Mecklenburg-Vorpommern
Kritik an BVVG: Flächenpacht für Junglandwirte unbezahlbar
Eine Junglandwirtin unterlag im Bieten um BVVG-Flächen, weil auch ihre Bank den Lospreis für völlig überteuert hält. Warum die BVVG jedoch zu Marktpreisen verkaufen muss, schildert ein Vertreter.
Wie in anderen Bundesländern auch steigen in Mecklenburg-Vorpommern die Preise für landwirtschaftliche Flächen. Inzwischen sollen die Preise ein Niveau erreicht haben, bei dem es jungen Landwirten kaum noch möglich ist, mitzuhalten und einen rentablen Betrieb aufzubauen, berichtet der NDR.
In der Kritik steht dabei auch die bundeseigene Bodenverwertungs- und -verwaltungsgesellschaft (BVVG). Nach Ansicht der DKB-Bank verlange auch sie überhöhte Preise. Junglandwirtin Ulrike Veit-Brandt (29) aus der Nähe von Crivitz berichtete im Nordmagazin über ihr aussichtsreiches Konzept für einen Kräuteranbau im großen Stil mit Trocknung und Verpackung.
Sie besitze auch schon ein Grundstück, könne aber mit dem Bau nicht beginnen, da sie die erforderlichen 260 ha für ihren ökologischen Hof nicht bekomme. Eine Ausschreibung der BVVG für 75 ha habe sie nicht erhalten. Aufgerufen waren bei dem Angebot speziell für Junglandwirte 19.800 € - „für minderwertigen Sandboden“, wie Veit-Brandt sagte. Die DKB-Bank habe dagegen 9.000 €/ha für realistisch angesehen und einen höheren Kredit verweigert.
Das ärgert Veit-Brandt, weil auch die Bank als Tochter der Bayerischen Landesbank teilstaatlich sei. Wie könne es da sein, dass die BVVG und die DKB so weit auseinanderliegen bei der Einschätzung des Bodenwertes?
Pachten sei für sie keine Alternative, da sie zwei Jahre auf Öko umstelle und nach fünf Jahren schon die erste Pachtperiode vorüber sei. Wenn sie die Flächen dann verliere, habe sie die ganze Andüngung für den Heilpflanzenbau für den Nachfolger gemacht. Wenn, dann bräuchte sie einen langen Pachtvertrag, damit sie ihren Plan umsetzen kann. Das hatte sie auch so Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) geschrieben, ohne Erfolg.
Gegenüber dem NDR ärgerte sich auch MV-Agrarminister Dr. Till Backhaus über den Fall. Die Junglandwirtin würde seinen Informationen nach bereits sehr erfolgreich hochgefragte Produkte herstellen, und dann auch noch ökologisch. Das sei doch genau das, was man heute wünsche. Er werde sich nun persönlich an die BVVG wenden, und nachhaken, versprach der SPD-Politiker.
„BVVG muss zu Marktpreisen verkaufen!“

Johann Jakob Nagel (Bildquelle: NDR)
Johann Jakob Nagel, Leiter der BVVG-Landesniederlassung Mecklenburg-Vorpommern, konterte in der Sendung, dass sich ein Bodenwert nicht daraus ergebe, indem die DKB „mal eben drauf guckt“, sondern der Wert des Bodens ergibt sich am Markt. „Wir sind kein privates Unternehmen, sondern wir haben dem Bundesrechnungshof gegenüber die Gewähr abzugeben, dass wir zu Marktpreisen verkaufen und verpachten. Deswegen ist der Grundsatz unserer Vergabe die Ausschreibung. Dieses Prinzip haben Bund und Länder – auch Herr Backhaus – gemeinsam beschlossen und uns als Konzept vorgegeben“, so Nagel.
Die 19.800 € hätten sich auf Basis der Kaufpreise ergeben, die die BVVG im System hat. Geboten wurden letztlich über 21.000 € von einem Veredelungsbetrieb, so der BVVG-Vertreter. Entgegenkommen dürfe die Gesellschaft den Jungbauern da nicht, man sei dazu angehalten, zu Marktpreisen nach Gebot zu verkaufen.
Zu der Ankündigung von Minister Backhaus, die Flächen der BVVG wieder zu übernehmen, sagte Nagel, dass Backhaus dies seit Jahren versuche. „Das sind politische Entscheidungen und bisher ist er auf dieser politischen Ebene grundsätzlich gescheitert. Und das auch aus gutem Grund: Das Konzept für unsere Privatisierung haben die Länder mit dem Bund vereinbart. Und das Bundesfinanzministerium sieht keinerlei Veranlassung jetzt aus fiskalischen und rechtlichen Gründen einer Übertragung der Flächen an die Länder noch näher zu treten.“
Als Problem sieht der Fachmann im Fall von Frau Veit-Brandt, dass die Flächen nur in kleinen Losen verkauft oder verpachtet werden dürften, auch das sei eine Vorgabe von Bund und Ländern. „Wir dürfen nur bis zu 15 ha pro Ausschreibungslos anbieten und das ist für Frau Veit-Brandt eine Nullnummer, das bringt gar nichts. Wir müssen uns was anderes überlegen“, sagte Nagel. Um im konkreten Fall eine Lösung zu finden, lädt er die Bäuerin, den Berater, den DKB-Vertreter und die Landgesellschaft und wenn möglich auch einen Ministeriumsvertreter zu sich ein, um die Ermessensspielräume und Schnittmengen auszuloten.
