund dafür, dass der Anteil an landwirtschaftlichen Betriebsleiterinnen in Deutschland bei nur 10 % liegt. Das ist beinahe europäisches Schlusslicht. Ein weiterer Grund: Teils scheint die Vorstellung, landwirtschaftliche Betriebe dürften nur Söhnen übergeben werden, noch tief verwurzelt – auch, wenn das seit 1947 nicht mehr der Fall ist.

Erziehung und traditionelle Rollenbilder haben einen Effekt auf die Interessenbildung der Kinder. In den allermeisten Fällen passiert dies nicht mit Vorsatz, sondern unbewusst. Aber es passiert. Und so kommt es unter Geschwistern selten vor, dass Töchter Interesse am Hof entwickeln, wenn zeitgleich Brüder da sind. Oder, falls doch, dass die Wahl auf die Tochter fällt. In den wenigen Fällen, in denen der Betrieb an eine Tochter geht, war häufig schlicht kein Bruder da.

Keine Brüder auf dem Hof

Eine Beobachtung, die wir auch in der Recherche zu unserem aktuellen Einblick gemacht haben. Dazu haben wir drei Frauen getroffen: eine angehende, eine aktive und eine ehemalige Betriebsleiterin. Was sie eint: Alle haben keine Brüder. Auch den von uns befragten Expertinnen sind keine Betriebe bekannt, in denen der Tochter der Vortritt gelassen wurde. Natürlich gibt es auch positive Gegenbeispiele. Die Regel sind sie aber bei weitem nicht.

Eine weitere Beobachtung unseres Einblicks: Führen Frauen einen Betrieb, kommt insbesondere in der Familienphase die sogenannte „Care-Arbeit“ oft noch dazu. Unter „Care-Arbeit“ werden Hausarbeit und Kinderbetreuung, aber auch die Pflege von Angehörigen verstanden. Frei nach dem Motto „Mutti macht das schon“ ist der Rollenwechsel eine Einbahnstraße.

Dass Väter in Elternzeit gehen oder sich Haushalt und Pflege aufgeteilt werden, ist immer noch viel zu selten der Fall – aber eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Frauen sich voll auf ihre Leitungsrolle fokussieren können und die Mehrfachbelastung sie nicht zermürbt.



Zeit, verkrustete Strukturen aufzubrechen! Nicht das Geschlecht und veraltete Tradition dürfen Maßstab sein. Sondern tatsächliches Interesse und die Verbundenheit zur Landwirtschaft. Denn – und auch das zeigen unsere Beispiele – Frauen brennen für ihren Job und Betrieb.

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