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Hendricks empörende Plakate und die Reaktionen darauf

UPDATE 3.2.2017: Die Plakatkampagne von Umweltministerin Barbara Hendricks hat zu massiver Empörung bei den Landwirten, Verbänden und Politikern der Union geführt. Das Ministerium selbst sowie die SPD schweigen bislang. Hier alle Fakten, die diffamierenden Sprüche und die Reaktionen der Bauernpräsidenten und Politiker.

Lesezeit: 8 Minuten

UPDATE 3.2.2017: „Gibt`s nur Mais auf weiter Flur, fehlt vom Hamster jede Spur“. Und: „Steht das Schwein auf einem Bein, ist der Schweinestall zu klein.“ So lauten zwei der neuen Bauernregeln, die das Bundesumweltministerium unter dem Motto „Gut zur Umwelt. Gesund für alle“ ab heute veröffentlicht.

 

Auf Plakaten in über 70 Städten in Deutschland, mit Ansichtskarten, über Social Media und über eine Kampagnen-Website werden die Bauernregeln zu verschiedenen Themen verbreitet; weitere Motivbeispiele finden Sie unten auf dieser Seite. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks will so für eine naturverträgliche Landwirtschaft und eine Reform der europäischen Agrarförderung werben.



„Wir wissen, dass die intensive Landwirtschaft die Belastungsgrenzen von Böden und Natur viel zu oft überschreitet. Das wollen die meisten Bürger nicht. Landwirtschaft hat nur dann eine Zukunft, wenn sie naturverträglich ist und Artenvielfalt, Klimaschutz und die Gesundheit der Menschen mit berücksichtigt. Wir setzen uns deshalb vehement dafür ein, die EU-Agrarförderung umzubauen. In Zukunft sollen Landwirte stärker für öffentliche Leistungen wie den Naturschutz bezahlt werden“, so Hendricks.


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Die Aufregung um die Kampagne verstehe sie nicht. Sie spricht von "positiver Resonanz" und nicht abstreitbaren "Fehlentwicklungen" in der Landwirtschaft, wie Vogelsterben und Grundwasserverunreinigung durch Nitrat; mehr hier....


Geballte Ablehnung!


Die Reaktionen sowohl im Internet als auch beim Berufsstand sowie bei Unionspolitikern sind eindeutig. Landvolk-Präsident Werner Hilse fordert den sofortigen Stopp der Kampagne; Walter Heidl sogar den Rücktritt der Ministerin. Viele Landwirte haben sich auch schon mit Beschwerden direkt an das Umweltministerium gewandt, andere prüfen rechtliche Schritte. U.a. wurde der Generalbundesanwalt informiert.


Inzwischen ist auch eine Bürgerpetition unter dem Titel "An das Bundeskanzleramt: Wir sind gegen das staatliche Mobbing des landwirtschaftlichen Berufsstands" gestartet. Hier gehts zur Petition...


"Was meinen Sie, wie sich das anfühlt...!"


Dr. Heike Müller wendet sich als Vizepräsidentin des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern und Landwirtin in einem Offenen Brief an Bundesumweltministerin Hendricks: „Was glauben Sie, Frau Hendricks, wie man sich fühlt, wenn man als Tierhalter 365 Tage im Jahr Verantwortung trägt, sich um jedes Einzeltier bemüht, dabei aber in Jahren wie dem vergangenen nichts verdient? Wenn man auch aus dem Ackerbau nur die Hälfte des normalen Umsatzes erlöst hat, weil die Natur nicht mitspielte und auch die Märkte uns nicht freundlich gesonnen waren?


Wie man sich fühlt, wenn dann ein Bundesministerium die moderne Landwirtschaft in die Schmuddelecke stellt, unsere Produktionsmethoden in Bausch und Bogen verdammt? Wenn man nur als Subventionsempfänger dargestellt wird, aber niemals als Steuerzahler, der man in normalen Jahren durchaus ist? Wenn die Eingebundenheit in die Weltmärkte und die vergleichsweise hohen Standards, die wir im Tier- und Umweltschutz bereits erreicht haben, ausgeblendet werden?“


"Hendricks entlarvt populistische Ideologie der SPD"


Henrik Wendorff, Präsident des Landesbauernverbandes Brandenburg, stellte in einem Schreiben fest, dass er lange nicht mehr so einen "diffamierenden Unsinn" gelesen habe. „Was mich an dieser Kampagne am meisten stört, sind noch nicht mal die enormen Kosten für den Steuerzahler, sondern das ist der populistische, einseitige und deswegen unwahre Blick auf die Landwirtschaft von heute und die Ideologie dahinter“, sagt Brandenburgs oberster Bauer.


