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Landwirte im Kriegsgebiet sind die "wirklichen Helden"

Der deutsche Landwirt Michael Dihlmann bestellt seine Felder in der Ukraine trotz des Krieges weiter. Für die Landwirte steht fest, sie müssen trotz anhaltendem Krieg weitermachen.

Lesezeit: 4 Minuten

Unser Autor: Niklas Golitschek, Freier Journalist, Bremen

Trotz der unsicheren Ausgangslage durch den russischen Angriffskrieg bewirtschaftet der deutsche Landwirt Michael Dihlmann seine rund 550 ha Ackerland in der Ukraine weiter. Rund eine Autostunde von Iwano-Frankiwsk im Westen des Landes entfernt hat er die Flächen vor sieben Jahren zusätzlich zu seinem Bioland-Betrieb in Ostdeutschland gepachtet. Für top agrar besuchte Journalist Niklas Golitschek den deutschen Landwirt auf seinem Betrieb in der Ukraine.

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Dihlmann und seine Berufskollegen aus der Ukraine sind aktuell für die Aussaat auf den Feldern. Für sie steht fest: Sie wollen trotz Krieg und unsicheren Exportwegen weitermachen. "Wenn die Lager knapp sind, wird es ein Kampf werden", befürchtet Dihlmann jedoch. Wegen restriktiver Gesetze und kurzen Pachtzeiten hätten ausländische Landwirte wie er in den vergangenen Jahren mit großen Investitionen gezögert. Dazu gehöre unter anderem auch der Bau neuer Getreidelager.

Aussaat aussetzen ist keine Option

Dihlmann ist Landwirt in 14. Generation. Er und seine Kollegen sind routiniert und lassen sich nicht vom laufenden Krieg im Land abschrecken. "Wir müssen hier unsere Arbeit machen", erklärt er. Das sei seine Berufsehre als Landwirt. In anderen Landesteilen könnten das einige schlicht nicht mehr. Er habe aktuell alle notwendigen Betriebsmittel für eine Aussaat auf dem Hof. "Es wäre schlicht sträflich, nicht zu säen", findet er.

"Europa wird weiter zusammenwachsen"

Zwar schlagen auch im weniger als 200 km entfernten Lwiw immer wieder Raketen ein. Doch fernab von strategischen oder infrastrukturellen Zielen nahe seines Feldes sehe er hier keine Gefahr. Von Heldentum will Dihlmann daher nichts wissen. "Ich ziehe den Hut vor den Kollegen, die wirklich in den Kampflinien auf dem Acker sind, die Minen auf den Äckern haben, die mit Schutzwesten auf dem Traktor sitzen - das sind die wirklichen Helden", betont er und stellt klar, dass er sich als Vater von fünf Kindern solchen Gefahren nicht aussetzen würde.

(Quelle: top agrar)

Dihlmann will mit dem Standort in der Ukraine eine landwirtschaftliche Perspektive für die Familie schaffen. "Europa wird weiter zusammenwachsen", ist er sicher; mit der Ukraine als Teil der Gemeinschaft. Das fortgesetzte Engagement der ausländischen Landwirte wertet er auch als ein Zeichen von Hoffnung und Perspektive.

Landwirte unterstützen das Militär

Er selbst habe das ukrainische Milität mit 12 t Getreide unterstützt, erzählt Dihlmann. Auch in Deutschland habe er mit Kollegen Hilfslieferungen für Geflüchtete im Dorf organisiert. Das Signal für später soll sein: "Wir haben euch nicht alleine gelassen." Deshalb brauche es nun internationale Unterstützung, um die Lager möglichst schnell und unbürokratisch zu leeren.

Es wäre schlicht sträflich, nicht zu säen." - Michael Dihlmann

Neben Krieg, Treibstoff-, Lager- und Lieferproblemen treibt die Landwirte derzeit noch eine weitere Sorge um: die Gasknappheit. Dies benötigen sie dringend für die Trocknung von Getreide und Mais. "Wenn nicht, ist die Ernte innerhalb weniger Wochen verdorben", weiß Dihlmann. Die kommenden Monate bringen einige Ungewissheiten mit sich. Doch die Landwirte in der Ukraine - heimische wie ausländische - geben alles, damit sich die Situation nicht noch weiter verschärft.

Getreideexport ist auf Eis gelegt

Die Marktlage der Landwirtschaft in der Ukraine ist weiterhin kritisch. Während die internationale Gemeinschaft infolge des Krieges globale Hungersnöte fürchtet, liegen dort laut Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) Anfang Mai noch rund 25 Mio t Weizen in den Lagern, bereit für den Export. Mit Blick auf den enorm gestiegenen Börsenpreis der vergangenen drei Monate, könnte das für die oft kurzfristig handelnden ukrainischen Landwirte ein lohnendes Geschäft sein, vermutet Journalist Golitschek. Für sie offenbart sich jedoch ein Problem: Sie bekommen die Ware nicht aus dem Land.

Der Export erfolgte bisher überwiegend auf dem Seeweg mit Odessa und Mykolajiw als Umschlagpunkte. Allein zwischen Juli 2021 und Februar 2022 gingen hier laut des Informationsdienstes IHS Markit rund 14,5 Mio t Weizen durch die Terminals. Beim Mais waren es sogar 16,5 Mio t. Aktuell versperrt jedoch das russische Militär die Zugänge zum Schwarzen Meer.

Durch massiven Treibstoffmangel, kilometerlange Warteschlangen an der Grenze und die Schienen als einzig realistischen Exportweg, leiden die Landwirte in der Ukraine derzeit unter dem Verkaufsdruck. "Die Getreidepreise liegen hier bei ungefähr 60 % von dem, was in Westeuropa bezahlt wird", sagt Landwirt Dihlmann. Händler nutzten die Not aktuell gnadenlos aus und kauften von denen, die das Geld am dringendsten bräuchten. Dihlmann fasst zusammen: "Der Weltmarkt ist super. Aber der ukrainische Landwirt bekommt nichts und muss froh sein, wenn er überhaupt eine Möglichkeit findet, sein Zeug zu verkaufen."

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