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ZDF-Morgenmagazin

Krüsken zu Tönnies: "Bringen ganze Kette in Misskredit"

DBV-Generalsekretär Krüsken sieht die Entwicklungen in der Schlachtbranche mit Sorge und mahnt an, dass Verbesserungen von Tierwohl und Arbeit auch dort - als Glied in der Kette - greifen müssen.

Lesezeit: 6 Minuten

Dem Bauernverband machen die Vorkommnisse beim Schlachtbetrieb Tönnies in Rheda-Wiedenbrück große Sorgen. Wie DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken am Freitag im ZDF-Morgenmagazin sagte, sei Fleisch ein Produkt mit besonderer Verantwortung, und die müsse auch entlang der ganzen Kette praktiziert werden.

„Wir bemühen uns natürlich auch darum, das Thema Tierhaltung und Fleisch in den Standards nach vorne zu bringen, und da ist es schwierig, wenn an einigen Stellen der Kette nicht gut funktioniert“, so Krüsken. Auch er sieht Handlungsbedarf bei dem ganzen System der Werksbeschäftigung mit Sub- und Subunternehmern, wie er sagte.

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Das Thema sei aber an die Politik gerichtet und da müsse die Fleischwirtschaft Position beziehen. Von der Erzeugerseite her betrachtet müsse man klar sagen, dass es sicherlich nicht in Ordnung ist, so wie es derzeit in der Schlachtbranche läuft. „Vor allen Dingen empfinden wir es als schwierig, dass dadurch die ganze Kette in Misskredit gebracht wird.“

Auf die Frage von Dunja Hayali, warum die Schlachtunternehmen die Luftverhältnisse, also Lüftung und Kühlung nicht optimieren, betonte Krüsken, dass die nur die Unternehmen selbst beantworten könnten. „Ich bin kein Virologe, ich gehe aber schon davon aus, dass die Unternehmen Maßnahmen ergriffen haben. Das ist ja ein komplexes Geschehen, es geht ja nicht nur um die Arbeitsbedingungen am Arbeitsplatz, sondern es scheint ja auch um die Unterkünfte zu gehen. Und da nimmt Corona keine Rücksicht auf einzelne Branchen.“

Laut dem Generalsekretär ist Fleisch heute zu billig und man diskutiere seit Jahren über Wertschätzung, aber das, was man im Markt sieht, was man auf der Nachfrageseite sieht, setzt diesen Überlegungen enge Grenzen. „Wir sind in offenen Märkten und deshalb haben wir diese Probleme. Wir müssen hier dringend etwas tun“, sagte Krüsken im Morgenmagazin.

Was Verbesserungen in den Bereichen Landwirtschaft, Tierhaltung und Fleischindustrie angeht, sitzen wir laut dem Bauernverbandsvertreter alle in einem Boot. Die Agrarbranche bemühe sich ja, hier nach vorne zu kommen. Krüsken sprach die Diskussion um mehr Tierwohl an, bei der aber gesetzliche Rahmenbedingungen notwendig seien, die das ermöglichen, wie Baurecht und Genehmigungsrecht. Und es liege mit den Vorschlägen der Borchert-Kommission ein fertiges Konzept bereit, die Tierhaltung umzubauen. „Das funktioniert aber nur, wenn alle mit an Bord sind. An der Theke brauchen wir mehr Wertschätzung. Aber es ist genauso wichtig, dass diese Wertschätzung auch am anderen Ende der Kette ankommt, nämlich dort wo z.B. Tierwohl gemacht wird, das ist beim Landwirt. Und da gibt es eine große Differenz zwischen dem Erzeugerpreis und dem Thekenpreis“, so Krüsken abschließend.

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Dezentrale Schlachtstrukturen als Ausweg aus der Systemkrise

Der agrarpolitische Sprecher der CSU im Bundestag Artur Auernhammer spricht sich gemeinsam mit seinen Fachkollegen in der Union Hermann Färber, Alois Gerig, Hans-Georg von der Marwitz, Max Straubinger und Kees de Vries dafür aus, dezentrale Schlachtstrukturen zu fördern.

"Strategisch brauchen wir langfristig eine Regionalisierung der Schlachtstruktur" sind sich die Agrarpolitiker der CDU/CSU einig. Damit sei es möglich, die Systemanfälligkeit in der Schlachtindustrie zu reduzieren. Bei einer Vielzahl von regionalen Betrieben sei der Ausfall von einzelnen Kapazitäten wesentlich leichter zu verkraften und würde damit auch für die gesamte Versorgung mehr Sicherheit bieten", sagte sie am Freitag.