„In diesem Auftritt können wir nichts anderes als eine billige Beleidigung unseres Berufsstandes erkennen. So sieht keine breite Diskussion über die Landwirtschaft von morgen aus, die sich die Ministerin angeblich auf die Fahnen geschrieben hat, und die wir gern führen wollen“. Und mit Blick auf die Bundestagswahl im Herbst ergänzt Henrik Wendorff: „Barbara Hendricks hat im Wahljahr 2017 klar gemacht, wofür die SPD steht.“


Bauernverband SH: "Diese Kampagne nehmen wir persönlich!"


Verärgert zeigt sich der Bauernverband Schleswig-Holstein auf seiner Facebookseite: "Das ist eine bewusste Absage an jede Form der sachlichen Zusammenarbeit! Das nennt man nicht Politik. Das ist TRUMPeten!

Sie machen sich damit zur Handlangerin der Tierhaltungsgegner. Dem Tier hilft es nicht, den Verbraucher täuscht es! Die Bauern als gesellschaftliche Gruppe diffamiert es. Wir fordern Sie auf, sich für diese Schmutzkampagne zu entschuldigen! Beenden Sie diese Kampagne!", heißt es dort.


Und der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband (WLV) fragt auf seiner Facebookseite, ob sich das Barbara Hendricks selbst ausgedacht habe. "Kommt man mit platten Bauernregeln mit den Bauern besser ins Gespräch?"


Beim WLV-Kreisverbandstag in Porta-Westfalica am 17. Februar gebe es ausreichende Gelegenheit zur Diskussion mit vielen Bauern. Ministerin Hendricks hält dann eine Rede zum Thema: Wie kommt die Landwirtschaft aus der Krise? (Bach Hotel Zur Porta, 18.00 Uhr).


Röring: „Kampagne ist peinlich und geschmacklos!“


Johannes Röring, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands (WLV), stellt hierzu fest: „Gemeinsam mit vielen anderen Bürgern war ich bisher davon ausgegangen, dass wir in diesem Lande in zweifellos bewegten Zeiten zumindest von unseren Bundesministerien noch einen gewissen Stil erwarten konnten. Frau Hendricks hat mich allerdings eines Besseren belehrt. Ihr verzweifeltes Bemühen, sich in Wahlkampfzeiten als Weltenretterin und vermeintlich bessere Landwirtschaftsministerin zu profilieren, ist peinlich und für die Bauernfamilien in Deutschland zudem beleidigend. Diese Kampagne ist weder witzig noch intelligent, sie ist schlicht geschmacklos.“


Und der Rheinische Landwirtschaftsverband (RLV) ergänzt: „Während SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz für Fairness und Gerechtigkeit in der Gesellschaft und in der politischen Debatte wirbt, diffamiert seine Bundesumweltministerin die hiesige Landwirtschaft. Ist das ein verantwortlicher Umgang mit Steuergeldern? Ist das ein guter Umgang mit politischer Meinungsbildung? Nein!“ Das Ministerium begebe sich auf Stammtisch-Niveau.


DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken sprach in diesem Zusammenhang von einer inhaltlichen Bankrotterklärung. Spätestens jetzt könne das Ministerium in der Debatte um die Zukunft der Landwirtschaft und die Zukunft der Gemeinsamen Agrarpolitik nicht mehr ernst genommen werden. "Es ist mehr als bedauerlich und ein Tiefpunkt in der agrarpolitischen Diskussion, wenn ein Ministerium glaubt, mit Schüttelreimen Politik und öffentliche Debatten vorantreiben zu können.“


Die Kampagne muss sofort gestoppt werden“, meint auch der bayerische Bauernpräsident Walter Heidl und fordert Hendricks Rücktritt: „Aufgabe des Umweltministeriums ist es, Probleme beim Umwelt- und Ressourcenschutz sachlich und deutlich zu benennen. Doch mit dieser unsäglichen Meinungsmache gegen alle Bauernfamilien ist Hendricks eindeutig übers Ziel hinausgeschossen. Traditionell findet zu Lichtmess Personalwechsel statt, Umweltministerin muss jetzt ihren Hut nehmen!“ 


Unionspolitiker: "Es reicht!"


