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Dialogkundgebung Bonn

Landfrauen schildern dramatische Existenzsorge auf Höfen

Die rheinische Landfrauen-Präsidentin Jutta Kuhle beobachtet, wie die existenziellen Sorgen der Bauern wachsen. In den Familien kommt das zuerst an. Die Anrufe beim Sorgentelefon haben sich verdoppelt

Lesezeit: 4 Minuten

Rede der Rheinischen LandFrauen Präsidentin Jutta Kuhles anlässlich der Bauernverbands-Kundgebung am 14. Oktober 2019 in Bonn.

"Auf vielen unserer Betriebe ist es mittlerweile: „5 vor 12“ Warum? - weil wir in der Landwirtschaft kein Geld mehr verdienen! - weil politisch beschlossene zusätzliche Auflagen Substanzabbau bedeuten - weil wir das Gefühl haben, für vieles verantwortlich gemacht zu werden, was die gesamte Gesellschaft zu verantworten hat!

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Ich stehe hier für unsere Bäuerinnen und Bauern, die an 365 Tagen im Jahr in ganz unterschiedlich aufgestellten Betrieben jene Nahrungsmittel und nachhaltigen Rohstoffe produzieren, die für unsere Gesellschaft so selbstverständlich sind. Die in Generationen denken und ihren Betrieb an die nächste Generation weitergeben möchten; die es sich daher überhaupt nicht leisten können nicht nachhaltig zu denken und zu wirtschaften.

Aber ich stehe hier auch für Berufskollegen und deren Familien, die sich leider trotz Diversifizierung, Expansion und Zusatzeinkommen in wirtschaftlichen und zunehmend auch physischen Nöten befinden. Bei uns Bäuerinnen kommt diese Not oft zuerst an. Wir merken schnell, wenn es nicht mehr rund läuft in Betrieb und Familie.

Mit großer Sorge beobachte ich auch eine fortschreitende Spaltung der Gesellschaft und eine abnehmende Bereitschaft zum lösungsorientierten Dialog. Gerade wir Bäuerinnen und LandFrauen suchen immer wieder das Gespräch rund um das Thema Landwirtschaft und Ernährung. Wir zeigen, welche und wie wir Landwirtschaft betreiben und, was machbar ist, um unseren eigenen und den Ansprüchen der Gesellschaft gerecht zu werden. Denn die entscheidende Währung zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft ist Transparenz und Vertrauen! Allein – von dieser Währung können wir keine Brötchen kaufen, damit allein haben „Bauern keine Zukunft“!

Ich stehe hier auch für mehrere tausend LandFrauen-Mitglieder, die nicht aus unserem Berufsstand kommen. Wir Bäuerinnen erleben im direkten Austausch mit ihnen sehr viel Verständnis für unsere derzeitige Situation. Das Format der Hofgespräche von Frau zu Frau stößt in ganz NRW auf ausgesprochen positive Resonanz. Auch von anderen Verbrauchern und Verbraucherinnen hören wir den Wunsch nach nachhaltigem, regionalem Konsum und erleben dann doch zu oft, dass zwischen Bekunden und Handeln ein Unterschied besteht.

Solange Verbraucherbildung nicht systematisch erfolgt, bewirkt die Flut von freiwilligen Labeln und anderen Ampel-Kennzeichnungen nachhaltig nicht viel. Das spiegelt sich gerade in der mangelnden Wertschätzung gegenüber den scheinbar endlos und jederzeit verfügbaren LM wider. Fehlende Wertschätzung wird für uns letztendlich aber zur reellen Existenzfrage.

Die Anrufe beim Landfrauensorgentelefon in NRW haben sich im letzten Jahr nahezu verdoppelt! Ich habe meine Präsidiumsmitglieder, die aus unterschiedlichen Regionen im Rheinland kommen, gefragt, was brennt euch unter den Nägeln, was soll ich heute ansprechen? Es sind Themen, bei denen sie und ich sofort Bilder vor Augen haben:

Erinnere, so hieß es, an unser Bemühen

  • bei Gewässer- und Naturschutz
  • bei Tierhaltung und Tierwohl
  • bei noch leistbaren Investitionen in Stallbauten und notwendige Umbauten
  • bei Pflanzenschutz, der noch möglich ist

und an die Frage der gegenseitigen Rücksichtnahme auf unseren Wirtschaftswegen. Vergiss nicht unsere Probleme mit Wolf und Wildgans zu erwähnen. Aber sage auch etwas zum Erfolg der Höfe, zu Dorfgemeinschaften und -festen, bei denen wir oft der Garant sind. Aber sage Herrn Staatssekretär Aikens auch, dass viele von uns einfach nicht mehr können! Dass unsere Nachfolger in den Startlöchern stehen, aber nicht wissen wie es gelingen kann! Einig waren sich alle: „Zukunft ohne uns Bäuerinnen und Bauern geht doch gar nicht?!“ Soweit die Anregungen meiner Landfrauen-Kolleginnen.

Tatsache ist: Landwirtschaft wird es immer geben, jede – jeder muss essen, aber wird es auch uns weiterhin geben? Der Strukturwandel nimmt rasant zu! Wobei Strukturwandel eine völlige Verharmlosung von massiven Existenznöten auf den Betrieben ist! Nur, wie Existenzen sichern? Wir haben ein nachhaltiges Einkommen, sobald alle Marktteilnehmer für unsere qualitativ hochwertigen Produkte den gerechten Preis zahlen.

Wir und auch unsere Gesellschaft müssen außerdem begreifen, dass Bäuerinnen und Bauern mit ihren Betrieben einen entscheidenden Lösungsansatz für unser Klimaproblem bieten! Mit Pflanzenbau CO 2 aus der Luft zu holen und im Boden zu speichern sollte unserer Gesellschaft etwas Wert sein und zwar nicht nur in Form von Anerkennung! Vielleicht sollten wir uns der „Fridays for Future“ Bewegung einmal anschließen und „Fridays for Farmers“ hinzufügen! Weil „future ohne farmers“ nicht gelingt!

Sehr geehrter Herr Staatssekretär Aikens, Sie erhalten von uns Landfrauen nun diesen Wecker als Symbol überreicht: er steht noch auf „5 vor 12“, Auch Sie können mit Hilfe lösungsorientierte Politik dafür sorgen, dass daraus nicht „5 nach 12“ für uns wird! Wem ernsthaft an einer nachhaltigen Zukunft gelegen ist, dem sagen wir LandFrauen: „Zukunft geht nur mit Bäuerinnen und Bauern!“

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