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Kommentar: Genaue Vorschriften statt Fleischsteuer

Die Diskussion um den Wert von Lebensmitteln, eine Fleischsteuer, die Bedeutung der Landwirtschaft für den Klimaschutz sowie Tierschutzverstöße waren zuletzt Nachrichtenthemen. Zwei Kommentare dazu...

Lesezeit: 4 Minuten

Über eine mögliche Anhebung der Mehrwertsteuer auf Fleisch wurde in letzter Zeit heftig diskutiert. Für Werner Eckert vom SWR geht das in die falsche Richtung. Er sieht den Staat in der Pflicht. Hier sein Kommentar in den Tagesthemen vom 7. August:

„Unseren Kühen und Schweinen geht es nicht gut. Und auch unseren Bauern geht es oft nicht besser. Viel Arbeit und dann haben sie mal mit Glück 20 Euro am Schwein und mal legen sie auch drauf. Da gönnt man den einen ein bisschen mehr Wohl und den anderen etwas mehr Geld gerne.

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Aber mit 19 % Mehrwertsteuer ist das nicht getan. Mal abgesehen davon, dass der Staat das Geld gar nicht zweckgebunden für mehr Tierwohl verwenden dürfte. Es würde auch nur dazu führen, dass der Preisaufschlag oben drauf zu Preisdruck nach unten führen würde. Der Handel versucht doch, das bei den Bauern einfach wiederzuholen. Das ist das Gegenteil dessen, was es bringen soll. Nein, das ist kein Thema für Steuern und Märkte. Mehr Platz für Tiere, maßvolle Transporte und ordentliche Schlachtung: Wenn man das will, muss man genaue Vorschriften machen. Da ist der Staat am Zug. Und ordentliche Kontrollen gehörten auch endlich dazu, da hapert es schon ganz und gar.

Das führt dann in der Konsequenz zu höheren Preisen, so herum wird dann auch ein Schuh daraus. Das würden auch viele Bauern gerne mitgehen. Sie haben aber eine Sorge, nämlich dass die Verbraucher dann billiges Fleisch aus dem Ausland kaufen. Und da ist was dran. Das darf aber nicht dauernd als Totschlagargument dienen. Agrarministerin Klöckner sollte nicht die Ungerechtigkeit der Welt bejammern, sondern endlich entschieden für eine andere EU-Agrarpolitik kämpfen und für eine verpflichtende Kennzeichnung von Fleisch.

Ganz am Ende, und wenn das geklärt ist, müssten dann die Verbraucher tatsächlich mitmachen. Wenn es den Tieren bei uns gut geht, dann müssen und dürfen wir Käufer das honorieren, dann geht es auch den Bauern besser.

Ohmstedt: "Bauern sind keine Kälbchenstreichler"

Holger Ohmstedt vom NDR beleuchtete einen Tag später in seinem Tagesthemen-Kommentar vom 8. August die Realität in der Landwirtschaft.

„Ich kann verstehen, dass Bauern an uns Verbrauchern manchmal verzweifeln. Viele von uns haben ein Bild von der Landwirtschaft, das stärker von Wohlfühlzeitschriften geprägt ist als vom Alltag auf dem Acker. Am liebsten hätten wir doch, dass unsere Lebensmittel von heimatverbundenen Landwirten produziert werden, die auf kleinen Höfen von glücklichen Tieren produziert werden.

Bauernverbände und Marketingleute stricken zur Absatzförderung selbst mit an diesem verlogenen Bild einer heilen Welt. Sie tragen Mitschuld an der Kluft zwischen Illusion und Wirklichkeit. Daran, dass die Beziehung zwischen Landwirten und ihren Kunden gestört ist, dass aus Landlust oft Landfrust wird.

Denn die Realität sieht anders aus, schließlich wollen wir auch nicht wie früher die Hälfte unseres Einkommens für Lebensmittel ausgeben. Bei 15 % ist für viele heute die Schmerzgrenze erreicht. In der Landwirtschaft hat unsere ‚Geiz ist geil‘-Mentalität zu einem brutalen Umbruch geführt. Hunderttausende Höfe machten dicht. Wer überleben wollte, musste entweder wachsen oder die Leistung steigern und Kosten senken oder eine lukrative Nische finden. Moderne Bauern eben, die dafür sorgen, dass wir genug zu essen haben. Da ist Empörung fehl am Platz, nur weil die mit ihren Agrobetrieben nicht die kindliche Sehnsucht nach ländlicher Idylle bedienen.

Landwirte sind in erster Linie Unternehmer und keine Kälbchenstreichler. Das entschuldigt keine Verbrechen an Tieren, Umwelt oder Kunden. Eine Landwirtschaft, die unser Vertrauen haben will, muss entschieden gegen Tierquäler und Umweltfrevler vorgehen. Solche Praktiken gehören verurteilt, aber eben nicht die ganze Agrarwirtschaft. Es wird Zeit, dass wir gemeinsam mit den Bauern Landwirtschaft neu denken. Und dass wir ehrlich mit denen umgehen, die unsere Mittel zum Leben produzieren.“

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