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Hat die Nahrungsmittelspekulation doch Einfluss auf die Preise?

Befürworter von Wetten auf Nahrungsmittelpreise argumentieren stets, Studien hätten gezeigt, dass es keine negativen Auswirkungen habe. Deutsche Bank und Allianz halten daher an den Fonds fest. Prof. Dr. Hans-Heinrich Bass von der Hochschule Bremen erklärte aber gegenüber top agrar Online, die Studien seien falsch.

Lesezeit: 4 Minuten

Ist die Agrarrohstoff-Spekulation so harmlos, wie sie die Banken darstellen? Nein, sagt Prof. Dr. Hans-Heinrich Bass von der Hochschule Bremen. Er hat im Auftrag von Foodwatch eine kritische Studie erstellt. Gegenüber top agrar Online begründet der Professor für Internationale Wirtschaft seine These.


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So könnten sich auch Finanzanleger, die keine Verbindung zur Ernährungsindustrie haben, an Wetten auf Nahrungsmittelpreise beteiligen. Doch die dafür genutzten Instrumente hätten keinen guten Ruf. Laut der Foodwatch-Studie gelten sie als Vehikel, um Profit zu machen auf Kosten der Nahrungsmittel importierenden Entwicklungsländer. Im Gegensatz zu der konventionellen Spekulation an den Terminmärkten würden die neuen Spekulanten darüber hinaus keinen Beitrag zur Absicherung der Bauern und Verarbeiter gegen die Gefahren des Marktes leisten, schreibt Prof. Bass.

 

Nach der öffentlichen Kritik hätten sich Commerzbank, DekaBank, die Landesbanken und die DZ Bank bereits aus den Geschäften zurückgezogen. Nur Deutsche Bank und Allianz würden Anlegern die umstrittenen Produkte weiter anbieten und dies mit Studien begründen, wonach Rohstoffwetten unschädlich für die Welternährung seien. Da sieht Prof. Bass jedoch einen Irrtum.


"Zweifel an der Neutralität der US-Untersuchungen"


Die Befürworter der Wetten, darunter auch der Wittenberger Ethik-Professor Pies, berufen sich laut dem Wirtschaftsexperten vor allem auf den US-Amerikaner Scott H. Irwin und sein Team. Die Tests der Agrarökonomen aus dem Mittleren Westen schienen zu beweisen, dass es sehr wahrscheinlich keinen Einfluss der Index-Spekulation auf die Preise gibt. Eine Regulierung der Fonds wäre daher unnötig, so die Schlussfolgerung.

 

Nun aber sind nach Informationen von Prof. Bass, der Direktor beim Institut für Transport und Entwicklung ist, Zweifel aufgetaucht. „Nicht nur haben die Schlussfolgerungen Irwins den Nimbus der Neutralität verloren, seit bekannt wurde, dass er auch von der Indexfondsindustrie bezahlt wurde. Auch methodische Defizite der Berechnungen wurden offenbar“, so der Wissenschaftler. Zum einen setze sich die Sicht durch, dass die Daten der amerikanischen Börsenaufsicht nicht das tatsächliche Ausmaß des Indexinvestments widerspiegeln. Zum anderen seien Irwins Ergebnisse nicht überzeugend reproduzierbar, wie Versuche eines italienischen Ökonomen gezeigt hätten.


Deutsche Forscher untersuchen Agrarspekulation jetzt neu


„Der vom Irwin-Team vorgeschlagene Weg liefert also keine robusten Resultate“, so der Professor weiter. Eine mangelnde Reproduzierbarkeit von empirischen Tests werde gemeinhin als KO-Schlag für eine Hypothese angesehen. Daher konzentrierten sich Forscher jetzt mit neuen Methoden auf zwei Fragen: Was trägt die Finanzspekulation zum Entstehen von Preisspitzen bei? Und wie verändert sie das Auf und Ab der Preise, also die Volatilität?

 

In Deutschland würden vor allem Wissenschaftler in Bonn und Münster an diesen Fragen arbeiten. Ihre Ergebnisse und die der internationalen Forschung zeigten: Die Wirklichkeit ist komplexer und differenzierter, als uns die Entwarner und Beschwichtiger suggerieren wollen.


Es drohen neue Preisblasen


Auf der Basis zunehmender Knappheit kann es laut Prof. Bass durch spekulative Aktivität zu Preisblasen kommen – wie 2008. Von der gesamten zusätzlich auftretenden Preisvolatilität könnten in einem ruhigen Jahr neun Zehntel durch die wirtschaftlichen Besonderheiten des betreffenden Jahres „erklärt“ werden, nur ein Zehntel durch das Indexinvestment.

 

In dem Krisenjahr 2008 gingen zwei Drittel der zusätzlichen Volatilität auf das Konjunkturkonto, ein Drittel jedoch auf das Konto des Indexinvestments. Den Stand des Wissens fasst die Weltbank in ihrem Rohstoffreport vom Juli 2013 so zusammen: „Während es unwahrscheinlich ist, dass [Investmentsfonds] die langfristigen Preistrends beeinflussen, ist es sehr wahrscheinlich, dass sie die Preisschwankungen beeinflussen.“ Der Kritiker hält daher eine weitere Forschung für dringend erforderlich. „Aber nun liegt der Ball erst einmal im Spielfeld von Deutscher Bank und Allianz.“


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