"Es reicht!", meint auch Gitta Connemann, die stellv. Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion. "In Reimform wird gegen die Landwirtschaft gehetzt. Das ist nicht witzig sondern dreist, nicht kreativ sondern abgeschmackt. Dass die Ministerin sich ihren Feldzug gegen die Landwirtschaft auch noch vom Steuerzahler finanzieren lässt, hat einen besonders üblen Beigeschmack", so die Politikerin.

 

Die von Hendricks aufgestellten „Bauernregeln“ seien ein Schlag ins Gesicht aller Landwirte. Denn es werde nicht nur ein ganzer Berufsstand ins Lächerliche gezogen. Die Bauernregeln strotzten auch nur so von Vorurteilen und Halbwahrheiten. Als Büttenrednerin würde die Ministerin ausgepfiffen werden.

 

"Der Wahnsinn hat Methode. Angriffe auf unsere Landwirte scheinen mittlerweile zu den Kernaufgaben des Bundesumweltministeriums zu gehören. Statt miteinander für Umwelt- und Naturschutz in Deutschland zu arbeiten, gibt es bei Hendricks nur ein Gegeneinander. Dabei weiß doch jedes Kind: Naturschutz geht nur mit der Landwirtschaft nicht gegen sie", so Connemann. Ihrer Ansicht nach hat die Bundesumweltministerin ihre fehlende Fachlichkeit erneut unter Beweis gestellt.


Und Marlene Mortler, die agrarpolitische Sprecherin der CSU-Landesgruppe im Bundestag, ergänzt: „Das Bundesumweltministerium setzt seinen Feldzug zur Verunglimpfung der Landwirte fort. Mit polemisierenden neuen „Bauernregeln“ rückt Bundesumweltministerin Hendricks einen ganzen Berufsstand zu Unrecht in ein schlechtes Licht. Das ist inakzeptabel und Wahlkampf auf Kosten der Steuerzahler. Eine sachgerechte Debatte über die Landwirtschaft der Zukunft kann man nur dann führen, wenn man auch die betroffenen Menschen im Blick hat."


Entsetzt reagiert auch der Bundestagsabgeordnete Maik Beermann (CDU): "Die Kampagne macht mit vermutlich lustig gemeinten Pauschalisierungen Stimmung gegen unsere Landwirtschaft“, stellt Beermann verärgert fest denn, „das ist keine Einladung zum Dialog, das ist ein Stempel.“ Die Ministerin betreibe billigste Polemik und diffamiere eine ganze Bevölkerungsgruppe und ihre Arbeit, von der wir alle jeden Tag leben, erklärt Beermann. „Sinnvoller wäre es gewesen, sie klärte die Menschen sachlich darüber auf, wie die moderne Landwirtschaft heute funktioniere, statt ausgerechnet in den Städten die Plakate aufzuhängen, in denen die meisten Menschen ohnehin den geringsten Bezug zur Landwirtschaft haben.“


Der CSU-Bundestagsabgeordnete Artur Auernhammer spricht unterdessen von "Bauern-Bashing auf unterstem Niveau". Von einer Ministerin erwarte er mehr Achtung vor den grünen Berufen und dem täglichen Einsatz der Landwirte für die Ernährung der Bürger. "Es erweckt bisher den Eindruck die Ministerin würde sich gezielt der landwirtschaftlichen Fachkunde verschließen, inzwischen wundere ich mich, ob es Absicht ist oder bloße Unkenntnis. Es ist Frau Hendricks egal, wie hochwertige landwirtschaftliche Produktion im Land erfolgt und anscheinend auch, ob produziert wird.“ Laut Auernhammer sei die Aktion ein billiger Wahlkampfversuch und parteipolitische Profilierung, die zu Lasten der Landwirte geht. "Frau Hendricks bestätigt eindrucksvoll Unkenntnis und Unfähigkeit im Amt. Über all die Jahre hinweg ist das nur ignorant. Eine Agrarwende ohne die Bauern funktioniert nicht.“

 

Weitere Sprüche unter www.bundesumweltministerium.de/bauernregeln




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