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Grossarth: Landwirtschaft muss an ihrer Sprache arbeiten.

Sind die Bauernproteste freudlos geworden? Fehlt eine emotionale Sprache? Wo dürfen sie nicht emotional sein und wie können sie es wieder werden?

Lesezeit: 3 Minuten

Ein Blick von außen von Jan Grossarth:

Es ist viel gesagt in Sachen „Landwirtschaft und Gesellschaft“. Bauern und Verbände investierten Zeit und Geld in die Kommunikation. Das Ergebnis ist ernüchternd und zeigt eine Spaltung nie gekannten Ausmaßes. Beispiel: Das bayerische Volksbegehren für Insektenschutz einerseits, die Protestbewegung „Land schafft Verbindung“ (LsV) andererseits.

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Mehr Gegeneinander war nie. Aus LsV-Sicht und mancher Interessenvertreter ist der Grund ausgemacht. Er liegt bei der Gesellschaft und ihren vermeintlichen „fachfremden“ Einflüsterern: Parteien, Behörden, Kirchen, Medien. Ein Vorwurf lautet, diese blickten „emotional“ auf die Tier- und Getreideproduktion.

2019 lieferte viele Beispiele: Bauernpräsidenten wie Abgeordnete der Union und FDP machten die Gegenüberstellung „für mehr Wissenschaft als emotionale Debatten“. Der Tübinger Landrat Joachim Walter (CDU) sprach sich „gegen emotionale Debatten und für einen sachlichen Umgang“ aus. Der britische Bauernpräsident sagte, in der Vergangenheit hätten „emotionale Debatten“ zu viele politische Entscheidungen beeinflusst.

Daran ist manches wahr. Aber auch in dem agrarischen Grundsatz-Verdacht gegen Emotion als politischen Maßstab liegt ein Problem. Es ist verkehrt, Fachlichkeit gegen Emotionalität auszuspielen. Zwar leben genau davon Interessengruppen – Agrarier mit ihrer Verweigerung, NGOs mit ihrem Überschuss von Gefühl. Aber das macht keinen Sinn.

Denn welche Fachlichkeit sollte das sein, die Emotionen nicht auch als politischen Maßstab gelten lässt? Gerade in Bezug auf die Beziehung von Mensch, Tier und Umwelt? Die wäre übrigens auch kein Ansatz, die dem Selbstverständnis des Berufsstandes entspricht – der sich selbst auf emotionale Werte wie Familie, Dorfleben oder Enkteltauglichkeit beruft. Jeder Bauerntag endet mit dem Singen der Nationalhymne. Ein emotionaler Moment!

Aber bezogen auf die Praxis musste Emotion hinter technokratischem Jargon verschwinden: „Gewichtszunahme“, „Schlachtvieh“, „Flurbereinigung“, „Veredlung“. Im Bauernblatt schrieb ein Beobachter der LsV-Proteste sinngemäß, diese seien eindrucksvoll gewesen, aber freudlos. Das war auch mein Eindruck. Es fehlt an einem positiven Leitbild. Man spürte abwehrende Emotion: Aufschrei, Wut, auch Ressentiment.

Die Landwirtschaft muss sich selbst fragen: Wo dürfen wir nicht emotional sein? Wie können wir es wieder werden? Wie halten wir es mit der Wissenschaft, die sich seriös mit der Bedeutung der Gefühle für menschliche Orientierung befasst – der Hirnforschung, Kommunikationswissenschaft, Philosophie? Emotionsverachtung ist wissenschaftlich unhaltbar.

Die Landwirtschaft muss an ihrer Sprache arbeiten.

Hinweis: Gastkommentare geben nicht in allen Bereichen die Meinung der Redaktion wieder. Wir veröffentlichen sie dann, wenn wir sie für einen interessanten Diskussionsbeitrag zur Weiterentwicklung der Landwirtschaft halten. Wie stehen Sie dazu? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar unten.

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