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Frontal 21: Futtermittel-Lobby will Vorsorgeprinzip ausschalten

In der Sendung vom 13. Oktober berichtete Frontal21 über die Genehmigung der EU für den Import von 17 gentechnisch veränderten Pflanzen zur Verwendung in Lebens- und Futtermitteln, darunter zwei Sorten mit umstrittenen Antibiotika-Resistenzen.

Lesezeit: 5 Minuten

In der Sendung vom 13. Oktober berichtete Frontal21 über die Genehmigung der EU für den Import von 17 gentechnisch veränderten Pflanzen zur Verwendung in Lebens- und Futtermitteln, darunter zwei Sorten mit umstrittenen Antibiotika-Resistenzen.

 

Das ZDF-Magazin verweist in diesem Zusammenhang auf den Nicht-EU-Staat Norwegen, der kurz zuvor ebensolche Futtermittel wegen möglicher Risiken verboten hatte. Dort sei die Sorge aufgrund zunehmender Probleme mit Antibiotika-resistenten Infektionen groß. 

 

in Norwegen gelte eben das Vorsorgeprinzip. Diesem Vorsorgeprinzip hat sich laut Frontal21 im Jahr 2000 eigentlich auch die EU verpflichtet und bereits 2001 eine Richtlinie erlassen, nach der die problematischen Gen-Futtermittel bis zum Jahr 2008 vollständig vom EU-Markt verschwinden sollten. Doch davon will sie heute nichts mehr wissen. Im Gegenteil: In Brüssel fordere nun die EU-Futtermittel-Lobby nicht nur die schnellere Zulassung von gentechnisch veränderten Futtermitteln, sie wolle auch gleich das lästige Vorsorgeprinzip ersetzen.

 

Die Hintertür dazu würde nun der geplante Freihandel mit den USA und Kanada öffnen. Denn dort gilt: Erst wenn etwas nachweislich gefährlich ist, muss es vom Markt. Gesundheitliche Bedenken reichen nicht.


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Offener Brief von Prof. Dr. Klaus-Dieter Jany zur ZDF-Frontal 21 Sendung


Über diesen ZDF-Beitrag hat sich der Genetiker Prof. Dr. Klaus-Dieter Jany, Ehrenvorsitzender des Wissenschaftlerkreises Grüne Gentechnik, sehr geärgert. In einem Offenen Brief begründet er seine Kritik. Hier der Text im Original-Wortlaut:


„Vor langer Zeit war die ZDF-Sendung „Frontal 21“ ein investigatives Magazin, bei dem Richtigkeit/Wahrheit und journalistische Sorgfalt als hohe Ideale galten. Gegenwärtig werden diese Ideale bzw. Qualitätsmerkmale immer mehr zu Gunsten von Stimmungs- und/oder Panikmache aufgegeben.

 

Ein Beispiel hierfür stellt die Sendung vom 13.10.2015 mit dem Titel „ Gentechnik im Tierfutter –TTIP durch die Hintertür“ dar. Aufhänger der Sendung war die Demonstration gegen TTIP in Berlin und zum Beweis, dass mit TTIP das Vorsorgeprinzip und Lebensmittelsicherheit aufgegeben bzw. unterhöhlt werden, dient die Tierfütterung mit Futtermitteln aus gentechnisch veränderten Pflanzen.

 

Die gesamte Beweislage fußt auf der Verbreitung von Antibiotika-Resistenzgenen aus gentechnisch veränderten Sojabohnen („Gensoja“). So z.B. „Die Fisch-Experten fürchten vor allem Gensoja-Sorten, in die Resistenzen gegen Antibiotika eingebaut sind.“ oder „ Das Futter kann verschiedene Soja-Sorten enthalten, auch solche mit sogenannten Antibiotika- Resistenzmarkern. Die sind hier trotz bekannter Risiken immer noch erlaubt“ oder „…. manipulierte Gene unkontrolliert weiterverbreiten….“

