Kritik
Gartenbauverband: "Pflanzenschutzverbote zerstören die Kulturlandschaft!"
Eindringlich warnt Gartenbaupräsident Jürgen Mertz vor den strukturellen Folgen einer aus seiner Sicht völlig überzogenen Politik. Besonders das Verbot des Pflanzenschutzes zerstöre Kulturlandschaft
Seine grundsätzliche Kritik an der Pflanzenschutzpolitik der Bundesregierung bekräftigt der Präsident vom Zentralverband Gartenbau (ZVG), Jürgen Mertz. Im Interview mit AGRA-EUROPE warnt Mertz vor einem Vertrauensverlust in die Verlässlichkeit politischer Entscheidungen.
Den im Aktionsprogramm Insektenschutz der Bundesregierung vorgesehenen Verboten bestimmter Pflanzenschutzmittel in Schutzgebieten erteilt der Verbandspräsident eine Absage: „Eine damit einhergehende massive Einschränkung der Bewirtschaftung zerstört letztlich unsere Kulturlandschaft und deren Vielfalt.“
Eindringlich warnt Mertz zudem vor den strukturellen Folgen einer aus seiner Sicht völlig überzogenen Politik. Sollte die Forderung nach einer Halbierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes realisiert werden, wie sie im Volksbegehren in Baden-Württemberg erhoben wird, rechnet Mertz mit dramatischen Folgen für den Gartenbau und eine Verschärfung des Strukturwandels bis hin zu Strukturbrüchen.
Ähnliche Auswirkungen hätte dem Gartenbaupräsidenten zufolge eine CO2-Bepreisung fossiler Energieträger. Deren Verteuerung könne für Unterglasbetriebe existenzgefährdend sein. Von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner erwartet Mertz „eine fachliche, sachliche und deutliche Positionierung gegenüber populistischen Forderungen“.
Fachkräftebedarf auf allen Ebenen
Änderungsbedarf macht der ZVG-Präsident für die anstehenden Beratungen zum Agrarhaushalt 2020 geltend. Eine im Regierungsentwurf vorgesehene Kürzung der Mittel für das Energieeffizienzprogramm lehnt er ebenso ab wie eine Deckelung und Streichung der Beitragszuschüsse für große Betriebe. Betroffen von dieser nach seiner Auffassung sachlich ungerechtfertigten Regelung seien vor allem arbeitsintensive Gartenbaubetriebe mit vielen Mitarbeitern und hohen Lohnsummen.
Der ZVG werde Betriebe dabei unterstützen, gegen die Beitragsbescheide der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) Widerspruch einzulegen.
Nach wie vor ungelöst ist laut Mertz das Problem des Arbeitskräftemangels im Gartenbau. Dies gelte sowohl für Saisonarbeitskräfte, die künftig auch aus weiteren Drittländern gewonnen werden müssten, als auch für „Fachkräfte auf allen Ebenen“. Einer höheren Entlohnung misst der ZVG-Präsident nur eine beschränkte Wirkung bei: „Die große Schwierigkeit ist, dass der Markt die Steigerungen des Lohnniveaus auch widerspiegeln muss, und davon sind wir weit entfernt.“