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topplus GAP-Prämienantrag 2023

Hitliste der Öko-Regelungen: Was hat funktioniert – was nicht?

Ein Großteil der Öko-Regelungen geht offensichtlich am Interesse der Landwirte vorbei. Doch es gibt Ausnahmen. Ein Überblick, wie beliebt die neuen GAP-Leistungen 2023 bei den Betrieben sind.

Lesezeit: 6 Minuten

Die Landwirtinnen und Landwirte halten sich 2023 bei den neuen Öko-Regelungen aus der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) noch zurück. Das zeigen die Zahlen, die die Bundesländer nach Antragsende Mitte Mai an das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) weitergeleitet haben (siehe Tabelle unten).

Auf knapp 6 Mio. ha Fläche haben die Betriebe 2023 Öko-Regelungen angemeldet. Je nach Art der Öko-Regelung ergibt sich allerdings beim Interesse der Praktiker ein äußerst gemischtes Bild. Dabei haben die Förderungen für Grünland besser abgeschnitten als die für den Ackerbau.

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Extensive Grünlandwirtschaft gefragt

Am besten funktioniert hat die Öko-Regelung 5, die extensive Bewirtschaftung von einzelnen Dauergrünlandflächen mit Nachweis von mindestens vier regionalen Kennarten. Diese haben laut den Daten 42.501 Antragsteller ausgewählt und auf 1,16 Mio. ha angewendet. Damit liegt die Fläche um 81 % höher als die Fläche, die das BMEL in seinem Strategieplan als Erwartungshaltung angenommen hatte. Als Prämie gibt es 240 €/ ha. Das scheint für die Betriebe attraktiv zu sein.

An die Erwartungen heran kommt den Daten zufolge auch die Öko-Regelung 7, Schutzziel orientierte Bewirtschaftung in Natura 2000-Gebieten. Rund 33.752 Betriebe haben diese Maßnahme ausgewählt und wenden sie auf 1,13 Mio. ha an. Eine Quote von 86 % im Vergleich zur Planung. Hier gibt es 40 €/ha.

Auch die Extensivierung des gesamten Dauergrünlandes des Betriebes, das über die Öko-Regelung 4 mit 115 €/ha gefördert wird, hat einigermaßen Anklang gefunden. Die Maßnahme haben 33.772 Betriebe auf 1,32 Mio. ha angemeldet.

Vielfältige Fruchfolge nicht attraktiv genug

Beim Ackerbau kommt die dort insbesondere angepriesene Öko-Regelung 2 der vielfältigen Kulturen mit mindestens fünf Hauptfruchtarten einschließlich 10 % Leguminosen nur mittelprächtig an. Die Maßnahme haben bundesweit 12.151 Antragsteller ausgewählt. Die Fläche erreicht mit 1,73 Mio. ha rund 65 % der erwarteten Fläche aus dem Strategieplan. Die in den letzten Zügen der GAP-Verhandlungen im Bundestag noch auf 45 €/ha erhöhte Förderung hat damit wohl trotzdem weniger Betriebe überzeugen können als erhofft.

Wenig bis gar nicht haben insbesondere die Öko-Regelungen zu den nicht produktiven Flächen und Blühflächen, zum Pflanzenschutzverzicht auf Ackerland und Dauerkulturen und die zur Agroforstwirtschaft funktioniert.

Zusätzliche Brachflächen nur selten lohnend

Brachflächen, die über die Größenordnung von 4 % der Ackerfläche hinaus gehen, sind bundesweit nur auf 52.689 ha von den Landwirten angelegt worden. Allerdings bot diese Öko-Regelung mit der Aussetzung der verpflichtenden Stilllegung für 2023 nur einen Anreiz für solche Betriebe, die dennoch 4 % ihrer Ackerfläche brachlassen wollten oder mussten. Diese haben die in der Spitze 1.300 €/ha für 1 % mehr an nichtproduktiver Fläche gern abgeschöpft. Die nichtproduktive Fläche erreichte so aber nur 17 % der erwarteten Fläche.