 

Zum Schluss stellen sie richtig fest, dass zwei der 17 neu zugelassenen Genpflanzen Antibiotika-Resistenzmarker enthalten. Da bislang aber lediglich von Gen-Soja gesprochen wurde, muss der Zuschauer annehmen, dass es sich hier ebenfalls um gentechnisch-veränderte Sojabohnen handelt. Klar, mit einem trockenheitsresistenten Mais hätten sie den Zuschauer nur verwirrt, er hätte den Zusammenhang kaum verstanden! Allerdings enthalten alle in der EU zugelassenen gentechnisch veränderten Sojabohnenvarietäten keine Antibiotikaresistenz-Markergene.

 

Der Sachkundige fragt sich dann allerdings wie die nicht vorhandenen Antibiotika-Resistenzgene auf Fische oder Mikroorganismen übertragen werden können. Was als Genmaterial nicht vorhanden ist, kann auch nicht transferiert werden! Die Redakteure haben sich offensichtlich über das Vorhandensein von Antibiotika-Resistenz-Genen in gentechnisch veränderten Pflanzen nicht oder kaum sachkundig gemacht. Wenn ja, muss man vermuten, sie haben bewusst verschwiegen, dass in gentechnisch veränderten Sojabohnen solche Markergene nicht vorhanden sind.

 

Im ersteren Fall sind sie der journalistische Sorgfaltspflicht nicht nachgekommen; im zweiten Fall haben sie zur Effekthascherei die Zuschauer bewusst getäuscht. Beides sollte eigentlich bei einem Magazin wie Frontal 21 nicht vorkommen oder geduldet werden. Dies auch nicht unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit und/oder der Verpflichtung öffentlicher Fern- und Rundfunkanstalten zur Information von Bürgerinnen und Bürger.

 

Bei der Auswahl seines „Demonstrationsmodells“, hier Lachse, hat selbstverständlich jeder Journalist seine verbriefte Freiheit. Die weitere Problematik sollte dann aber sachgerecht und -kundig dargestellt werden. Antibiotika-Resistenzgene können durchaus bei entsprechenden Selektionsdruck transferiert werden, wie wir es ja leidvoll aus der Humanmedizin kennen. Dieser Selektionsdruck liegt bei dem massenhaften Einsatz von Antibiotika bei der Fütterung von Lachsen in der Massentierhaltung („bis zu 120.000 Lachse im Wasserkäfig“) vor. Mikroorganismen im Meerwasser bzw. aus den Ausscheidungen der Fische können durch diesen enormen Selektionsdruck Antibiotika-Resistenzen entwickeln, die dann wieder in den Ernährungskreislauf münden. Hierüber verlieren die Redakteure jedoch kein Wort.

 

Trotz eines hohen Selektionsdruck können jedoch keine Antibiotika- Resistenzgene aus „Gensoja“ übertragen werden oder sich auf den Schleimhäuten unkontrolliert ausbreiten, wenn diese Gene in dem „Soja-Genfutter“ nicht vorhanden sind. In der Sendung wurde jedoch meisterhaft der Zaubertrick – etwas zu übertagen was nicht vorhanden ist-, angewandt. Noch bemerkenswerter ist, das von den im Gen-Soja nicht vorhandenen Antibiotika-Resistenzgene Risiken ausgehen und die EU-Kommission das Prinzip der Vorsorgeverpflichtung aufgibt.

 

Die rasante Ausbreitung von Antibiotika-Resistenzen stellt sicherlich ein großes Problem und eine Herausforderung dar. Maßnahmen zu ihrer Eindämmung, wie sie bereits eingeleitet worden sind, sind unbedingt notwendig. Gentechnisch veränderte Pflanzen spielen hier eine untergeordnete Rolle, vielmehr muss der lasche und fast zügellose Einsatz von Antibiotika in der Medizin und Tierhaltung unterbunden werden.“

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