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Klimaschutz: „Anders“ statt „weniger“

Der Ernährungssektor ist laut Johan Rockström großer Verursacher des globalen Treibhausgasausstoßes. Ohne die Landwirtschaft ist eine CO2-Senkung auf netto Null Ausstoß im Jahr 2050 aber nicht möglich

Lesezeit: 3 Minuten

Von Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung:

Doppeltes Risiko, doppelte Chance – das ist die Situation des Ernährungssektors. Einerseits gefährdet die Landwirtschaft die Klimastabilität, wenn man Faktoren wie die Waldrodung zur Flächengewinnung etwa in Brasilien einberechnet.

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Umgerechnet rund ein Viertel des globalen Treibhausgasausstoßes macht der Ernährungssektor aus, viel mehr als etwa Autos und Flugzeuge. Und er trägt zum Überschreiten weiterer planetarer Grenzen bei: etwa als größte Bedrohung für Artenvielfalt und wichtigster Verbraucher von Wasser. Der Ernährungssektor ist ein Treiber dessen, was die Wissenschaft „Anthropozän“ nennt: das neue Erdzeitalter, in dem die Menschheit zu einer geologischen Kraft geworden ist.

Dabei wird die Landwirtschaft vom Klimawandel besonders hart getroffen, sie ist zugleich Täter und Opfer. Schon jetzt nehmen Extremwetter-Risiken zu, die jüngsten Dürresommer haben vielerorts Erträge drastisch reduziert. Studien zeigen, dass es durch eine Störung großer Luftströmungen zu Dürren in den Kornkammern der Welt kommen könnte – zeitgleich in den USA, Europa und Russland. Und dies bei bislang nur einem Grad Erderwärmung – wenn wir weitermachen wie bisher, könnte es bis Ende des Jahrhunderts das Drei- bis Vierfache sein.

Darum ist der Ernährungssektor nicht nur Risiko – sondern auch Chance. Um die größten Klimarisiken zu vermeiden, insbesondere das Kippen von Elementen des Erdsystems wie etwa dem für unser Wetter wichtigen Golfstrom im Atlantik, müssen wir bis 2050 weltweit auf netto Null Ausstoß von Treibhausgasen kommen. Ohne den Beitrag der Landwirtschaft und des ganzen Ernährungssektors geht das nicht.

Wenn dieser Wandel systemisch angegangen wird, können im gleichen Zuge Hunger und Artensterben eingedämmt werden. Aber das braucht einen raschen Umbau. Dazu gehört ein anderer Ernährungsstil mit weniger tierischen Produkten, weil deren Erzeugung Flächenfraß bedeutet, ineffizienten Einsatz von Futterkalorien und Methanausstoß. Dazu gehört eine ökologische Neuausrichtung der Subventionen. Dazu gehören Innovationen in der Bodenbearbeitung, wie weniger Pflügen oder Einsatz von Kompost. Dabei geht es nicht um ein „Weniger“. Es geht um ein „Anders“. Die Stabilisierung des Klimas nützt der Landwirtschaft und dem Planeten: das ist die doppelte Chance.

Die Landwirtschaft ist Kern der menschlichen Zivilisation. Als wir von Jägern und Sammlern zu Ackerbauern und Viehhaltern wurden, war das historisch. Und es ist eine Erfolgsgeschichte, wie es gelang, eine wachsende Erdbevölkerung immer besser zu ernähren. Jetzt ist ein weiterer historischer Moment gekommen. Der Ernährungssektor kann unser Klima und damit sich selbst und unsere Zivilisation gefährden. Oder er kann sich auf das besinnen, was ihn ausmacht: Nachhaltigkeit.

Hinweis: Gastkommentare geben nicht in allen Bereichen die Meinung der Redaktion wieder. Wir veröffentlichen sie dann, wenn wir sie für einen interessanten Diskussionsbeitrag zur Weiterentwicklung der Landwirtschaft halten. Wie stehen Sie dazu? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar unten.

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