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Mit Sorgen ins neue Jahr

Karsten Schmal befürchtet Strukturbrüche in Hessen

Hessens Bauernpräsident warnt vor einem Verlust der Tierhaltung, vor neuen Abhängigkeiten bei der Lebensmittelversorgung und einer planlosen Bundesregierung. Auch das Greening sei kaum nutzbar.

Lesezeit: 4 Minuten

Nach wie vor beeinflusst die Pandemie die internationalen Agrarmärkte und Lieferketten. Zuletzt spürten die Bauern dies durch die Verknappung und die stark gestiegenen Preise bei Stickstoffdüngern. Auch die Preise für Futtermittel und andere Betriebsmittel sind stark angestiegen.

Dabei ist die Einkommenslage auf vielen Betrieben ohnehin sehr angespannt, stellt Hessens Bauernpräsident Karsten Schmal fest. „Schon seit vielen Monaten erleben die Schweinehalter eine existenzielle Krise durch die ruinösen Erzeugerpreise. Ich mache mir sehr große Sorgen, dass es hier zu Strukturbrüchen kommt“, sagte der Landwirt zum Jahresauftakt.

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Alle Hoffnung auf 5xD

In Hessen sei die Tierhaltung ohnehin seit Jahren stark rückläufig. Eine kleine Hoffnung für den Schweinemarkt keime nun mit der Ankündigung des Lebensmitteleinzelhandels, das Sortiment mit ausschließlich heimischem Schweinefleisch nach der 5xD-Regel substanziell zu vergrößern.

„Dies muss jetzt vom Handel konsequent und in der ganzen Breite umgesetzt werden. Um den Schweinemarkt aus der Krisensituation zu bekommen, brauchen wir dringend auch ein Regionalisierungsabkommen mit China. Frankreich ist dies nun gelungen. Das Land kann auch bei einem ASP-Fall weiter Schweinefleisch nach China exportieren“, erinnert Schmal. Die neue Bundesregierung müsse die Anstrengungen verstärken, um ebenfalls ein solches Abkommen zu erzielen.

Für die Ackerbaubetriebe seien die Aussichten hingegen derzeit nicht schlecht. Zu hoffen sei, dass sie von den weiter steigenden Getreide- und Rapspreisen profitieren können. Auch die Preisperspektiven auf dem Milchmarkt geben Schmal wegen der niedrigen Anlieferung und der Verknappung – auch international – Anlass zur Hoffnung.

Kooperative Problemlösungen

Der neuen Bundesregierung rät Schmal, den seiner Ansicht nach vagen Koalitionsvertrag mit klaren Aussagen zu füllen. Die Ergebnisse der Zukunftskommission Landwirtschaft und die Vorschläge der Borchert-Kommission zur Weiterentwicklung der Tierhaltung würden darin bisher kaum berücksichtigt.

„Sicher ist aber, dass Klima-, Tier- und Naturschutz eine noch größere Rolle spielen werden. Der Berufsstand hat sich dazu bekannt, weitere Anstrengungen zu unternehmen, um diese Ziele zu erreichen. Wir verlangen aber, dass die Landwirtschaft als Teil der Lösung anerkannt wird und dass die Politik auf kooperative Problemlösungen setzt statt auf noch mehr Verbote“, so der Bauernvertreter.

Abschließend macht er erneut deutlich, dass ein zusätzlicher Aufwand auch honoriert werden müsse. In Hessen habe man mit der Kooperationsvereinbarung Landwirtschaft und Naturschutz hierzu die Voraussetzungen geschaffen.

Auch auf vielen anderen Feldern habe sich der Hessische Bauernverband eingesetzt. Sei es bei der Überprüfung der im Rahmen der Düngeverordnung ausgewiesenen Roten Gebiete durch hydrogeologische Gutachten oder durch die Unterstützung von Gerichtsverfahren, sei es bei den Landwirtschaftlichen Fachplänen, bei denen es insbesondere um Flächenschutz geht, oder sei es beim Schulpakt mit dem Kultusministerium im Sinne des Erhalts der Berufsschulstandorte.

Schmal erwartet geringe Beteiligung an Eco Schemes

Stark beschäftigt hat den Bauernverband auch die Gemeinsame europäische Agrarpolitik. Nach anfänglicher Zuversicht müsse man feststellen müssen, dass die für die Betriebe wichtigen Direktzahlungen künftig durch Umschichtungen massiv an Einkommenswirksamkeit einbüßen werden.

„Ein Ausgleich durch die freiwilligen Eco-Schemes ist für viele Betriebe, beispielsweise mit intensiv genutztem Grünland, mit Sonderkulturen oder mit Ökoanbau, kaum möglich. Die niedrige Dotierung der Eco-Schemes macht sie insgesamt unattraktiv. Deshalb wird sich die von der Politik gewünschte hohe Beteiligung an den Maßnahmen so nicht erreichen lassen“, bedauert Schmal.

Er ist sich sicher: Der Green Deal und die Farm-to-fork-Strategie, die künftig in die GAP hineinfließen sollen, und unter anderem die Reduzierung des Dünge- und Pflanzenschutzmitteleinsatzes vorsehen, werden zu einer Einschränkung der landwirtschaftlichen Erzeugung führen.

Neue Abhängigkeiten drohen

„Wir laufen Gefahr, dass wir immer mehr in Abhängigkeit von Lebensmittelimporten geraten. Das widerspricht unserem Grundverständnis. Denn wir sehen unsere Hauptaufgabe nach wie vor darin, die Ernährung unserer eigenen Bevölkerung zu sichern und darüber hinaus neben den regionalen Märkten auch die internationalen Märkte im Sinne eines fairen Wa­ren­handels mit qua­litativ hoch­wertigen Nah­rungs­mitteln zu versorgen“, so der Präsident.

Er macht klar, dass die Bauern für eine effiziente und zugleich nachhaltige, ressourcenschonende Landwirtschaft stehen. Diese sollte durch innovative Forschung, neue Technologien und eine gezielte Förderung in Deutschland weiter gestärkt werden. Dabei sei Schmal sehr wichtig, dass die gut ausgebildete und motivierte Jugend eine Perspektive in der Landwirtschaft hat. Dafür wolle er sich mit seinen Kolleginnen und Kollegen im Bauernverband weiter mit aller Kraft einsetzen.

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