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Imageproblem dämpft Begeisterung für Ausbildung in „grünen“ Berufen

Der Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, Werner Schwarz, sieht bei den „grünen“ Berufen in Deutschland ein Imageproblem. Vorwürfe, die Landwirte belasteten Luft, Boden und Wasser oder gingen nicht tiergerecht mit ihrem Vieh um, dämpften die Begeisterung junger Menschen, einen Agrarberuf zu erlernen.

Lesezeit: 6 Minuten

Der Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, Werner Schwarz, sieht bei den „grünen“ Berufen in Deutschland ein Imageproblem. Vorwürfe, die Landwirte belasteten Luft, Boden und Wasser oder gingen nicht tiergerecht mit ihrem Vieh um, dämpften die Begeisterung junger Menschen, einen Beruf im Agrarbereich zu erlernen, erklärte Schwarz im Gespräch mit dem Bauernblatt Schleswig-Holstein. Nicht zuletzt deshalb habe der Deutsche Bauernverband (DBV) im vergangenen Sommer seine Ausbildungskampagne aufgefrischt und die Informationen zu den einzelnen Berufen mit modernen Medien wie Videoclips unterlegt. Es werde nun einfach, aber deutlich verständlich dargestellt, wie vielfältig die grüne Branche heute für Arbeitnehmer sei.


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Allerdings sei der Bauernverband aus Gründen knapper Ressourcen erst am Anfang, räumte Schwarz ein, der den Vorsitz beim DBV-Fachausschuss für Berufsbildung und Bildungspolitik innehat. „Da geht noch eine ganze Menge, auf beiden Seiten“ so sein Fazit. Der DBV-Vizepräsident bemängelte, dass nicht nur Schüler, sondern auch Lehrer - beispielsweise in Großstädten wie Berlin - viel zu wenig über die Landwirtschaft wüssten: „Die haben keinen Schimmer von der Agrarbranche und darüber, was es neben dem Unternehmer Landwirt noch in der ganzen beruflichen Breite alles gibt“. Zwar gebe es schon länger die Aktion „Schulklassen auf dem Bauernhof“, aber der Berufsstand müsse sich fragen, ob er bei der Zielgruppe immer richtig liege.


Als schwierig habe sich vor allem die Sekundarstufe II erwiesen, wo die Berufswahl entwickelt werde. Hier würden auf Landesebene Gespräche geführt, um Themen der Landwirtschaft in den Lehrplänen zu berücksichtigen. Auch auf Bundesebene ermutige man die Vertreter der Landesverbände, ihre Kultusministerien ebenfalls für die Unterstützung der Nachwuchsgewinnung in den grünen Berufen zu begeistern. 


Umdenken der Betriebsleiter erforderlich


Nach Einschätzung von Schwarz dürfte in den nächsten Jahren der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften in der grünen Branche zunehmen, insbesondere in der Tierhaltung. Das ergebe sich aus dem Strukturwandel mit wachsenden Höfen. In Reaktion darauf müsse jedoch auch bei den Betriebsleitern ein gewisses Umdenken einsetzen. Die Betriebe bräuchten künftig mehr Arbeitskräfte als heute, nicht zuletzt, um die Belastung des Einzelnen nicht noch weiter überzustrapazieren. Schon heute sei bei den landwirtschaftlichen Einzelunternehmern ohne Mitarbeiter festzustellen, dass die psycho-emotionalen Erschöpfungszustände zunähmen. Das in diesem Jahr rund 2 000 grüne Ausbildungsplätze unbesetzt blieben, ist für Schwarz aber nicht alarmierend: „Wenn es wirklich eine Not gäbe, würden sich die Berufskollegen rühren“; das seien vielmehr rein statistische Angaben. Neu sei jedoch, dass man sich bei der Ausbildung auch im Bereich Landwirtschaft in einem Bewerbermarkt befinde, auf dem sich der Bewerber den seiner Meinung nach besten Ausbildungsbetrieb aussuchen könne. Das sei vor acht oder zehn Jahren noch umgekehrt gewesen. Im Zweifelsfall müsse sich heute der Einzelbetrieb bewerben, oder der Berufsstand müsse Werbung für die gesamte Branche machen, um möglichst viele junge Menschen für die grünen Berufe zu gewinnen.


