Italien hat seit Wochen mit immer wiederkehrenden Unwettern zu kämpfen. Das belastet nicht nur die Tourismusbranche und die allgemeine Infrastruktur; auch die laufende Ernte, der Absatz von Agrarprodukte und die Vorbereitungen für die Feldbestellungen im Herbst werden massiv gestört.
Wie der italienische Verband der Familienbetriebe (Coldiretti) Anfang August mitteilte, fiel in einigen Regionen Norditaliens im Juli dreimal so viel Regen wie zu der Jahreszeit üblich. Auch im Süden seien außergewöhnlich hohe Niederschlagsmengen verzeichnet worden. Diese hätten hohe Schäden an den Kulturen verursacht, besonders bei Fruchtgemüse wie Tomaten. Zudem seien bereits schwere Schäden an den Weinbergen sichtbar, berichtete Coldiretti.
Die starken Regenfälle störten mittlerweile sogar die vegetativen Zyklen der Pflanzen. Vor allem im Gemüsebereich seien Ernte und Neuaussaat gefährdet. Neben den Pflanzen seien auch Stallungen, Wohnhäuser und Betriebsstätten geschädigt worden, so der Landwirtschaftsverband. Kühe und Schafe könnten nicht auf die Weiden. Der Weideaufwuchs in den Bergebieten falle zudem weitaus geringer als üblich aus. Außerdem gebe es weniger Honig, da die Bienen nicht flögen.
Statt einem „Jahr ohne Winter“ müsse man nun von einem „Jahr ohne Sommer“ sprechen, so Coldiretti. Der Verband sieht die Politik gefordert. Langfristig sei es notwendig, die anhaltende Bodenversiegelung und die fortschreitende Entwaldung aufzuhalten.
Die Umweltschutzorganisation Legambiente schätzt inzwischen 70 % der italienischen Gemeinden als gefährdet durch Erdrutsche und Überschwemmungen ein. Die Umweltschützer forderten, dass die Regierung sich nun mit ganzer Kraft dafür einsetze, weitere Desaster durch eine gezielte Umweltpolitik auf nationaler aber auch lokaler Ebene zu verhindern. Unterdessen verbesserte sich die Wetterlage in der vergangenen Woche und die Weinernte hat begonnen.