Auf Deutschland kommt eine Versorgungslücke beim heimischen Holzangebot zu, bei steigender Nachfrage und stagnierenden Angebot. Darin waren sich Vertreter der Wirtschaft und Wissenschaft bei einer Tagung des Bundeslandwirtschaftsministeriums zur Forstpflanzenzüchtung am Montag in Berlin einig.
Bei einer allgemein höheren Nachfrage nach Biomasse sinke durch den Waldumbau vor allem das Angebot an Nadelhölzer trotz stabilem bis höherem Bedarf. Dabei werde Konstruktionsholz gesucht, während der Absatz von Laubholz zurückgehe, erklärte der Vizepräsident des Bundesverbandes der Säge- und Holzindustrie Deutschland (BSHD), Lars Schmidt. Die Sägeindustrie stehe zudem zwischen einem regional stark begrenzten Einkaufsmarkt mit Lieferengpässen und einem globalisierten Schnittholzmarkt mit hohem Preisdruck. Künftig rechnet Schmidt daher weiter sinkenden Erträgen für die Sägeindustrie. Während die verfügbare Holzmenge kleiner werde, steige das Holzpotential wegen wachsender Waldfläche und Holzvorräte an. Die Nutzung dieser Potentiale solle nochmals diskutiert werden, fordert Schmidt.
Staatssekretär Dr. Robert Kloos wies auf die Bedeutung des Holzes für die Energiewende hin. Ohne den vielfältigen Rohstoff sei die Umstellung nicht leistbar. Der Holzmehrbedarf ließe sich dabei nicht mehr nur aus Wald decken. Der Anbau von Energieholz auf landwirtschaftlichen Flächen könne die Situation in gewissem Maß entschärfen, zeigte sich Kloos überzeugt.
Der Präsident des Waldbesitzerverbandes (WBV) Thüringen, Jörg Göring, kritisierte die weitere Ausweisung von Schutzgebieten und die damit verbundene Nutzungsaufgabe. Entscheidungen dazu würden teils „über Nacht getroffen” ohne Anhörung und Berücksichtigung der Betroffenen. Dabei steige der Holzbedarf. Indessen befinden sich laut Göring noch „weiße Flecken der Waldbewirtschaftung” im Privatwald. So werde beispielsweise etwa ein Viertel der Flächen in Thüringen nicht genutzt. Als Gründe führte der WBV-Präsident ungeklärte Eigentumsverhältnisse, große Entfernungen zwischen Besitz und Wohnort, Desinteresse oder eine zu geringe Flächengröße an.
Prof. Udo Mantau von der Universität Hamburg schätzt, dass bei den gegenwärtigen Waldbau- und Nutzungsmethoden sowie ökologischen, natürlichen und technologischen Einschränkungen derzeit lediglich 56 % des Rohstoffpotentials nutzbar sind. Bei höheren Nutzungsauflagen werde die mögliche Verbrauchsmenge noch sinken. Zusätzliches Potential sieht Mantau aber bei der Nutzung von Rest- und Wurzelhölzern, wie sie bereits in den skandinavischen Ländern praktiziert wird. (AgE)