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Klimaschutz: Moore schützen und Güllelager abdecken

Moorschutz, gasdichtes Abdecken von Güllelagern und weniger Konsum von Milch- und Fleischprodukten sollen den Ausstoß von Treibhausgasen senken. Thema des Symposiums der Edmund-Rehwinkel-Stiftung.

Lesezeit: 4 Minuten

Die größten Klimaschutzpotenziale in der Landwirtschaft entfallen auf die Nutzung von Moorflächen, die Emissionen aus der Tierhaltung und den dazugehörigen Konsum von Fleisch- und Milchprodukten. Darin waren sich die fünf Vortragsredner beim Symposium der Edmund Rehwinkel-Stiftung am Mittwoch vergangener Woche in Berlin einig.

Das Thema der diesjährigen Veranstaltung lautete „Herausforderung Klimawandel – Auswirkungen auf die Landwirtschaft und Anpassungsstrategien“. Vorgestellt wurden insgesamt fünf Studien. „Spätestens seit dem Hitzesommer 2018 weiß jeder um die großen Herausforderungen eines fortschreitenden Klimawandels. Für die Landwirtschaft geht es dabei um den Erhalt ihrer Produktionsgrundlage“, sagte Dr. Horst Reinhardt, Sprecher des Vorstands der Landwirtschaftlichen Rentenbank. Die Studien böten dazu eine Reihe konkreter Handlungsempfehlungen.

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Moore weniger intensiv bewirtschaften

Uwe Latacz-Lohmann von der Universität Kiel, wies auf die besondere Bedeutung von Moorstandorten für den Klimaschutz hin. Die von Mooren bedeckte Fläche entspricht zwar lediglich 5 % der Landwirtschaftsfläche Deutschlands. Dennoch tragen diese zu rund der Hälfte der Treibhausgasemissionen aus der deutschen Landwirtschaft bei. Auch gesamtgesellschaftlich falle der Anteil ins Gewicht. 4,5 % der gesamten Treibhausgasemissionen Deutschlands stamme aus trocken gelegten Mooren.

Die Wiedervernässung von Mooren ist ein erheblicher Eingriff in die Bewirtschaftung der Landwirte. Deshalb untersuchte der Wissenschaftler, unter welchen Umständen freiwillige Moorschutzprogramme für die Landwirte attraktiv sind. Das Ergebnis: kurze Vertragslaufzeiten und die Möglichkeit, weiterhin Gülle ausbringen zu können, sind wichtige Voraussetzungen für akzeptierte Programme. Wenn eine sinnvolle Weiterbewirtschaftung der Moorflächen möglich sein soll, dürften die Wasserstände maximal auf 20 bis 40 cm unter Flur angehoben werden. Je weniger stark die Programme in die Bewirtschaftung eingriffen, desto geringer falle allerdings die Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen aus.

„Wir müssen die Landwirte dafür bezahlen, dass sie an bestimmten Standorten besondere Umweltleistungen erbringen“, appellierte er an die Politik ausreichende Prämien für ambitionierte Moorschutzprogramme bereitzustellen. „Die Bauern produzieren dann nicht Milch oder Fleisch, sondern Klima- und Artenschutz.“

Grundsätzlich ist es aber auf allen Acker- und Grünlandflächen möglich, die Kohlenstoffvorräte im Boden zu erhöhen. Artenreiches Grünland ist diesbezüglich effizienter als Hochleistungsgrünland. Das machte Carsten Malisch von der Universität Kiel deutlich. Allerdings sind viele Zusammenhänge noch nicht eindeutig geklärt. Deshalb bestehe hier noch erheblicher Forschungsbedarf.

Güllebehälter abdecken

Ansgar Lasar, Klimabeauftragter der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, beschrieb die Potenziale in der Schweinehaltung. Er analysiert bei seiner Arbeit Schweinehaltungsbetriebe und erarbeitet mit den Betriebsleitern Maßnahmen, um den CO2-Fussabdruck der Betriebe zu verbessern. Die wichtigsten Stellschrauben sind aus seiner Sicht:

  • Die Abdeckung von Güllebehältern (15 % Sparpotenzial),
  • der Verzicht von Soja, bzw. der Einsatz von zertifiziertem Soja (10 % Einsparung),
  • eine bessere Futterverwertung (0,1 kg/kg Zuwachs bringen 3 % Einsparung)
  • und die Halbierung des Strom- und Wärmeverbrauchs (1 % Einsparung).

Im Schnitt, so Lasar, können Betriebe durch konkrete Maßnahmen gut 6 % ihres Fußabdruckes mindern. „Ich rege mich auf, wenn ich lese, wir könnten 50 % der Treibhausgasemissionen in der Landwirtschaft sparen“, forderte der Praktiker realistische Ziele von der Politik.

Weniger Tiere halten?

Martin Banse und Viktoriya Sturm vom Thünen-Institut untersuchten die Frage, ob es sinnvoller ist, den Treibhausgasanfall bei der Produktion oder beim Verbrauch zu verteuern, zum Beispiel über eine CO2-Steuer. Ergebnis: Die Einführung einer CO2-Verbrauchssteuer zum Beispiel auf Lebensmittel senkt die Treibhausgasemissionen stärker als eine CO2-Steuer auf die Produktion und den Einsatz von Stickstoff-Düngemitteln. „Außerdem verteilt eine komsumseitige Besteuerung die finanziellen Belastungen stärker auf alle Beteiligten in der Wertschöpfungskette, während die Produktionssteuer hauptsächlich die Landwirte trifft“, analysiert Sturm.

In der Diskussion stellten Banse und Latacz-Lohmann den Zusammenhang zwischen Fleischkonsum und Klimaschutz her. Wenn weniger Fleisch- und Milchprodukte konsumiert würden, sinke auch der Treibhausgasausstoß der Landwirtschaft. Dafür müssten die Produkte aber teurer werden. „Wenn wir Klimaschutz wollen, müssen wir auch über eine Anhebung des vergünstigten Mehrwertsteuersatzes für Fleischprodukte sprechen“, zeigt Latacz-Lohmann die Zusammenhänge auf. Dann würden die Tierbestände sinken.

Frühere und längere Vegetationsperiode

Wie sich der Klimawandel auf die landwirtschaftliche Produktion und insbesondere den Bewässerungsbedarf auswirkt, hat Jana Zinkernagel von Hochschule Geisenheim am Beispiel der Zwiebel untersucht. Die wichtigsten Trends:

  • Die Anbausaison wird sich verlängern und früher beginnen.
  • Aufgrund der rascheren Pflanzenentwicklung verringert sich die Kulturdauer der Zwiebel um fünf bis sieben Tage.
  • Ohne Verschiebung des Anbauzeitraums nach vorne steigt der Wasserbedarf.

Die wichtigsten Schlussfolgerungen der Gemüsebauexpertin: Die Zwiebelaussaat sollte in Zukunft früher beginnen, um die Winterfeuchte besser zu nutzen. Und bei der Beregnung müssen künftig der Zeitpunkt und Höhe der Wassergabe sowie die Verluste besser gesteuert werden, umso wassersparend wie möglich zu arbeiten. Hier gebe es noch viel Potenzial.

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