Dezentrale Schlachtstrukturen kämen der gesellschaftlichen Forderung nach regionaler Lebensmittelerzeugung entgegen und seien somit wichtiger Bestand des Tierwohllabels, das von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner auf den Weg gebracht wurde. Gleichzeitig würde dem Ziel, mehr Tierwohl zu erreichen, besser Rechnung getragen, da insbesondere Transportwege verkürzt werden könnten.

"Lebendtiertransporte müssen so kurz wie möglich gehalten werden, wohingegen sich Schlachtkörper problemlos lagern und transportieren lassen. In diesem Zusammenhang sei die Europäische Union gefordert, Auflagen so zu gestalten, dass auch kleinere Schlachthöfe diese erfüllen und finanzieren können. Die Farm-to-Fork-Strategie wäre eine gute Möglichkeit, diese dezentralen Strukturen zu schaffen", so die Politiker.

NRW will Dumpingpreise auf Fleisch verbieten

Das Land Nordrhein-Westfalen will Dumpingpreise für Fleisch unterbinden. Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) kündigte dazu eine Bundesratsinitiative an, um die Vorschriften zum Verkauf unter Einstandspreis im Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb zu verschärfen.

Lob kommt von Martin Hofstetter, von Greenpeace: „Es ist gut, dass Nordrhein-Westfalens Landwirtschaftsministerin sich endlich für ehrlichere Preise einsetzen will, aber es reicht längst nicht, um die jahrzehntelangen Versäumnisse ihrer Partei in der Agrarpolitik aufzuholen. Immer wieder verhindert die Union, dass geltendes Tierschutzrecht in den Ställen durchgesetzt wird. Das kranke System Billigfleisch funktioniert nur, wenn Tiere weiter gequält werden. Damit muss endlich Schluss sein“, sagte er am Freitag.

Der jüngste Corona-Ausbruch bei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück zeige dass den wahren Preis für Billigfleisch im Supermarkt Menschen und Tiere zahlen. „Die rücksichtslose Dumpingstrategie der Handelskonzerne und Fleischbarone zwingt Tausende, in Schlachthöfen unter unwürdigen, unsicheren und gesundheitsgefährdeten Bedingungen zu arbeiten, sie lässt Tiere leiden und schadet Umwelt und Klima.“

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Lebensmittelverband: Unser Fleisch ist sicher!

Im Zusammenhang mit den Meldungen über vermehrte Corona-Infizierte in Schlachtbetrieben stellen einige Medien die Sicherheit des dort verarbeiteten Fleisches in Frage. Hierzu stellt der Lebensmittelverband Deutschland eindeutig klar: Das Fleisch kann bedenkenlos verzehrt werden.

Dr. Sieglinde Stähle aus der Wissenschaftliche Leitung erklärt: "Selbst wenn in den Betrieben möglicherweise kurzfristig unwissentlich infizierte Personen beschäftigt sind oder waren, geht von dem dort gewonnenen Fleisch und den daraus hergestellten Produkten keinerlei Infektionsrisiko aus.“

Es sei äußerst unwahrscheinlich, dass Coronaviren über Frischfleisch bis zu den Kunden gelangen. Selbstverständlich seien beim Umgang mit frischem Fleisch grundsätzlich die allgemeinen Hygiene- und Zubereitungsregeln zu beachten, das heißt, dass man sich gründlich die Hände waschen sollte, nachdem man rohes Fleisch angefasst und geschnitten hat und dass man verschiedene Schneidebretter für Fleisch und andere zu verarbeitende Zutaten verwendet beziehungsweise das Schneidebrett und Schneidewerkzeug gut reinigt. Ratschläge, wie das Tragen von Handschuhen oder Desinfizieren der Hände bei der Zubereitung, seien aber völlig übertrieben, im Hinblick auf Corona definitiv unnötig und sogar bedenklich, da neue Risiken entstehen. „Wer solche Behauptungen aufstellt oder gar aus den aktuellen Gründen vor Fleischverzehr warnt, trägt fahrlässig zur unverantwortlichen Verunsicherung der Verbraucherinnen und Verbraucher bei", so Dr. Stähle.

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