Frankreichs Winzer machen ihrem Ärger über preiswerte Weinimporte aus Spanien mit immer aggressiveren Aktionen Luft. Wie Medien berichteten, hat eine Gruppe radikaler Winzer - die sich selbst Regionalkomitee Aktion Weinbau (Comité régional d‘action viticole - CRAV) nennt - kürzlich mehrere Tanks des Weingroßhandels Biron in Sète geöffnet. Dadurch seien insgesamt etwa 500 hl Rotwein in die Straßen der Mittelmeerstadt geflossen.
Kurz zuvor hatte laut den Medienberichten dieselbe Gruppe in der Nähe von Bèziers bereits Anlagen und Büroräume des Weinunternehmens Vinadeis zerstört. Ferner waren in den zurückliegenden Monaten an der Grenze zu Spanien mehrere Tanklastwagen überfallen worden, die Wein nach Frankreich liefern sollten. Für die kommenden Wochen kündigte die Gruppe weitere Maßnahmen an. Sie wolle nun auch den Einzelhandel in Frankreich ins Visier nehmen.
Die Gruppe begründete ihre Sabotageakte damit, dass die französischen Weinhändler den niedrigen Weinpreis in Spanien ausnutzten, um ihre Gewinne zu erhöhen. Damit schadeten sie den französischen Erzeugern erheblich, die zu höheren Arbeitskosten und unter umfassenderen Auflagen produzieren müssten als ihre Berufskollegen in Spanien. Diese warfen den französischen Winzern vor, mit den Aktionen den freien Handel im Binnenmarkt zu stören. Die spanische Staatsregierung müsse in Brüssel Sanktionen für die Attacken fordern.
Spanischer Landwein kostet in Frankreich mit durchschnittlich 30 Euro/hl bis 40 Euro/hl fast die Hälfte weniger als heimische Ware. Diese muss in Frankreich mit immer mehr Importwein konkurrieren. Laut Zahlen der Agrarbehörde FranceAgriMer in Paris erhöhten sich die Weineinfuhren nach Frankreich 2015 um insgesamt 11 % auf 7,2 Mio hl. Davon kamen 75 % aus Spanien, nach 58 % im Jahr 2010.
Aber nicht nur an Weinimporten, auch an anderen Lieferungen aus EU-Partnerländern lassen französische Bauern zuweilen ihren Unmut aus. So kam es in den vergangenen Jahren auf Frankreichs Straßen immer wieder zu Angriffen auf Lastwagen mit spanischem Obst und Schweinefleisch. Außerdem sorgte 2015 eine Agrarimportsperre durch französische Bauern für Aufsehen.