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Gentechnik

Gentechnik und Klonen trotz ihrer Vorteile umstritten

Neue technische Verfahren in der Tierzucht wie Gensequenzierung oder Klonen können einen Beitrag zu einer effizienten und nachhaltigen Erzeugung von Fleisch und tierischen Produkten leisten.

Lesezeit: 4 Minuten

Neue technische Verfahren in der Tierzucht wie Gensequenzierung oder das Klonen von Tieren können einen Beitrag zu einer effizienten, produktiven und nachhaltigen Erzeugung von Fleisch und tierischen Produkten leisten; allerdings bestehen gegenüber der praktischen Anwendung große Vorbehalte in der Gesellschaft. Daher hat sogar das US-Agrarministerium eingestanden, dass die Einführung der Technologie in Europa - trotz klarer Vorteile - keinesfalls sicher ist. Das wurde letzte Woche auf einem Fachsymposium des Friedrich-Loeffler-Instituts in Berlin deutlich. Die Zusammenfassung:


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Technik schon weit verbreitet


„Reproduktionstechniken wie Klonen oder Embryotransfer sind nicht nur in der Tierhaltung weiter verbreitet als viele Menschen wissen“, stellte Prof. Cesare Galli von der Universität Bologna in seinem Statement klar. Wenigen sei bewusst, dass bereits rund 4 Mio. Menschen aufgrund dieser Verfahren das Licht der Welt erblickt hätten.


Was 1996 mit dem „Klonschaf Dolly“ begonnen habe, halte inzwischen aber auch in der Tierzucht immer mehr Einzug. Nach mehreren Jahrzehnten der Forschung seien insbesondere bei der Verwendung von adulten, also voll entwickelten, Zellen in der Klontechnik große Fortschritte erzielt worden, was die zielgerichtete Weitergabe positiver Merkmale des Spendertieres überhaupt erst möglich mache.


Vor allem im Rinderbereich räumte der Forscher aber noch einige Probleme bei der praktischen Anwendung ein. So zeige sich bei geklonten Embryos in der Regel eine längere Tragezeit, die tendenziell zu schwierigen Kalbungen und höheren Verlusten führen könne. Galli betonte jedoch, dass spätestens die Nachkommen von geklonten Kälbern vollkommen normale und gesunde Tiere seien und damit einer Nutzung zumindest aus wissenschaftlicher Sicht nichts im Wege stehe.


Der Forschungsdirektor des französischen Instituts für Agrarforschung (INRA), Prof. Jean-Paul Renard, beklagte dagegen einen großen Kontrast zwischen den Fakten und den gesellschaftlichen Vorstellungen beim Klonen. Dabei sei eine Anwendung dieser Reproduktionsmethode sogar für eine Verbesserung des Tierwohls denkbar. Klonen könne schließlich helfen, gerade die benötigten Merkmale von Nutztieren zu optimieren, die für bessere Haltungsbedingungen beziehungsweise eine verbesserte Tiergesundheit erforderlich seien.


Keime gefährlicher als Klonfleisch


„Fleisch von geklonten oder genetisch modifizierten Tieren birgt nach wissenschaftlicher Erkenntnis keinerlei gesundheitliche Gefahren für den Verbraucher; trotzdem steht die Bevölkerung diesen Technologien sehr ablehnend gegenüber“, stellte FDP-Agrarsprecherin Christel Happach-Kasan fest. Im Gegensatz dazu bestehe seitens der Gesellschaft nur ein geringes Problembewusstsein gegenüber echten Gefahren wie der Kontamination von Lebensmitteln, die im Falle der EHEC-Epidemie immerhin 53 Menschen das Leben gekostet habe. Hier müssten Wissenschaft, Politik und Medien konzertiert Aufklärung betreiben, um Unwissen, Vorurteilen oder romantischen Vorstellungen mit allgemeinverständlichen Fakten zu begegnen, forderte die FDP-Politikerin.


Sie wies darauf hin, dass auf Seiten der Verbraucher beispielsweise kaum bekannt sei, dass die künstliche Besamung von Rindern heute in Deutschland praktisch Standard sei und auch ihre Berechtigung habe. Ähnlich sei es bei anderen Entwicklungen in der Tierzucht, die im Zuge des technischen Fortschritts in der Praxis Einzug hielten. „Solange Bürger jedoch aus Unkenntnis skeptisch bleiben oder sogar ‚genfreie‘ Tomaten fordern, besteht weiter Aufklärungsbedarf“, betonte Happach-Kasan.


Alte Rassen durch Klonen erhalten


Laut Mark Walton vom US-amerikanischen Biotech-Unternehmen Recombinetics ist die Klontechnik inzwischen ein unverzichtbares Instrument in der modernen Tierzucht. Mit Hilfe der hier angewandten Methoden könnten beispielsweise im Falle von Seuchen die verlorenen Tierbestände und damit auch deren Zuchtwert vergleichsweise schnell aus Genpools wieder aufgebaut werden. Außerdem ließen sich so alte und vom Aussterben bedrohte Haustierrassen mit wesentlich geringerem Aufwand als bisher erhalten.


Walton sieht ebenfalls in der Klontechnik keine Gefahren für den Verbraucher: Das Fleisch und die Milch geklonter Tiere seien chemisch oder biologisch nicht von den Produkten herkömmlich reproduzierter Tiere zu unterscheiden.


Prof. Peter Sandøe von der Universität Kopenhagen stellte trotzdem die Notwendigkeit der Anwendung von Klonverfahren in Abrede. Die gesellschaftliche Ablehnung dieser Methode sei teilweise aus handfesten Gründen wie beispielsweise einer hohen Abortrate oder nachgeburtlicher Probleme berechtigt. Außerdem gebe es keinerlei „Totschlagargument“, das die Anwendung von Klontechnik unumgänglich mache, da die herkömmliche Zucht oder andere Verfahren zu ähnlichen Resultaten führten. Aus züchterischer Sicht sei Klonen sogar kontraproduktiv, da es den genetischen Zuchtfortschritt durch die Kopie der genetischen Informationen praktisch aufhalte.


„Wenn es also nicht genug gute Gründe dafür gibt, warum sollte man es dann gegen den Willen der Gesellschaft tun“, fragte der Wissenschaftler provokativ. Die Ablehnung des Verbrauchers lasse im Übrigen mit zunehmender Information nicht nach, sondern steige sogar weiter an, erklärte Sendøe unter Hinweis auf entsprechende Untersuchungen seines Fachbereichs. (AgE)



 

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