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Ratlos und ernüchtert

Landrat schreibt Brandbrief: Gerichte verhindern Abschuss von Problemwölfen

Die Beamten und Juristen im Kreis Stade haben sich tief eingelesen in die Regeln zur ausnahmsweisen Abschussfreigabe eines Problemwolfs. Und dennoch bekommen die Gegner immer recht.

Lesezeit: 3 Minuten

"Das ist ein Irrsinn. Der Schutz von Menschen muss Priorität haben.“ Diese Worte stammen vom Stader Landrat Kai Seefried. Denn im Alten Land treibt sich seit Längerem ein Wolf in den Ortschaften herum, der die Angst vor dem Menschen verloren hat und regelmäßig Nutztiere reißt. Landrat Seefried ist ernüchtert.

Denn er hatte sich die Rechtslage angeschaut und eine Abschussgenehmigung erteilt. Die wurde aber von zwei Instanzen jeweils wieder gestoppt, weil Wölfe vom Gesetz „streng geschützt“ seien. Sabine Brodersen, Leiterin Recht und Ordnung vom Landkreis Stade, sagte in der Bildzeitung: „Meine Mitarbeiter haben sich bestimmt mehr als 100 Stunden mit der Rechtslage beschäftigt, um die Entnahme der Problemwölfin durchzusetzen - am Ende ohne Erfolg.“

Wählerfrust liegt auch an Verweigerung der Politiker

Landrat Kai Seefried reicht es nun, er hat einen Brandbrief an Bundesumweltministerin Steffi Lemke geschrieben. Darin heißt es wörtlich:

"Die derzeit völlig unzureichende Rechtslage führt dazu, dass die Unteren Naturschutzbehörden zwar theoretisch in eigener Zuständigkeit die Entnahme von Problemwölfen genehmigen können, de facto damit aber regelmäßig vor Gericht scheitern, weil dem vermeintlichen Schutzbedürfnis der Wolfspopulation eine übergroße Bedeutung beigemessen wird.

Bei uns im Landkreis Stade war es zuletzt ein Problemwolf, der wiederholt die Schafe gerissen hatte und seelenruhig durch die Dörfer im Alten Land spazierte und damit für Schlagzeilen sorgte. Eine von mir erlassene Entnahmegenehmigung konnte aufgrund von Eilverfahren, angestrengt von sogenannten Wolfsfreunden, nicht vollstreckt werden. Vor wenigen Tagen hat das Oberverwaltungsgericht Lüneburg nun letztinstanzlich entschieden, dass die Entnahmegenehmigung nicht anwendbar ist. Dieser Beschluss zeigt einmal mehr den Irrsinn der derzeitigen Rechtslage auf. Offenbar müssten wir erst abwarten, bis alle Deichschäfer aufgrund dieser Situation ihre Arbeit einstellen und damit der Küstenschutz wirklich akut gefährdet wäre, eher eine Abschussgenehmigung Aussicht auf Erfolg hätte. Dabei ist der Küstenschutz für die Menschen im Landkreis Stade von existenzieller Bedeutung, weshalb ich mich seit Jahren für wolfsfreie Zonen an den Deichen stark mache.

Lassen Sie mich abschließend betonen, dass die Bevölkerung im Landkreis Stade - wie in zahlreichen anderen ländlichen Regionen, insbesondere Nord und Ostdeutschlands - seit Jahren auf praktische Schritte hin zu einem Bestandsmanagement der Wolfsbestände wartet. Die Politikverdrossenheit mit ihren Auswirkungen auch an der Wahlurne speist sich auch aus der bisherigen Haltung Ihres Hauses in dieser Frage. Ich appelliere eindringlich an sie, hier umzusteuern und sich jetzt aktiv für eine Herabsetzung des Schutzstatus einzusetzen."

Freitag Mahnfeuer gegen den Wolf

Für Freitag ruft der Förderverein der Deutschen Schafhaltung übrigens alle Weidetierhalter zu Protesten gegen den Wolf auf. Um 19.30 Uhr sollen alle Teilnehmer ein Feuer entfachen, um die Politik wachzurütteln, dass die Wolfausbreitung nicht ungeregelt so weiterlaufen kann.

Hochsicherheitszäune, Hirten und Herdenschutzhunde seien personell und finanziell nicht umsetzbar, so der Förderverein.

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