Interessenten sollten Praktika machen


Schwarz wies darauf hin, dass es gerade in der Tierhaltung sehr schwer sei, qualifiziertes Personal zu finden. Es sei daher definitiv notwendig, stärker und vielleicht auch noch besser in Richtung Spezialisten auszubilden. Aber auch der Allrounder werde in Zukunft weiterhin gebraucht. Deshalb sollte sich der Berufsstand intensiver mit dualen Ausbildungssystemen befassen, in denen Landwirte ihre Mitarbeiter weiter auf einem zweiten Weg fortbilden könnten, wie ihn beispielsweise die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) anbiete. Nicht festmachen will Schwarz die Chancen auf einen Ausbildungsplatz an der Vorbildung der Bewerber. „Die persönliche Kompetenz ist mir fast wichtiger, als das gestochene Realschulzeugnis“, so seine Einschätzung. Sehr zu empfehlen sei den Jugendlichen, möglichst viele Praktika zu machen. Diese Möglichkeiten böten heute immer mehr Höfe. Schwarz regte auch an, in der Ausbildung die Bereiche Arbeitnehmer beziehungsweise Unternehmer noch stärker zu variieren. Bauernsöhne, die einen Betrieb übernehmen wollten, sollten dabei von den Ausbildungsinhalten her ein wenig anders behandelt werden als jene, die später „zweiter Mann“ im Betrieb seien. Hier gelte es, den jeweiligen Ansprüchen gerechter zu werden.


„Erdung“ der Bewerber wichtig


Wichtig ist für Schwarz, dass zunächst die Erstausbildung breit bleibt, nicht zuletzt, damit auch die Auszubildenden, die nicht aus der Landwirtschaft stammen, erst einmal einen Überblick bekommen. Dann sollte es ab einem gewissen Stadium die Möglichkeit geben, sich zu spezialisieren oder aber unmittelbar in die Praxis zu gehen. „Ich denke, wir sind diesbezüglich auf einem guten Weg“, betonte der DBV-Vizepräsident. Aber vor dem Hintergrund, dass zunehmend Arbeitnehmer in der Landwirtschaft und dem Gartenbau gefragt seien, sollte hier durchaus noch mehr Engagement gezeigt werden. Reagieren müsse man auch darauf, dass zunehmend Fremdarbeitskräfte eingestellt würden, die immer seltener ihre Wurzeln auf Höfen hätten, gab Schwarz zu bedenken. Wenn jedoch ein junger Mensch „geerdet“ sei und wisse, dass er mit lebenden Tieren und wachsenden Pflanzen arbeite, könne ihm der Ausbilder auch das nötige Fachwissen und die erforderlichen Fertigkeiten beibringen. Darüber hinaus müsse vermittelt werden, dass man als Landwirt eine Fürsorgepflicht habe, sowohl für die Pflanze als auch für das Tier. Wer es schaffe, die Verbundenheit mit dieser Arbeit einem Auszubildenden in einem Jahr oder zwei Jahren zu vermitteln, sei genau auf dem richtigen Weg. Das sei die Voraussetzung, den Beruf auch als Berufung zu sehen. 


Zielgenau fördern


Zweifel hat Schwarz an der Umsetzung der bildungspolitischen Ziele der neuen Bundesregierung, allein wegen der knappen finanziellen Mittel. Dennoch sei zu wünschen, dass wieder stärker daran gearbeitet werde, Institutionen, die sich mit der Aus‑ oder Fortbildung in den grünen Berufen befassten - wie beispielsweise die Andreas-Hermes-Akademie (AHA) - , eine entsprechende öffentliche Förderung zukommen zu lassen. Klar sei, dass dies nicht mit der „großen Gießkanne“ geschehen könne, aber es gebe sicherlich Möglichkeiten, zielgenau zu fördern, so der DBV-Vizepräsident. Auf die Wunschliste des Landesbauernverbandspräsidenten an die Politik gehört auch, dass die Stellen in Ministerien und anderen Einrichtungen, die für Ausbildung zuständig sind, nicht noch weiter zusammengestrichen werden. AgE

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