In Russland werden die Lagerkapazitäten für das erwartete Rekordaufkommen an Getreide möglicherweise nicht ausreichen. So geht der Vorsitzende des Verbandes der russischen Getreideproduzenten, Arkadij Zlotschewskij, von einem Kapazitätsdefizit bei den russischen Silos von schätzungsweise 10 Mio t bis 14 Mio t Getreide aus. Diese Menge ergebe sich aus dem Fassungsvermögen der Silos von maximal 120 Mio t Getreide, wovon bereits 16 Mio t von Reserven aus vorhergehenden Wirtschaftsjahren beansprucht würden, erklärte Zlotschewskij.
Hinzu kämen nach der verbandseigenen Ernteprognose für das laufende Wirtschaftsjahr 114 Mio t bis 118 Mio t Getreide - davon 69,5 Mio t Weizen. Außerdem befänden sich die meisten Getreidelager in Zuschuss- und nicht in Überschussgebieten. Erschwerend komme hinzu, dass nur 40 % der Silos in einem technisch einwandfreien Zustand seien, so dass mit Qualitätseinbußen zu rechnen sei, berichtete Zlotschewskij.
Viele Landwirte würden ihr Getreide in alten Scheunen lagern, weil die Nutzung der modernen Getreidesilos teuer sei: So werde je Tonne Getreide eine Annahmegebühr von 150 Rbl (2,09 Euro)bis 200 Rbl (2,78 Euro) berechnet zuzüglich monatlicher Lagerkosten von 80 Rbl (1,11 Euro) und einer Abholgebühr von 300 Rbl (4,17 Euro) bis 400 Rbl (5,56 Euro). Demnach belaufen sich die Gesamtkosten der Getreidelagerung pro Tonne laut des Verbandsvorsitzenden bei einer durchschnittlichen Lagerdauer von sechs Monaten auf 930 Rbl (12,94 Euro) bis 1 080 Rbl (15,02 Euro), was 10 % bis 12 % des Verkaufspreises entsprechen würde.
Das Moskauer Landwirtschaftsministerium geht indes nicht davon aus, dass es zu einem Mangel an Getreidelagerkapazitäten kommen wird, weil im laufenden Monat mindestens 4 Mio t Getreide exportiert würden. Der Verband der russischen Getreideproduzenten rechnet für das gesamte Wirtschaftsjahr 2016/17 mit Getreideausfuhren von 38,5 Mio t, wovon 28 Mio t auf Weizen entfallen sollen.