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Landwirt sicher: „Herbizidverbot schlecht für die Umwelt“

Seit letztem Jahr darf Landwirt Jan Bromenne auf einigen Flächen im Schutzgebiet keine Herbizide und Insektizide mehr einsetzen. So geht er mit den Verboten um.

Lesezeit: 4 Minuten

Dass sich Jan Bromenne gegen eine umweltgerechte Landwirtschaft sperrt, kann man dem 31-jährigen Agrarbetriebswirt aus Haltern am See in NRW wirklich nicht vorwerfen: Er setzt sich intensiv mit konservierender Bodenbearbeitung auseinander, ist Mitorganisator von Feldtagen und dazu stolz darauf, dass die Familie als Modellbetrieb in der Wasserrahmenrichtlinie eingestuft ist. Kurzum: Er guckt gerne über den Tellerrand und hat kein Problem damit, sich auf Neuerungen einzustellen.

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Jan Bromenne bewirtschaftet den Betrieb in einer GbR zusammen mit seinem Vater Georg. Die Schwerpunkte sind Schweinemast, Fresseraufzucht und Ackerbau. Neben den klassischen Feldfrüchten wie Weizen, Roggen oder Mais wachsen auf den Feldern auch Spinat, Pommeskartoffeln und Erdbeeren. Einige Flächen sind Dauergrünland. Die Böden sind überwiegend sandig, nur direkt am Fluss Lippe gibt es lehmige Schläge.

Acker- und Grünlandflächen betroffen

Im Naturschutzgebiet Lippeauen liegen rund 15 ha Acker und größere Grünlandflächen des Betriebes. Seit September 2021 ist hier im Rahmen des Insektenschutzpakets der Einsatz von Insektiziden und Herbiziden komplett verboten.

Die Entscheidung vor einem Jahr hat die Bromennes mehr oder weniger überrascht, de facto haben sie durch Kollegen davon erfahren. Entschädigungen erhalten sie nicht. Jan Bromenne empfindet das Verbot klar als Enteignung: „Uns wird ohne Anreize aufgezwungen, ohne Herbizide zu wirtschaften – das finde ich einfach frech.“

Striegel im Mais

Trotzdem hat der Betrieb sich auf die Lage eingestellt und einen 9 m breiten Striegel angeschafft, der auch überbetrieblich läuft. Jan Bromenne informierte sich bei Biobauern und Beratern über die richtige Einsatzstrategie.

Nach einem Jahr Erfahrung zieht er ein gemischtes Fazit: Es ist ihm gelungen, den Mais bei vier Nachbarn und sich sauber zu halten, auch ohne teure Hacke. Das führt der Landwirt aber vor allem auf die sehr trockene Witterung im Jahr 2022 zurück: „Im nächsten Jahr kann das ganz anders aussehen.“ Der Striegel kam alle fünf bis sieben Tage zum Einsatz, bis der Mais die Reihen zumachte.

In der Schutzzone hat der Striegel wegen der kalten Witterung im Frühjahr mit ein bis zwei Durchfahrten im Getreide das Unkraut eher mäßig kontrollieren können. Und im Rahmen des Modellbetriebs etablierte Jan Bromenne mit dem Striegel auf einigen konventionellen Flächen Untersaaten.

Probleme in pflegeintensiven Kulturen

Eher negativ fallen seine Striegelerfahrungen im Spinat aus. Versuchsweise hat er außerhalb des Schutzgebietes auf einem Spinatschlag einen Streifen nicht gespritzt und stattdessen sehr intensiv gestriegelt. Wenn es sein musste, alle drei Tage – und trotzdem ist es nicht gelungen, das Unkraut in Schach zu halten. Hier wären in der empfindlichen Kultur speziellere Geräte und deutlich mehr Handarbeit nötig – was aber im konventionellen Anbau unwirtschaftlich ist.

Für den Praktiker steht fest, dass im Schutzgebiet künftig pflegeintensive Kulturen herausfallen. „Der Aufwand rechnet sich einfach nicht. Und Bio ist für uns keine Alternative. Das zeigt meiner Meinung nach die Preisentwicklung der letzten Monate.“

Dem Landwirt ist natürlich klar, dass eine erweiterte Fruchtfolge helfen könnte, Problemunkräuter besser zu kontrollieren. Allerdings begrenzen die oft kargen Böden des Betriebs oder auch eingeschränkte Vermarktungsmöglichkeiten die Auswahl. Deshalb wird der Schwerpunkt beim Getreide – und da vor allem beim konkurrenzstarken Roggen – und beim Mais bleiben. Eine weitere Option wäre es für den Praktiker auch, die künftig eventuell geforderten 4 % Stilllegung dort hinzulegen.

Probleme mit Wurzelunkräutern

Übrigens sieht der Landwirt auch auf den Dauergrünlandflächen im Schutzgebiet Probleme auf sich zukommen. Normalerweise ernten die Bromennes hier in drei Schnitten Heu, v. a. für die Fresseraufzucht. Durch die Trockenheit der letzten Jahre breiten sich die konkurrenzstarken Wurzelunkräuter immer weiter aus. Ein Pflegeumbruch ist genau so verboten wie der Einsatz von Herbiziden. Jan Bromenne kann noch nicht abschätzen, wie es hier weitergeht.

Was den Fan minimaler Bodenbearbeitung aber wirklich stört, ist dass er in den Schutzgebieten, die teils Überschwemmungsgebiet sind, wieder auf den Pflug zurückgreifen muss. „Wir brauchen den Pflug zur Unkrautkontrolle und vor allem für eine feinkrümelige, ebene Ackeroberfläche, um gut striegeln zu können. Das bringt natürlich Nachteile hinsichtlich der Wasser- und Nährstoffspeicherung mit sich. Und weil wir in einem wassersensiblen Gebiet liegen, wollen wir sie eigentlich so wenig wie irgend möglich bearbeiten. Deshalb wirkt sich ein Verbot von Pflanzenschutz meiner Ansicht nach negativer auf die Umwelt aus als das Spritzen.“

Sollte sich der Entwurf der EU-Kommission für ein generelles Verbot von chemischem Pflanzenschutz in Natura 2 000-Gebieten durchsetzen, sieht Jan Bromenne schwarz. Denn dann wären alle Flächen des Betriebes betroffen.

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