Die Ukraine ist der drittgrößte Baumwoll- und fünftgrößte Weizenexporteur der Welt. Die Landwirtschaft trägt etwa 10 % zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Landes bei. Nach einer Einschätzung der US-Agrarbehörde für das Jahr 2013, in dem die Ukraine mehr als 30 Mio. t Getreide exportierte, könnte das osteuropäische Land zum zweitgrößten Getreideexporteur der Welt nach den USA aufrücken.
Laut einem Zeitungsbericht von Kanya D'Almeida vom Pressedienst IPS haben die Agrarexporte zwischen 2005 und 2012 von 4,3 Mrd. auf 17,9 Mrd. Dollar zugenommen. Gleichzeitig habe der ukrainische Agrarsektor für ausländische Investoren geöffnet.
Nach Informationen des Journalisten, der seinen Bericht in linken Zeitungen veröffentlicht hat, wurden seit 2002 1,6 Mio. ha Land an multinationale Unternehmen überschrieben. Davon gingen mehr als 405 000 ha an ein Unternehmen mit Sitz in Luxemburg, weitere 444 800 an einen in Zypern registrierten Investor, 120 000 an ein französisches Unternehmen und 250 000 ha an eine russische Firma.
Ein bereits vor dem Ausbruch der politischen Krise zwischen China und Janukowitsch ausgehandeltes Abkommen habe Peking die Kontrolle über 3 Mio. ha Land im Osten überlassen. Das Gebiet entspricht in etwa der Größe Belgiens und 5 % der landwirtschaftlichen Fläche der Ukraine.
Aus Sicht von Michael Cox, Forschungsleiter der Investmentbank Piper Jaffray, war der Umschwung in der Ukraine für die Investoren und Konzerne ein Segen. Schließlich sei das Land einer der vielversprechendsten Wachstumsmärkte für Landtechnik- und Saatguthersteller.
Derartige Äußerungen lassen laut D'Almeida bei Wissenschaftlern und Aktivisten die Alarmglocken schrillen. So würden internationale Finanzorganisationen die Ukraine zu Strukturanpassungsprogrammen zwingen, von denen man aus Erfahrung wisse, dass sie „zweifellos zu ernsten Sparmaßnahmen führen werden, die den Menschen schaden und die Armut vergrößern“, zitiert er die Geschäftsführerin des Oakland Instituts, Anuradha Mital.
Außerdem sei das laufende Pilotprojekt BBA der Weltbank in der Ukraine kritisch zu sehen. Hierbei wird das Land auf seine Eignung für großflächige, kommerzielle Investitionen hin untersucht. Durch den BBA würden dann große Konzerne steuerlich begünstigt und arbeitsrechtliche Standards aufgeweicht, um Auslandskapital anzulocken, so die Kritik. Die Weltbank sieht in dem Projekt dagegen ein Instrument zur Steigerung des landwirtschaftlichen Outputs. Schließlich müsse man bis 2050 neun Milliarden Menschen ernähren.
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