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EINEWELT ohne Hunger

Hungerbekämpfung: Lokale Landwirtschaft und Kooperationen lösen so viele Probleme

Die Zahl der Hungernden nimmt weiter zu. Ein breites Bündnis aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft erinnert anlässlich der Bundestagswahl an die Ziele. Die Landwirtschaft ist die zentrale Lösung.

Lesezeit: 6 Minuten

Bis 2030 soll es keinen Hunger mehr auf der Welt geben. Alle Menschen sollen sich ausreichend und ausgewogen ernähren können. Zudem sollen sie ihre Landwirtschaft nachhaltig aufstellen, um auch zukünftige Generationen ernähren zu können. Das ist das Ziel der Weltgemeinschaft und aus deutscher Sicht auch Ziel der Sonderinitiative „EINEWELT ohne Hunger“ (SEWOH).

Die deutsche Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft haben sich 2015 diesen Herausforderungen angenommen und erarbeiten unterschiedliche Ansätze und Ideen, wie dieses Ziel zu erreichen ist. Mit dabei sind u.a. auch Verbände der Agrarwirtschaft und der Deutsche Bauernverband.

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Fest steht, dass der Kampf gegen den Hunger nur gemeinsam gelingen kann, wenn Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik bereit sind, sich mit ihrer Expertise zu ergänzen und gegenseitig von Erfahrungen zu lernen, sagte Jörg Schindler von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) am Dienstag bei einem Pressegespräch.

Doch dieses Ziel sei in Gefahr, weil die Zahl der Hungernden wieder steigt: Konflikte, Kriege und durch den Klimawandel ausgelöste Umweltkatastrophen treten laut Schindler in immer höherer Frequenz auf. Weit mehr als 800 Mio. Menschen leiden an Hunger. Zum Ende der aktuellen Legislaturperiode bringen sich die Beteiligten daher mit SEWOH nochmals in Erinnerung und hoffen, dass auch die künftige Bundesregierung die Ziele nicht aus den Augen verliert.

Landwirtschaft ist Voraussetzung für volle Teller, Frieden und Klimaschutz

Dr. Andreas Quiring, Direktor der Andreas Hermes Akademie (AHA), sieht die Lösung in der Einbindung starker Bauern. „Eine organisierte Landwirtschaft trägt dazu bei, die Lebensmittelversorgung und Beschäftigung auf dem Land voranzutreiben.“ Er prangert an, dass die westliche Welt die Kleinbauern oft zu Objekten mache, über die gesprochen wird. Wir müssten sie jedoch als Subjekte ansprechen, die selbst gefordert sind, ihre Lage zu verändern.

Als extrem wichtig und erfolgreich sieht Quiring dabei Zusammenschlüsse, Genossenschaften und Verbände. Durch Mitgliedschaft und Mitarbeit in einer Gemeinschaft könnten Bauern Lösungen für ihre eigenen Anliegen schaffen. „Die Frage ist also, wie können sich die Kleinbauern der Welt selbst besser in die Gesellschaft und Politik einbringen und ein System der organisierten Landwirtschaft aufbauen?“, so der Agraringenieur. Durch die Mitarbeit in einem lokalen demokratischen Verein könne eine Bauernstimme hochgehen bis in die Spitzen zur politischen Ebene, ist er überzeugt.

Bauern sind heute Zivilgesellschaft und Wirtschaft gleichermaßen, oder beides nicht

Auch in Deutschland habe die Vertretung der Bauern in Verbänden viel gebracht. Trotz mancher Meinungsunterschiede in letzter Zeit tue den Verbänden die aktive Beteiligung der Bauern auch gut, man müsse ja auch gar nicht einer Meinung sein, sagt Quiring. „Die eigentliche Aufgabe ist die politische Einbringung, aktiv mitreden.“ Das wünscht er sich auch für die Kleinbauern der Welt. Zu lange wurde nur über sie geredet. In Afrika würden Bauern schon erfolgreich mitgestalten.

