Nach Sachsen-Anhalt und Brandenburg bekommt mit Sachsen das dritte ostdeutsche Bundesland einen grünen Landwirtschaftsminister. Neuer Ressortchef in Dresden soll der Spitzenkandidat der Grünen bei der Landtagswahl im September, Wolfram Günther, werden.
Der bisherige Amtsinhaber, der CDU-Politiker Thomas Schmidt, übernimmt aller Voraussicht nach das neu zugeschnittene Ministerium für Strukturentwicklung, ländlichen Raum und Bau.
Der designierte Agrarminister Günther gehört seit 2014 dem sächsischen Landtag an. Er war bislang Sprecher seiner Fraktion unter anderem für Umwelt, Landwirtschaft und ländliche Räume. Seit Mitte 2018 war der gebürtige Leipziger Fraktionsvorsitzender der Grünen im Landtag.
Günther hat zunächst Jura und später Kunstgeschichte und Kulturwissenschaften studiert. Er lebt mit seiner Familie im mittelsächsischen Königsfeld auf einem ehemaligen Bauernhof. Neben Landwirtschaft und Umwelt wird der 46-Jährige in seinem künftigen Ressort auch für Energie und Klimaschutz zuständig sein.
In ihrem Koalitionsvertrag bekennen sich CDU, Grüne und SPD zu einer leistungs- und wettbewerbsfähigen Landwirtschaft und betonen, dass konventionelle und ökologische Landwirtschaft gleichberechtigt seien. Gleichzeitig soll der Anteil ökologisch produzierender Betriebe erhöht werden. Die Koalitionspartner wollen eine vielfältige Agrarstruktur „erhalten und entwickeln“. Für ortsansässige Betriebe will man den Zugang zu Agrarflächen erleichtern, zugleich den Erwerb landwirtschaftlicher Flächen und Betriebe für außerlandwirtschaftliche Investoren erschweren.
Bis Ende 2021 will die sächsische „Kenia-Koalition“ ein Agrarstrukturgesetz beschließen. Bedarfsgerechte Düngung und Pflanzenschutz seien weiterhin notwendig, heißt es in der Vereinbarung. Allerdings will man den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel bis 2030 halbieren. Wichtiger Bestandteil einer nachhaltigen Landwirtschaft sei eine flächengebundene und tiergerechte Nutztierhaltung. Abgelehnt wird eine Umverteilung von EU-Mitteln im Zuge der anstehenden Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) zwischen den Bundesländern. Die Schwerpunkte der GAP-Förderung sollen in den Bereichen Ökologie, Umwelt, Tierschutz, regionale Wertschöpfung und ländliche Entwicklung liegen.