Wegen der Öko-Regelung 6 auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel zu verzichten war nur für sehr wenige Betriebe mit 130 €/ha attraktiv. Beim Grünfutter- und Ackerfutter waren es immerhin 21.997 Antragsteller, bei den Ackerbau- und Dauerkulturen zusammen nur 6.403 Betriebe. Bei den angemeldeten Flächen ist die Erwartung aus dem GAP-Strategieplan beim Grün- und Ackerfutter zur Hälfte beim Ackerbau und den Dauerkulturen nur zu 11 % erfüllt worden.

Kaum Anträge für Agroforstwirtschaft

Besonders drastisch ist die Fehlerwartung des Ministeriums bei der Agroforstwirtschaft zu sehen. Lediglich 67 Antragssteller bundesweit hat es gegeben, die eine Beibehaltungsförderung von 60 €/ha für ihr Agroforstsystem über die Öko-Regelung 3 beantragt haben. Die real beantragte Fläche von 51 ha liegt weit entfernt von den 25.000 ha, die das Bundeslandwirtschaftsministerium als Erwartungswert vorgegeben hatte. Grund sind die komplizierten Anforderungen, die der Bund an die Öko-Regelung zur Beibehaltung von Agroforst stellt. Sie passen nicht zu den meisten Agroforstsystemen, die es schon gibt.

Rukwied: Ökonomischer Anreiz oft nicht gegeben

Bei den Verbänden ist das mäßige Abschneiden der Öko-Regelungen schon erwartet worden. „Die Zurufe vieler Berufskollegen haben sich bestätigt, dass sie ihren Antrag nur für die Basisprämie gestellt haben“, sagte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes gegenüber top agrar. Der ökonomische Anreiz sei bei den Öko-Regelungen für viele Betriebe nicht gegeben. „Wenn die Teilnahme an den Ökoregelungen am Ende zu einem schlechteren Betriebsergebnis führt, dann macht das der Betrieb nicht“, sagte Rukwied.

Vorschläge, wie es mit den Öko-Regelungen besser läuft, gibt es. Rukwied und der Bauernverband fordern eine deutliche Anhebung der Prämien etwa für die vielfältige Fruchtfolge auf mindestens 75 €/ha. Zudem will der DBV eine zusätzliche Öko-Regelung für das Grünland über einen Grünland-Klima-Bonus von rund 90 €/ha erreichen. Finanzierungsprobleme sieht der DBV dafür nicht. „Das gibt das Budget her. Das könnte man umsetzen, wenn man es wollte“, sagte Rukwied gegenüber top agrar.

AbL: Prämien auf 130 % erhöhen

Auch die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) fordert als Konsequenz für das mittelmäßige Abschneiden bei den Öko-Regelungen Änderungen. Die AbL fordert das BMEL und die Bundesländer auf, sich darauf zu verständigen, die Prämienhöhen der Öko-Regelungen noch in diesem Jahr auf die maximal möglichen 130 % zu erhöhen. Für das kommende Jahr will die AbL die Prämienhöhen von vornherein deutlich erhöht sehen.

Zudem unterstreicht die AbL ihre Forderung nach einer zusätzlichen Öko-Regelung für die Weidehaltung von Milchkühen. „Wer ernsthaft etwas für den Klima-, Grundwasser- und Artenschutz in der GAP tun möchte, muss endlich damit beginnen, Grünlandbetriebe und die Weidehaltung von Milchkühen in den Öko-Regelungen der GAP angemessen zu honorieren, sagte Ottmar Ilchmann, Milchviehhalter sowie Landesvorsitzender der AbL Niedersachsen.

Agroforstprämie verzehnfachen

Die bei der Agroforstwirtschaft engagierten Verbände haben bereits Ende Mai in einem offenen Brief weitreichende Veränderungen für die Förderung an Bund und Länder adressiert. Darin machen die Verbände konkrete Vorschläge, wie die Anlage von Agroforstsystemen verstärkt gefördert werden kann.

Dazu gehören die Erhöhung der Förderung für die Beibehaltung von Agroforstsystemen um den Faktor 10, veränderte Vorgaben für Abstände zwischen den Gehölzstreifen und die gleichzeitige Nutzung der Agroforst- und der Ökolandbauförderung. Zudem wollen sie eine Förderung für die Neuanlage von Agroforstflächen erreichen. Nur so könnte die Bundesregierung ihre Flächenziele beim Agroforst erreichen.

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