Mathias Mogge, Generalsekretär der Welthungerhilfe (WHH) berichtete, dass 18 Mio. junge Menschen im ländlichen Afrika auf den Arbeitsmarkt drängen. Und es sei besonders der ländliche Raum, der hier eine große Rolle spielen könnte. Leider habe er kein gutes Image. Die WHH definiert folgende Lösungsansätze:

  • Ausbildung in der Landwirtschaft fördern, auch im vor- und nachgelagerten Bereich und ebenso in Konflikregionen
  • Finanzierung sicherstellen
  • Angebote für schwer zugängliche gebiete schaffen
  • Nachhaltige, ökologische und ökonomische Landwirtschaft etablieren, Agrarsysteme verändern
  • Digitale Innovationen einführen und den ländlichen Raum attraktiver machen

Zudem dürfte die Welt die Menschen in Konflikregionen nicht alleinlassen.

Julia Friederike Harnal sprach für die deutsche Privatwirtschaft. Sie hält es als Lösungsansatz für wichtig, die Kleinbauern widerstandsfähiger gegen Klimawandel und Krisen, wie aktuell die Coronafolgen, zu machen. Sie spricht sich für eine Umstellung des Agrarsystems aus, um die ganze Welt ernähren zu können. Ressourcen müssten künftig noch optimierter eingesetzt werden. Weltweit stünde die Landwirtschaft gerade im Wandel und müsse bei sich Änderungen umsetzen.

„Die Kleinbauern leiden auch unter fehlenden Informationen, etwa über Krankheiten, Schädlinge oder Anbauverfahren. Häufige Ernteausfälle sind die Folge. Daher spielen innovative Techniken eine ganz wichtige Rolle, wie z.B. Präzisionslandwirtschaft mit Drohen. So kann man sich den Herausforderungen vor Ort anpassen“, so Harnal. Sie empfiehlt, neue Techniken in ein nachhaltiges, wirtschaftliches System vor Ort einzubetten, lokale Gemeinschaften zu stärken und neue Geschäftsmodelle der Bauern zu fördern.

Michael Windfuhr, stellvertretender Direktor des Instituts für Menschenrechte, argumentierte, dass es nicht allein eine technische Frage sei, die Menschen zu ernähren. Die Regierungen müssten entsprechende Rahmenbedingungen schaffen. Ein häufiges Problem zur Entstehung von Hunger in der Welt sei, dass die Menschen undokumentierte Landtitel haben. ¾ der Hungernden sind also auf dem Papier besitzlos und haben so keine Rechte und keinen Zugang zu Handel, Markt, Information und Hilfe. Es seien die vergessenen Kleinbauernfamilien in Afrika, marginalisierte Gruppen und Minderheiten, die in ihren eigenen Ländern von Politik und Gesellschaft vergessen sind und aus dem System fallen, sagte Windfuhr.

Heino von Meyer, Moderator des Strategischen Begleitkreises, setzt Hoffnungen auf das UN Food System Summit am 23.9.2021, wo sich auch viele Staats- und Regierungschefs zum Thema Welternährung äußern werden. Das Thema Hunger habe leider nichts an Brisanz verloren, bis zum Zieljahr 2030 bleibe nicht mehr viel Zeit.

Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), hob die Bedeutung der Agrarökologie hervor. Seiner Meinung nach muss sie auch im Kampf gegen den Hunger eine stärkere Rolle spielen. Ziel müsse sein, dass sich die Menschen auch in Krisengebieten selbst ernähren können. In diesem Zuge referierte Löwenstein ausführlich über die Fehler der konventionellen Landwirtschaft, von zerstörerischen Eingriffen in komplexe und noch immer nicht verstandene Ökosysteme und die Vorzüge des Ökolandbaus. Auch sei es nur der Ökolandbau, der seit langem die soziale Gerechtigkeit mitberücksichtige.

Sebastian Lesch vom Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung kündigte an, dass sein Haus auch in der kommenden Legislaturperiode aktiv an Lösungen mitgestalten werde. Man habe die moralische, politische und rechtliche Verpflichtung dazu. Er sieht vor allem die Landwirtschaft als entscheidend für die Bekämpfung von Klimawandel und Hunger an, alles hänge zusammen. „In einer Welt mit Hunger gibt es keinen Frieden und auch keinen Klimaschutz. Corona hat und die Fragilität des Systems gezeigt.“

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