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Heftige Milchpreissenkung im österreichischen Handel

Während nach Hofer nun auch Spar und REWE die Preise für ihre Milchprodukte gesenkt haben, reagieren Bauernvertreter mit Unverständnis und geben einander Mitschuld an der Misere.

Lesezeit: 4 Minuten

Im österreichischen Einzelhandel ist die Milch derzeit wieder das Produkt, über das die Märkte ihre Preispolitik ausleben. Nachdem der Diskonter Hofer kürzlich die Preise für manche seiner Milchprodukte drastisch gesenkt hatte, zogen diese Woche die Mitbewerber Spar und Rewe nach. Bei Rewe (mit den Ketten Billa, Merkur, Suterlüty und Adeg) und Spar machten die Kürzungen vier bis zehn Cent je Packung aus, bei Hofer sechs bis zehn Cent, berichtet top agrar-Österreich. Grund sei der Milchüberschuss am Markt.


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Helmut Petschar, Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM), dazu: "Der Milchmarkt ist in den vergangenen Wochen unter Druck geraten." Wenn dieser Druck auf die Molkereien weiter steige, werde es letztendlich auch für die Bauern schwieriger werden. Die Bauernmilchpreise seien in den vergangenen Wochen in Österreich bereits gesunken.


Die Senkung der Preise für Milchprodukte sei laut IG-Milch eine logische Konsequenz der praktizierten Überschuss-Milchmarktpolitik. Diese werde von der österreichisch-europäischen Agrarpolitik auf dem Rücken der Milchbauern betrieben. Denn bereits Anfang des Jahres sei der Landwirtschaftsminister aufgefordert worden, die jährliche Quotenaufstockung auszusetzen, um den Markt nicht weiter unter Druck zu setzen. Die Leidtragenden seien wieder einmal die Milchbauern, deren Zahl sich seit dem EU-Beitritt um über 50.000 auf nunmehr 35.000 Betriebe verringert habe.


Bauernbund weist Vorwürfe zurück


"Kurios, dass die IG-Milch die Milchmarktpolitik anprangert, während sie den eigenen Bauern monatelang nur schlappe 20 Cent gezahlt hat", wundert sich Bauernbund-Direktor Johannes Abentung in einer Pressemitteilung. Die "Alleingänger" der IG-Milch sowie die Lieferanten derer Vermarktungsorganisation "Freie Milch" seien laut Abentung nur dadurch frei, dass sie ihre Produkte am Spotmarkt verschleudern müssten.


Während die Molkereien ihren Bauern derzeit einen Preis von rund 35 Cent bezahlen würden, bekämen laut dem Bauernbund-Direktor die Milchbauern, die an die Freie Milch liefern, nur 20 Cent bezahlt und müssten die Anlieferungskosten noch extra mittragen. Für Abentung sei es "kein Wunder, dass sich die Freie Milch bei ihrer Kalkulation nicht in die Karten schauen lassen will."


Die einzige Antwort auf einen verschärften Wettbewerb mit höheren Produktionsmengen sieht Abentung in Kooperationen - sprich Molkereigenossenschaften - und nicht in riskanten Alleingängen. Offenbar würden die Handelsketten ihre starke Markposition wieder einmal für Preissenkungen ausnützen, noch dazu auf dem Rücken der Bauern. Die österreichische, gentechnikfreie Qualität gebe es auf Dauer aber nicht zum Dumpingpreis.


In diese Kerbe schlägt auch Franz Reisecker, Präsident der Landwirtschaftskammer Oberösterreich: "Wenn auch in den letzten Monaten saisonal bedingt mehr Milch am Markt verfügbar war, ist eine Preissenkung zum jetzigen Zeitpunkt völlig unverständlich und keinesfalls nachvollziehbar."


Politik ist machtlos


Die Politiker sehen unterdessen offenbar kaum noch Wege, den Verfall der Milchpreise aufzuhalten. Wie der ORF berichtet, habe man den jüngsten Preissenkungen der Handelsketten nichts entgegenzusetzen. Und wenn erst die Milchquote im Jahr 2015 ausläuft, werde es noch schlimmer, heißt es.


Das sieht auch Stefan Lindner, Obmann der Molkerei Tirol Milch so. Seiner Meinung nach werden die Bauern die totale Liberalisierung des Milchmarktes Schritt für Schritt zu spüren bekommen. Man probiere für die Tiroler Bauern zwar den besten Preis zu erzielen, aber europaweit drücke die Überproduktion den Preis nach unten, so Lindner. Bei der Tirol Milch wurde zuletzt  5 % mehr angeliefert.


Agrarlandesrat Anton Steixner (ÖVP) kritisiert dagegen den mangelnden Einfluss der Politik auf die Entwicklung. Der Milchbauer werde ausgepresst - von einem Euro pro Liter Milch im Supermarkt sehe der Bauer lediglich 36 Cent. Bei den weiter steigenden Energie- und Kraftfutterpreisen werde die Situation für viele Milchbauern deshalb immer schwieriger.


Steixner will daher neue Protestaktionen nicht ausschließen. Solche Proteste hätten schließlich schon im Jahr 2009 Wirkung gezeigt, als knapp 1.000 Bauern vor der Hofer-Zentrale in Rietz protestiert hatten. Zwei Stunden lang war die Zufahrt zur Hofer-Zentrale für Westösterreich blockiert. (topagrar.at/ad)

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