Beim Agrarforum der nordwestdeutschen Volksbanken Aller-Weser, Nienburg, Syke und Sulingen ging es am Dienstag im niedersächsischen Bücken darum, Landwirten betriebswirtschaftliche Perspektiven für eine erfolgreiche Zukunft aufzuzeigen.
So erläuterte Christopher Braun, Abteilungsleiter Agrarwirtschaft, DZ Bank, Frankfurt/Main, dass die Landwirtschaft zu den innovativsten Branchen in Deutschland zähle. Die Landwirte investierten mit bestem Know-how in moderne Technologie und stellten ihre Betriebe, vor allem durch die Digitalisierung, zukunftsfähig auf.
Laut Braun trübt sich das Investitionsklima in der deutschen Landwirtschaft aber ein: Für die kommenden sechs Monate nannte der Banker 4,7 Mrd. Euro Gesamtvolumen, im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es noch 5,2 Mrd. Euro.
1. Säule ist wichtiger Beitrag zum Betriebsergebnis
Den Blick in Praxis und Politik eröffnete während des Agrarforums die Debatte zwischen Jörn Ehlers, Georg Häusler und Dietrich Holler. Als Schweinemäster aus der Region Nienburg und Vizepräsident des Landvolkes Niedersachsen forderte Ehlers von Georg Häusler, Direktor der Generaldirektion Agri/EU-Kommission, eine verlässlichere Gemeinsame Agrarpolitik (GAP). Dazu zählt Ehlers eine weiterhin starke erste Säule der GAP.
Für einen erheblichen Teil der Landwirte seien die Direktzahlungen ein sehr wichtiger Beitrag zum Betriebsergebnis. Agrarjournalist und Kommunikationsberater Dietrich Holler, vox viridis, Berlin, rief die rund 500 anwesenden Landwirte auf, sich kreativer um die Fördermittel der zweiten Säule der GAP zu bemühen.
Häusler: Bauern müssen Nitratproblem lösen
Häusler stellte klar, dass der Brexit nicht ohne Folgen für die Förderpolitik der EU bleiben werde, man aber gemeinschaftlich verträgliche Lösungen erarbeite.
Kontrovers diskutierten die Landwirte mit dem EU-Beamten das Thema "Nitratbelastung im Grundwasser". Laut Häusler müssen insbesondere die niedersächsischen Regionen mit intensiver Tierhaltung das Problem lösen. Die Kritik an den deutschen Messverfahren für Nitrat im Grundwasser und eine mögliche großzügigere Auslegung der EU-Vorgaben in anderen Mitgliedssaaten seien nicht zielführend. Mehrere Landwirte widersprachen Häusler. So würden andere Eintragsquellen für Nitrat, beispielsweise die Abwässer aus Haushalten, nicht ausreichend berücksichtigt.
Bürger von der Landwirtschaft weit entfernt
Dem nicht immer ganz einfachen Verhältnis von "Landwirtschaft und Gesellschaft" widmeten sich Dr. Inken Christoph-Schulz und Markus Holtkötter. Wissenschaftlerin Christoph-Schulz vom Thünen-Institut, Braunschweig, zeigte in ihrem Referat, wie sehr sich die Bevölkerung inzwischen von der praktischen Landwirtschaft, insbesondere der Tierhaltung, entfernt hat.
Mangelndem Wissen stehe ein von den Medien geprägtes Bild der Landwirtschaft gegenüber. Und genau diesen Konflikt geht Schweinehalter Marcus Holtkötter bewusst an. Als "Bauer Holti" zählt der Westfale zu den bekanntesten Agrar-Bloggern in den sozialen Medien. Seinen Berufskollegen vermittelte Holtkötter während des Volksbank-Agrarforums in Bücken leicht umsatzbare Tipps für die Kommunikation zwischen landwirtschaftlicher Praxis und Gesellschaft.
Stefan Ullmann, Vorstand der Volksbank Aller-Weser, bekannte sich sowohl in seiner Begrüßung wie in seinem Schlusswort zur Verbundenheit mit der Landwirtschaft. Stellvertretend für alle an der Veranstaltung beteiligten Volksbanken verdeutlichte Ullmann, dass Landwirtschaft und genossenschaftliche Banken regional verankert seien und daher ein gemeinsames Interesse an einer positiven regionalen Entwicklung hätten.