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Gesetzesverstöße erhöhen Gewinn: NDR Onlinespiel empört Bauern

Unter dem Titel "Schlauer Bauer" hat das NDR-Magazin Panorama 3 ein Onlinespiel vorgestellt, dass Bauern als notorische Tierquäler und Gesetzesbrecher darstellt. Denn nur so könnten sie bei sinkenden Erzeugerpreisen ihren Gewinn aufrechterhalten, so der Tenor. Der NDR schreibt dazu: "Tierschutz kostet Geld."

Lesezeit: 4 Minuten

Unter dem Titel "Schlauer Bauer" hat das NDR-Magazin Panorama 3 ein Onlinespiel vorgestellt, dass Bauern als notorische Tierquäler und Gesetzesbrecher darstellt. Denn nur so könnten sie bei sinkenden Erzeugerpreisen ihren Gewinn aufrechterhalten, so der Tenor. 


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Der NDR schreibt dazu: "Tierschutz kostet Geld. Deshalb stehen Landwirte oft vor schwierigen Entscheidungen: Mehr Platz für die Tiere? Stroh als Einstreu? Besseres Futter? Oder sparen sie lieber, um ihren Gewinn zu steigern oder schlicht, um nicht pleite zu gehen?"


Das Spiel ist im Internet aufrufbar. Es gibt zwei Varianten, als Schweine- und als Rinderhalter.



Bei der ersten Frage als Schweinehalter heißt es etwa, dass man einen Hof in Südoldenburg geerbt hat und gerade jetzt sind die Schweinepreise im Keller. Was tust du, um den Gewinn zu halten. Die Auswahl gibt 1,3 m2 mit Auslauf, 0,75 m2 sowie 0,6 m2 vor. Wählt man konsequent das niedrigste Tierwohl, gibt es den höchsten Gewinn:



Weitere hohe Punktzahlen winken, wenn man Futter mit Spuren von Dioxin verfüttert, grundsätzlich allen Schweinen hohe Dosen Antibiotika gibt, Beschäftigungsmaterial weglässt. Zwar kommt dann im Spiel irgendwann der Veterinär und kassiert die meisten Gewinne wieder als Strafe. Im Spiel heißt es aber, dass man sich hat "erwischen" lassen. Hierdurch wird der Eindruck vermittelt, die Bauern müssten nur klug genug sein, ihre Machenschaften vor dem Amtstierarzt zu vertuschen. Und wenn man erwischt wird, müsse der Landwirt halt einen Teil seines Gewinns wieder hergeben, "Schlauer Bauer" eben, so das Fazit von Panorama 3.


Das sagt die NDR-Redaktion


top agrar hat beim NDR nach den Hintergründen und dem Ziel des Spiel gefragt. Dazu schreibt der Sender: "Die Redaktion wollte mit dem Online-Spiel "Schlauer Bauer" Bewusstsein bei den Verbrauchern schaffen, dass eine gute Tierhaltung Geld kostet. Die Mechanik des Spiels ist in diesem Sinne gestaltet: Wenn man als Spieler die gesetzlichen Bestimmungen durchspielt, hat man ein Einkommen, kann allerdings keine Reichtümer anhäufen. Sicherlich ist dieser Befund unstrittig. Setzt man sich über die Maßen für Tierwohl ein, muss man dafür erhebliche finanzielle Mittel aufbringen. Der Verbraucher fordert von den Landwirten genau eine solche Handhabung - wenn er es aber durchspielt, erkennt er, welche Auswirkungen dies (insbesondere angesichts der derzeitigen Marktpreise) hat. Handelt der Spieler illegal, wird er im Zweifel entdeckt und sanktioniert.



Unser Spiel soll genau diese Mechanik vermitteln. An keiner Stelle vermittelt es den Eindruck, dass irgendein Landwirt illegal handelt. Dies liegt uns auch fern. Zuschriften und Anrufe von Zuschauern bestärken uns darin, dass das Konzept bei branchenfernen Menschen in unserem Sinne verstanden wird. Der Ansatz von "Schlauer Bauer" ist nicht zuletzt auch vermittelnder und  konstruktiver Journalismus."


Bauernverband Schleswig-Holstein: "Billigste Stimmungsmache"


Empört reagiert der Bauernverband Schleswig-Holstein auf das Spiel: "Mit billigster Stimmungsmache schiebt der NDR den Bauern im Norden Geldgier, Tierquälerei und Panscherei unter", so der Verband in einer ersten Reaktion auf Facebook.



NDR-Journalistin Oda Lambrecht hat seinen Informationen nach das „Spiel“ entwickelt, bei dem der Bürger Bauer spielen kann. Doch Lamprecht verstecke darin eine Botschaft: Wer den Tieren wenig Platz, dafür viel Antibiotika und Gensoja gönnt, der macht Kasse. "Die Botschaft: Der gute Bauer geht, wer übrig bleibt, ist folgerichtig ein geldgieriger Tierquäler und Verbrauchertäuscher. Oda anders: Die wahren Schweine sind die Bauern", so der Bauernverband weiter.


Offenbar sei der Umgang mit den Fakten nur ein Spiel für den NDR. Der Verband stellt vielmehr klar, dass es wenig sinnvoll wäre, in der Tierernährung Fett gegen Eiweiß auszuspielen. Vor allem aber könne die illegale Variante im Alltag nicht gewinnen. Erfolgreich sei der Betrieb, der Tiere und Pflanzen unterstützt und nicht ausnutzt. "Die Bauern wissen das, der NDR nicht?"


Der Bauernverband SH habe kürzlich ein Positionspapier herausgebracht. Zum Antibiotika-Einsatz in der Tierhaltung steht dort: “Wir bekennen uns dazu, den Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung konsequent zu minimieren und haben deshalb den freiwilligen Aufbau der QS-Datenbank begrüßt und unterstützt. Der Einsatz wurde inzwischen im Rahmen der neuen Reglung im Arzneimittelgesetz deutlich vermindert. Die dynamische gesetzliche Regelung muss aber verbessert und weiterentwickelt werden, weil das Tierwohl gebietet, kranke Tiere angemessen zu behandeln.“


Was Lambrecht macht, gleiche einem Feldzug gegen eine Berufsgruppe, die sich selber einen Kodex gegeben hat. Der Verband fragt, ob es einen solchen Kodex auch beim NDR gibt? "Oder gewinnt im wahren Leben der schlechte Reporter?"


"Was der NDR macht, ist kein Spiel sondern eine schlimme Verleumdung. Wenn die redlichen Bauern aufhören, dann wegen solcher Diffamierung!"

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