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GVO-Produkte sind längst in unserem Alltag angekommen
Die heutige GVO-Kennzeichnung ist "Schwachsinn" und erzeugt bei den Verbrauchern die Illusion, Europa sei gentechnikfrei. Das erklärte der Vorsitzende des Wissenschaftskreises Grüne Gentechnik, Klaus-Dieter Jany. Zustimmung erhält er von Christel Happach-Kasan, Agrarsprecherin der FDP-Fraktion. Auch sie meint, der Verbraucher werde heute belogen.
Die heutige GVO-Kennzeichnung ist "Schwachsinn" und erzeugt bei den Verbrauchern die Illusion, Europa sei gentechnikfrei. Das erklärte der Vorsitzende des Wissenschaftskreises Grüne Gentechnik, Klaus-Dieter Jany. Zustimmung erhält er von Christel Happach-Kasan, Agrarsprecherin der FDP-Fraktion. Auch sie meint, der Verbraucher werde heute belogen. Schon Ende der 90er Jahre hätten 60 % der Lebensmittel gentechnisch veränderte Bestandteile enthalten. Heute dürften es 80 % sein. Sie spricht sich daher für eine klare Kennzeichnung aus, berichtet die WELT, die diese hohen Zahlen allerdings anzweifelt. Das Problem: Es werde nicht erfasst, welche GVO-Komponenten und Zusatzstoffe im Futter von Tieren war. Fleisch, Eier und Milchprodukte müssen demnach nicht kenntlich gemacht werden. Seit Jahren schon würden deutsche Tiere Soja-Futter aus den USA, Brasilien und Argentinien bekommen, die größtenteils genveränderte Pflanzen anbauen. Ungekennzeichnet blieben auch Lebensmittel, die Zusatzstoffe, Aromen oder Vitamine enthalten, die aus gentechnisch veränderten Mikroorganismen hergestellt werden. Ebenso wären technische Hilfsstoffe ausgeklammert, wie zum Beispiel Enzyme. Daher sei der Anteil veränderter Lebensmittel viel höher, als gemeinhin angenommen, so Jany und Happach-Kasan. Auch die heute als "gentechnikfrei" gekennzeichneten Produkte wären nicht wirklich frei. "Ohne Gentechnik heißt realistisch mit ein bisschen Gentechnik, denn die heutige Nahrungsmittelindustrie kann ohne diese Verfahren nicht mehr auskommen", sagt Gerd Spelsberg, Redaktionsleiter der Website transgen.de. Und die WELT gesteht ein, dass die gentechnikfreie Insel heute eine Illusion ist, die bisher gleichermaßen von Anti-Gentechnik-Organisationen und der Lebensmittelindustrie geschürt wurde. Die Bundesregierung bereitet nun eine Positivkennzeichnung vor, die sie im Oktober auf EU-Ebene vorschlagen will. Mittlerweile sei auch die Industrie aufgeschlossen.