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Kommentar

Geld allein ist kein Maßstab

Fragt man Landwirte, was sie am meisten quält, sind es nicht etwa schlechte oder schwankende Gewinne. Mehr als das belasten sie die überbordende Bürokratie, überzogene Bau- und Umwelt-Auflagen, ungerechtfertigte Kritik und persönliche Anfeindungen.

Lesezeit: 3 Minuten

Ein Kommentar von Anselm Richard, Chefredakteur beim Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben:

Wenn sich Landwirte ihren Abschluss für das vergangene Wirtschaftsjahr anschauen, kommt keine Freude auf. Denn kaum mehr als 60  000 € sind für Haupterwerbsbetriebe in NRW als Gewinn übrig geblieben. Reicht doch, mag der eine oder andere sagen. Dabei wird vergessen: Der Gewinn des Betriebes ist nicht mit dem Nettoeinkommen eines Arbeitnehmers zu vergleichen. Landwirte müssen aus dem Gewinn noch die Sozialversicherungsbeiträge und theoretisch auch die Entlohnung für Boden, Arbeit und Kapital finanzieren.

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Würden Landwirte der Theorie folgen, bliebe allerdings nicht mehr viel für Privatentnahmen wie Steuern, Versicherungen oder Lebenshaltung übrig. Da sind 60  000 € im Mittel aller Betriebe wahrlich nicht viel Geld. Deshalb schaffen es auch viele Betriebe bei Weitem nicht, ihr Eigenkapital zu mehren. Rund 10 % haben sogar Verlust gemacht.

Doch fragt man Landwirte, was sie am meisten quält, sind es nicht etwa schlechte oder stark schwankende Gewinne. Damit haben viele zu leben gelernt. Mehr als das belasten sie die überbordende Bürokratie, überzogene Auflagen beim Bau- und Umweltrecht sowie ungerechtfertigte Kritik oder persönliche Anfeindungen. Bauern fühlen sich missverstanden und in die Schmuddelecke gedrängt – vor allem die Tierhalter.

Der WLV hat mit seiner Offensive Nachhaltigkeit schon früh ein Zeichen gesetzt, das in der Gesellschaft gut ankommt. Trotzdem wird die Agrarszene insgesamt oft als Problembranche wahrgenommen. Fehlverhalten im Schlachthof oder Giftstoffe im Mischfutter fallen letztlich auch auf die Bauern zurück. Irgendwie gehört dann doch wieder alles zusammen.

Unterstützung aus der sogenannten Lebensmittelkette erfahren die Landwirte und ihre Familien selten. Am wenigsten vom Lebensmitteleinzelhandel. Der tut sich vor allem dadurch hervor, zusätzlich zu den gesetzlichen Vorschriften noch eigene „Spielregeln“ aufzustellen. Dabei geht es um Alleinstellungsmerkmale im Verkauf und um ein möglichst sauberes Image des Handelskonzerns. Extra zahlen will der Handel dafür freilich nicht. Das verschärft die ohnehin schwierige Situation vieler Betriebe und schafft Strukturen, die weder Landwirte noch Verbraucher wollen.

Leider sieht es beim Land- und Viehhandel, bei Landmaschinenhandel und -werkstätten, bei Molkereien und Schlachtern oft nicht besser aus. Wichtiger als finanzielle Zugeständnisse wäre mal ein klares und öffentliches Bekenntnis dazu, was Bauern tun und wie sie es tun. Dass man sie braucht, als Lebensmittelerzeuger und als Wirtschaftsfaktor. Dass sie ihre Arbeit verstehen, sich ordentlich um ihre Tiere kümmern, den Boden im eigenen Interesse pfleglich behandeln und den Wald als Erholungsraum erhalten. Weil sie all das lieben, mehr als Geld. Denn wenn es nur darum ginge, hätten schon viel mehr das Handtuch geworfen.

Hinweis der Redaktion: Gastkommentare geben nicht in allen Bereichen die Meinung der Redaktion wieder. Wir veröffentlichen sie dann, wenn wir sie für einen interessanten Diskussionsbeitrag zur Weiterentwicklung der Landwirtschaft halten.

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