Obwohl die großbetriebliche Landwirtschaft in Russland, der Ukraine und Kasachstan über ein großes Leistungspotential verfügt, stehen die Agrarsektoren in diesen Ländern noch vor erheblichen Herausforderungen, vor allem in Bezug auf die Verbesserung und Festigung der politischen und institutionellen Rahmenbedingungen sowie die Finanzierungsmöglichkeiten und den Einsatz von Know-how.
Mit dieser Diagnose ist ein Fachforum zu Ende gegangen, das vom Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO) und dem Deutsch-Ukrainischen Agrarpolitischen Dialog (APD) im Rahmen der Agritechnica in Hannover veranstaltet wurde. Auf der Tagung wurde der Einsatz großbetrieblicher Strukturen in der Agrarproduktion aus wissenschaftlicher, politischer wie auch praxisbezogener Perspektive beleuchtet.
Prof. Martin Petrick vom IAMO wies darauf hin, dass in Russland etwa drei Viertel der Agrarflächen von Großbetrieben bewirtschaften würden. Die Flächenanteile der großbetrieblichen Landwirtschaft in der Ukraine und Kasachstan hätten dagegen in den letzten Jahren bei unter 50 % gelegen. Auch wenn die Großbetriebe in den drei Ländern im Vergleich zu kleineren Betrieben wie Bauern- und Hauswirtschaften bisher eine geringere Flächenproduktivität aufwiesen, sei deren Gesamtproduktivität heute deutlich höher als noch zur Jahrtausendwende.
Ein erhebliches Entwicklungspotential sieht Petrick im Bereich Tierhaltung. Die Rinderbestände in Russland und Kasachstan hätten sich in den letzten Jahren sehr stark verringert und seien überwiegend in Hauswirtschaften übergegangen. Selbst durch massive staatliche Förderungsmaßnahmen sei es nur begrenzt gelungen, den Rinderbestand zu steigern und die erheblichen Defizite in der Verarbeitungskette zu minimieren.
Mariya Yaroshko vom APD hob hervor, dass der Agrarsektor in der Ukraine durch seine produktiven Böden, niedrige Lohnkosten, eine vorteilhafte Besteuerung und die günstige Lage zu internationalen Absatzmärkten ein hohes Leistungspotential und somit attraktive Bedingungen für internationale Investoren biete. (AgE)
vgl.:
Osteuropa hat das Potenzial zur Kornkammer der Welt (31.10.2013)