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Einschätzung

Julia Klöckner die Unterschätzte

In mehreren Zeitungen finden sich aktuell Einschätzungen über Bundesagrarministerin Klöckner. Einhellige Meinung: Sie macht ihre Sache gut und kann in der Corona-Krise punkten.

Lesezeit: 4 Minuten

Mit Anerkennung haben diese Woche Südwest Presse (SWP), Märkische Oderzeitung (MOZ) und andere über die Leistungen von Bundesagrarministerin Julia Klöckner berichtet. Alle titeln, die CDU-Politikerin werde unterschätzt. Gerade in der Coronazeit habe sie punkten können.

Die Zeitungen erinnern daran, dass Klöckner vor der Pandemie in der Öffentlichkeit vor allem durch ihr umstrittenes Video mit dem Nestlé-Chef in Erinnerung gewesen sei, als Marionette der Lebensmittelindustrie und offenkundig oberste Lobbyistin für Bauern und Hersteller dargestellt. Doch auch bei den Landwirten eckte sie häufiger an, u.a. weil sie die schärfere Düngeverordnung und neue Auflagen für Tierhalter nicht verhindern wollte. Grüne und Umweltschützer prangern auf der anderen Seite an, dass sie eine Agrarwende blockiere.

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Es steckt mehr in ihr

Doch je intensiver die Corona-Krise Deutschland beschäftigte, desto besser fand Julia Klöckner in ihr Amt, schreiben die Zeitungen jetzt. Nach und nach sei sichtbar geworden, dass mehr in der 47-Jährigen steckt. So sei Klöckner an der Seite der Bauern gewesen, als Innenminister Seehofer im März die Grenzen für alle ausländischen Arbeitnehmer schloss. Noch am gleichen Abend nahm Klöckner Verhandlungen mit dem CSU-Kollegen und dem Kabinett Merkel auf, mit dem Resultat, dass 80.000 Saisonkräfte aus Osteuropa trotz Corona-Ausgangssperren auf den Feldern arbeiten dürfen. Ein großer Erfolg für die Landwirtschaftsministerin, wie Beobachter finden.

Die MOZ merkt an, dass Klöckner mit jedem Tag sicherer zu werden scheint. So schreibt die Zeitung: „Vor der Krise zeigte sich die Ministerin bei öffentlichen Auftritten stets in ihrer perfekten Uniform: die blonden Haare von Profihand frisiert, makellos geschminkt, Mantel und Blazer farblich aufeinander abgestimmt. Doch in diesen Tagen tauscht Klöckner ihre Kleider und Röcke auch schon mal gegen Jeans und Lederjacke.“

Sie versichere, dass es genügend Produkte für die Verbraucher in der Krise gebe. Gleichzeitig werbe sie unermüdlich dafür, den Landwirten bei der Saat und Ernte zu helfen, damit das auch so bleibt. Schon vor der Krise habe Klöckner ihr Haus "Lebensministerium" und ihr Ressort einen Teil der Politik genannt, der alle angehe. Doch was damals wie Wortgeklingel aus der Marketing-Abteilung klang, bewahrheitet sich auf einmal, heißt es.

Herausforderung, es allen rechtzumachen

Noch vor wenigen Wochen bei den Bauerndemos sei die Ministerin Bauernfeind Nummer eins gewesen. Nach Jahren treuer CDU-Wählerschaft drohten tausende Landwirte Klöckners Partei den Rücken zuzuwenden. Gleichzeitig drohten die Verbraucher dasselbe, wenn die Union nicht ihre Wünsche nach einer Agrarwende, nach mehr Tierwohl und Grundwasserschutz sowie nach einem Verbot von Glyphosat und Gentechnik umsetze. Ein Problem für eine Ministerin, die verschiedene Interessen in einem Haus unter einen Hut bekommen muss.

Mitten in der Corona-Krise sei Klöckner laut MOZ dann das Kunststück gelungen, die hochumstrittene Düngeverordnung durch den Bundesrat zu bekommen. Durch Corona sei der Widerstand der Bauern schlagartig verhallt und Klöckner sei zumindest ein Problem los, die Landwirtschaft sei ein Stückchen umweltbewusster geworden, schreibt die Zeitung in ihrem Portrait weiter. Für diesen Umbau der Landwirtschaft habe die Landwirtschaftsministerin 2018 den Auftrag der Bundeskanzlerin erhalten, ist dort zu lesen. Dafür habe die Pfälzerin bei ihren vielen Auftritten geworben.

Stärke: Das persönliche Gespräch

Das persönliche Gespräch soll zu Klöckners Stärken zählen. Sie blicke ihren Kritikern direkt ins Gesicht, suche Augenkontakt und lächele ihr strahlendes Lächeln. Bei den aktuell stattfindenden Video-Konferenz funktioniere das nicht. Man erkenne, wie viel Sachlichkeit mittlerweile herrscht. Der emeritierte Professor Ulrich Sarcinelli wird mit den Worten zitiert, das Klöckner‘sche Auftreten lasse sich mit „Zu viel High Heels und zu wenig Gummistiefel" beschreiben. Sie habe durchaus die Chance, die Landwirtschaftspolitik in eine neue Richtung zu lenken, meint er. "Damit könnte sich die Ministerin profilieren, und davon dürfte auch ihre politische Zukunft abhängen."

Täuschen lassen sollte sich jedoch niemand von Klöckners strahlender Oberfläche, heißt es in dem Portrait weiter. Sie könne auch anders. Der Ton in frühmorgendlichen Interviews im Deutschlandfunk gleite dann schon mal von warmer Freundlichkeit in kühle Distanz ab. Je emotionaler die Ministerin, desto mehr schlägt der heimische Dialekt durch. "Net", sagt sie dann zum Beispiel, wenn sie "nicht" meint.

Die Ministerin weiß laut den Kommentatoren der Zeitungen, dass sie liefern muss, gerade in der Krise, zumal sich die nächste Herausforderung schon anbahnt: die erneute extreme Trockenheit in diesem Frühjahr, die wieder zu Missernten der Bauern führen könnte. Der Beitrag endet mit folgendem Zitat der Ministerin: "Wer die Geduld verliert, der verliert die Kraft, aber das wird nicht passieren."

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