Führende Vertreter der Landwirte und landwirtschaftlichen Genossenschaften aus ganz Europa kamen am Freitag in Brüssel zusammen, um über die dramatische Lage auf den europäischen Agrarmärkten zu debattieren und EU-Landwirtschaftskommissar Phil Hogan eine Maßnahmenliste zur Entschärfung vorzulegen.

In einem Treffen mit dem Kommissar sagte Copa-Präsident Martin Merrild: „Die Erzeugerpreise sind insbesondere im Milch-, Schweinefleisch-, Obst- und Gemüse-, Rindfleisch- und Getreidesektor ins Bodenlose gefallen. In der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) sind nicht genügend Instrumente vorhanden, mit denen dies angegangen werden könnte. Wir brauchen starke, gemeinschaftliche Politiken, die unmittelbare Lösungen für europaweite Probleme bieten."

Merrild erinnerte daran, dass in ganz Europa Protestaktionen stattgefunden haben. Vor allem nach dem plötzlichen Wegfall des 5,1 Mrd. € schweren Hauptexportmarktes Russland habe sich die Lage drastisch verschlechtert. Zudem blieben die Betriebsmittelpreise insbesondere bei Düngemitteln sehr hoch.

Mit Blick auf Wege zur Entschärfung der Lage sagte er: „Eine Top-Priorität der EU muss die Wiedererlangung des Zugangs zum russischen Markt sein. Die Landwirte und landwirtschaftlichen Genossenschaften dürfen nicht die Zeche für internationale Politik zahlen. Die Hilfen, die wir von der EU erhalten haben, haben nicht einmal einen Bruchteil unserer Einbußen gedeckt. Zudem wurden aufgrund von Verzögerungen bei den nationalen Behörden bislang nur 25 % des Hilfspakets ausgezahlt, wodurch noch mehr Landwirte zahlungsunfähig geworden sind. Wir benötigen außerdem Exportkredite, um – wie andere Länder auch – unsere Exporte zu fördern. Und wir brauchen einen aggressiveren Schuldenerlass von Seiten der Europäischen Investitionsbank (EIB). Wir werden bis zum nächsten Ministertreffen im März den Druck erhöhen und uns Gehör verschaffen.“  

Cogeca-Präsident Thomas Magnusson sagte im Anschluss daran: „Die Landwirte und landwirtschaftlichen Genossenschaften richten sich zunehmend am Markt aus und werden wettbewerbsfähiger. Für viele Erzeuger ist es aber unmöglich, nicht unterzugehen, wenn von einem Tag auf den anderen ein zentraler Exportmarkt wegbricht und sich nur wenige andere Marktchancen bieten."

Sein Verband begrüße die internationale Handelsmission des EU-Landwirtschaftskommissars Phil Hogan, mit der für EU-Erzeugnisse geworben und neue Markte erschlossen werden sollen. Dies brauche jedoch Zeit, um spürbare Auswirkungen zu bringen. Die Landwirte und landwirtschaftliche Genossenschaften bräuchen dringend Lösungen. Ansonsten würden die Wirtschaft in den ländlichen Gebieten und die Wirtschaft insgesamt schwer getroffen.

"Wir müssen einen besseren Erlös aus dem Markt erhalten. Es ist nicht hinnehmbar, dass Einzelhändler die Landwirte derart unter Druck setzen und ihnen Preise anbieten, die weit unter deren Produktionskosten liegen, so dass sie beispielsweise nur 20 % des Einzelhandelspreises eines Steaks erhalten. Sie müssen umfangreiche Investitionen tätigen, um den europäischen Normen zu genügen, die zu den strengsten der Welt gehören. Hierfür sollten sie auch fair entlohnt werden. Wir brauchen nachhaltige Lebensmittelketten, die sowohl den Landwirten als auch den Verbrauchern zugutekommen.“   

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