Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

topplus Tierwohl-Fleisch

Klöckner warnt Aldi beim Tierwohl vor einem „PR-Gag“

Landwirtschaftsministerin Klöckner fühlt sich vom Aldi-Vorstoß zur Umstellung auf Tierwohl-Fleisch nicht überrumpelt. Sie hält an ihrer Strategie fest und warnt den Handel vor Dumping-Preisen.

Lesezeit: 3 Minuten

Bundeslandwirtschaftsministerien Julia Klöckner (CDU) verteidigt nach dem Aldi-Vorstoß zum Wechsel auf Außenklimastall- und Biofleisch bis 2030 ihre eigene Tierwohl-Strategie. Die Ankündigung von Aldi komme zu einem Zeitpunkt, wo der Umbau der Nutztierhaltung hin zu mehr Tierwohl „längst breiter politischer und gesellschaftlicher Konsens“ sei, heißt es aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) auf Anfrage von top agrar. „Es ist keinesfalls so, dass wir von dieser unternehmerischen Entscheidung überholt wurden“, sagte eine Sprecherin.

Kommende Bundesregierung soll Umbau der Tierhaltung umsetzen

Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Stattdessen hofft das BMEL, „dass es sich bei der Ankündigung nicht um einen reinen PR-Gag handelt“. Klöckners Ministerium argumentiert, dass es selbst mit den Plänen der Borchert-Kommission weitergegangen sei, als es die Händler tun. „Wir haben ein umfassendes Gesamtkonzept für den Umbau der Nutztierhaltung in Deutschland vorgelegt, hinter das die kommende Bundesregierung nicht mehr zurückfallen kann“, sagte die Sprecherin.

Ende Juni hatte Aldi angekündigt, bis 2030 das Frischfleischangebot nur noch auf die Haltungsstufen 3 und 4 auszurichten, welche der Außenklima- und Biohaltung entsprechen. Andere Händler springen darauf bereits auf. Im Interview mit top agrar hatten die Aldi Manager ihr Vorhaben mit der gesellschaftspolitischen Entwicklung begründet. Sorgen um die Mengen macht sich Aldi nicht. „Wir werden mit unseren Partnern Wege finden, bis 2030 die Mengen an Tierwohl-Fleisch bereitzustellen“, sagte Lars Klein Geschäftsführer bei Aldi-Süd im Interview. Zuvor war mit der letzten Bundestagssitzung vor der Bundestagswahl klar, dass die amtierende Bundesregierung weder das staatliche Tierwohl-Label noch erste Schritte zur Umsetzung des Borchert-Konzeptes zum Umbau der Tierhaltung geschafft hat.

BMEL erwartet nun "faire Preisverhandlungen" vom Handel

Das BMEL bezeichnet die Haltungsstufen 3 und 4 aktuell als eine Marktnische. „Wenn das Angebot in diesem Bereich weiterentwickelt werden soll, sind in der Tierhaltung massive Investitionen nötig“, heißt es im BMEL. Dazu gehörten auch faire Preisverhandlungen und langfristige und verlässliche Liefervereinbarungen. „Hier hat sich Aldi bisher nicht als Partner der Landwirte, sondern vielmehr als Treiber der Preisspirale nach unten hervorgetan – den Bauern hat das geschadet“, so die BMEL-Sprecherin. Dem Handel wirft das BMEL weiterhin vor, mit Dumping-Preisen zu versuchen, Kunden in die Geschäfte zu locken. „Nicht umsonst musste Bundesministerin Julia Klöckner zudem per Gesetz zahlreiche unfaire Handelspraktiken verbieten“, so die BMEL-Sprecherin.

Klöckners Ministerium macht die SPD dafür verantwortlich, dass es in der Politik für den Umbau der Tierhaltung in der zu Ende gehenden Wahlperiode nicht weiter voran gekommen ist. Die SPD betreibe Wahlkampf auf dem Rücken der Tiere und habe das staatliche Tierwohlkennzeichen blockiert, so die BMEL-Sprecherin. „Mit unserem staatlichen Tierwohlkennzeichen hätten wir nicht nur mehr Tierwohl in die Ställe gebracht, sondern den Verbrauchern auch mehr Orientierung gegeben“, sagte sie. Auch beim Baurecht und Immissionsschutzrecht habe die SPD eine weitreichende Änderung im Sinne des Tierwohls blockiert, so die Ministeriumssprecherin weiter.

Verbrauchervertretung fordert alle Händler auf, Aldi zu folgen

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hingegen begrüßte den Aldi-Vorstoß explizit. „Eine große Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher wünscht sich Fleisch, das unter akzeptablen Haltungsbedingungen erzeugt wurde. Häufig finden sie jedoch kein ausreichendes Angebot im Supermarkt vor. Alle Handelsunternehmen sollten sich dem Schritt von Aldi deshalb jetzt anschließen“, sagte Anne Markwardt, Leiterin des vzbv-Teams Lebensmittel gegenüber top agrar.

Sie forderte zudem höhere gesetzliche Haltungsstandards und eine verbesserte Kontrolle. „Die nächste Bundesregierung muss das zügig auf die Agenda setzen“, sagte Markwardt. Freiwillige Initiativen des Handels reichen ihr dafür nicht aus. Auf die Frage, ob die Verbraucherschützer die Bevölkerung auch darauf einstimmen, dass Fleisch in Deutschland dadurch teurer werde, ging sie allerdings nicht ein.

Mehr zu dem Thema

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.