Mehr zu dem Thema
von Stefan Lehr
@Alois Riedl
Deshalb Herr Riedl sagte ich ja auch: Bitte die Regionalitaet einkalkulieren. diese ist in jedem Winkel der Republik eine andere. Wir haben in vorpommern Pachtpreise um die 350 Euro/ha. Da lachen andere drueber und zahlen bis zu 1500 Euro. Genauso ist es mit dem Kaufpreis. Aber die Banken ... mehr anzeigen entscheiden eben nach den regionalen Preisen bei der Kreditierung. Die BVVG allerdings nach der "fettesten Made". weniger anzeigen
Das meinen unsere Leser
von jörg Meyer
Kapitaldienstfähigkeit
Und überzeugendes betriebskonzept sind wichtig, zudem darf die Bank nur 40 bis 60 % des Wertes begleichen. Bevor man aus einem normalen Vorgang eine Story macht, sollte man recherchieren !
Das meinen unsere Leser
von Karlheinz Gruber
Und eigentlich das Konzept auch in der Marktwirtschaft berechnen
denn nur weil ich die Fläche will, heißt es nicht, das es nicht auch (leider) andere gibt. Und wenn ich mit Bodenpreisen am unteren Ende kaufen will, weil es sich sonst nicht Rechnet, Pech. Außerdem kann man derzeit über hohe Bodenpreise froh sein. Bei den Kosten die auf uns zu ... mehr anzeigen kommen, ist die Kreditwürdigkeit so noch länger erhalten.... weniger anzeigen
Das meinen unsere Leser
von Rudolf Rößle
Problem
mittlerweile ist, dass eine Generation Felder bewirtschaftet haben und die einfach weggekauft werden. Das unmittelbar vor der Hoftüre
Das meinen unsere Leser
von Stefan Lehr
Die Regionalitaet
An meine Vorschreiber: Bitte beachten Sie die Regionalitaet bei den Bodenpreisen. In Vorpommern z. B. liegen diese bei 12 - 18.000 Euro/ha, ca. 45 BP. Etwas mehr fuer die sehr guten Lagen mit 50 BP und mehr. Da sind die Reaktionen der Bank schon verstaendlich. Unverstaendlich ist jedoch ... mehr anzeigen immer wieder die Argumentation der BVVG (sowohl bei Kauf, als auch bei Pacht). Diese bremst die landwirtschaftliche Entwicklung vor Ort fast immer aus. Fuer andere Aufgaben sind aber aus staatlicher Sicht ausreichende Millionen zur Verfuegung. Auch diese werden vom Bundesrechnungshof geprueft, aber dennoch verschleudert. Man wird bei der BVVG einfach das Gefuehl nicht los, das wie ehedem bei der Treuhand, gewisse andere Einfluesse den Weg zum Vertragsabschluss ebnen. weniger anzeigen
Das meinen unsere Leser
von Alois Riedl
50 Bodenpunkte
Bei uns ist es egal ob die Fläche 40 (gibts aber in der Region fast nicht) oder 18 Bodenpunkte hat. Kosten von 50k aufwärts fürs Hektar dürfen Minimum einkalkuliert werden...
Das meinen unsere Leser
von Franz-Josef Aussel
Jammern auf hohem Niveau
Bei uns in Westfalen müssen wir mittlerweile das 5 bis 8-fache bezahlen. Das ist natürlich völliger Schwachsinn, aber so ist eben die Marktwirtschaft. Ich würde auch gerne 260 ha kaufen, an wen kann ich mich da wenden? Geld ist auch nicht vorhanden.
Das meinen unsere Leser
von Stefan Jungclaus
20000 €/ha
und die Bank hat nein gesagt??, was ist denn mit der Bank los??. Ein besseres Darlehen hätte sie doch gar nicht vergeben können.
Das meinen unsere Leser
von Werner Augustin
Vielleicht ist das Geschäftsmodell doch nicht so super
Das meinen unsere Leser
von Karlheinz Gruber
Na ja
da kann man jetzt sagen was man will. Der Verbraucher will kleine Familienbetriebe usw. Dann am besten alles Öko. Und dann heißt es im Artikel, Betriebsgründung mit 260 ha auf Öko. Wo haben dann die kleinen Familienbetriebe bei uns in Bayern ihr Auskommen, wenn hier wieder im großen ... mehr anzeigen Stil produziert wird. Damit wird doch denen wieder das Wasser abgegraben. Und vor allem dann Öko vergegaukelt. Klein, Strukturell usw. Auf gut Bayrisch: Augenwischerei. Und wenn ich die Kosten hochrechne, dann sage ich. Klein anfangen und sich hoch arbeiten. Soll angeblich auf funktionieren. Auch wenn ich weiß, daß in den neuen BL die Größen anders sind. Ich habe kein Problem damit, daß dieses Projekt nicht zu stande kommt. Es sichert kleinen Familienbetrieben die Existenz. Und keinen Preiskampf. weniger anzeigen
Das meinen unsere Leser