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Geschmacklose Todesanzeige für Tiere verärgert Bauern
Das diesjährige Begleitheft für die Firmung des katholischen Bonifatiuswerkes in Paderborn sorgt für Diskussionen und große Verärgerung in der Landwirtschaft. Stein des Anstoßes ist ein Beitrag des promovierten Theologen und Biologen Rainer Hagencord, schreibt das aktuelle Wochenblatt Westfalen-Lippe.
Das diesjährige Begleitheft für die Firmung des katholischen Bonifatiuswerkes in Paderborn sorgt für Diskussionen und große Verärgerung in der Landwirtschaft. Stein des Anstoßes ist ein Beitrag des promovierten Theologen und Biologen Rainer Hagencord, schreibt das aktuelle Wochenblatt Westfalen-Lippe. Der katholische Priester aus Ahlen leitet seit 2009 das „Institut für Theologische Zoologie“ (ITZ) in Münster.
In dem jetzt kritisierten Begleitheft hat Hagencord eine Todesanzeige mit Zahlen über die „allein im Jahr 2009 geschlachteten Tiere“ abgebildet. Darin heißt es z.B: „40 Millionen Hahnenküken wurden vergast, geschreddert oder durch Elektroschocks getötet, weil sie für die Eierproduktion unbrauchbar waren.“ Weiter spricht er von "584.952.800 männlichen und weiblichen Gebrauchskühen", denen er in der Anzeige gedenkt.
All dies, so fährt Hagencord fort, geschehe „in riesigen Fabrikanlagen auf dem Lande. Die Transporter fahren meistens nachts und auf deren Werbeflächen und vielen Verpackungen lächeln uns die Gequälten auch noch an“, zeigt sich der Theologe erschüttert und fragt: „Und welches ‚Leben’ durfte das Schwein führen, dessen Fleisch den unnachahmlichen Geschmack des Burgers für einen Spottpreis ausmacht? Es hat nie die Sonne gesehen, und seine einige Monate dauernde Existenz auf Spaltenböden nennt die Industrie ‚Fleischveredelung’.“ Küken und Jungrinder seien „keine Rohlinge der Fleischindustrie“, sondern Gottes geliebte Geschöpfe.
Die Jugendlichen fordert Hagencord zum Handeln auf: „Nachfragen im Supermarkt und bei McDonald’s und kein Billigfleisch mehr kaufen.“ Außerdem sollten die jungen Leute bei den katholischen Jugendverbänden, beim BUND, NABU oder beim Vegetarierbund mitmachen und in der Pfarrgemeinde Aktionen zur Bewusstseinsänderung anstoßen.
Viele Bäuerinnen und Bauern sehen sich durch diesen Beitrag pauschal verunglimpft. Sie ärgern sich über die Mischung aus Halbwahrheiten, Nichtwissen und Verdrehungen, die offenbar mit „höchstem Segen“ präsentiert werden.
Für das ITZ ist als oberster Arbeitgeber der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, verantwortlich. An ihn haben sich nun Landfrauen des Kreises Coesfeld gewandt, berichtet das Wochenblatt weiter. In ihrem Brief heißt es: „Wir als verantwortungsvolle und aktive Bäuerinnen können die Todesanzeige für die geschlachteten Tiere nicht akzeptieren. Für uns ist eine Todesanzeige in Verbindung mit einem Kreuz ausschließlich Menschen vorbehalten.“ Die Ausführungen Hagencords seien „zum Teil inhaltlich falsch, aufreißerisch und polemisch“, urteilen die Landfrauen. Sie forderten den Bischof auf, aus seiner Sicht konkret zur landwirtschaftlichen Tierhaltung Stellung zu nehmen. (kk)