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Kitzrettung Trockenheit auf dem Feld Regierungswechsel

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Landwirte wären für Abschaffung der Agrarprämien - das würde nur nicht gutgehen

Prof. Tangermann bringt eine Abschaffung der Direktzahlungen ins Gespräch. Agrarkommissar Hansen hält an ihnen fest. Die Leser fänden das im Prinzip gut, das System lässt sich nur nicht mehr ändern.

Lesezeit: 8 Minuten

Prof. Stefan Tangermann plädiert dafür, die Direktzahlungen abzuschaffen. Die Politik würde hinter „internationaler Wettbewerbsfähigkeit“ stets nur verstehen, die eigene Landwirtschaft zu subventionieren und hinter Zollmauern zu schützen.

Aber eine Agrarpolitik, die so orientiert ist, würde den Landwirten nicht helfen, aus eigener Kraft im internationalen Wettbewerb zu bestehen. Im Gegenteil, sie sei ein Klotz am Bein, denn sie bremst Initiative und Fortschritt, meint das frühere Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats Agrarpolitik. Zudem würden die Agrarprämien die Bodenpreise immer weiter antreiben.

Zukunftsorientierte Landwirte seien diese Zahlungen deshalb inzwischen leid und verlangten, dass sie abgeschafft werden sollten. Doch ist das wirklich so?

Das denken die top agrar-Leser

Gut, nur praktisch nicht durchführbar

„Im Kern gebe ich Herrn Tangermann recht. Eigentlich ist das eine Forderung, welche seit Jahren von immer mehr Landwirten gefordert wird. Nur wie umsetzen? Die Preise für den Faktor Boden sind sehr hoch und zum Teil nicht durch Subventionen explodiert. Wie will man diesen Kostenblock wieder auf ein Normalmaß bringen? Wir dürfen auch nicht vergessen, dass die EU nicht nur aus Deutschland besteht. Was wird mit den vielen Klein- und Kleinstbetrieben in Griechenland, Rumänien, Italien, etc.? Wenn hier diese Subventionen wegbrechen fehlen die Alternativen zum Einkommen und die ländlichen Regionen veröden komplett. Die massenhafte Ausweitung der Agrarsubventionen hat die Agrarwirtschaft mittlerweile in eine derartige Abhängigkeit getrieben, das es nur noch sehr wenigen gelingen wird sich aus diesem Hamsterrad zu befreien. Außerdem stellen die Subventionsbescheide auch bei der laufenden Betriebsfinanzierung einen wesentlichen Faktor dar. Sie dienen sehr oft als Garant für die Begleichung der auflaufenden Betriebsmittelrechnungen. Also vom Gedanken her ein sehr guter Ansatz, aber bei der Umsetzung - und das EU-weit - sehe ich die größten Problem. Denn der Markt bietet derzeit keinerlei Unterstützung um die Lebensfaehigkeit der Betriebe zu gewährleisten.“ (Stefan Lehr)

Auflagen bleiben

„Die Auflagen werden bleiben, ob die Direktzahlungen abgeschafft werden oder nicht. Wenn Herr Tangemann wirklich etwas ändern will, muss er sich für ein Einfuhrverbot für Agrarprodukte einsetzen, die nicht nach Eu-Standards produziert wurden. Erst dann kann es einen halbwegs fairen Wettbewerb geben.“ (Hermann Sudhop)

Da spielen die Grünen nicht mit

Agrarpolitik ohne Knebelgeld - wie soll dass funktionieren? Und wohin mit all den Fachkräften aus der Agrarüberwachungsbürokratie? Wie soll sich die Grüne Ideologie gegen den ländlichen Raum profilieren? So einfach geht dass nicht....!“ (Hans-Heinrich Wemken)

Bodenpreise ≠ Pachtpreise

„Wenn er mit Bodenpreisen die Verkaufspreise für landwirtschaftliche Flächen meint, dann dürfte das ziemliche der größte Unfug sein, den man sich vorstellen kann. Die Bodenpreise sind nur gering von den Pachtpreisen abhängig und insbesondere in Ballungszentren werden die Verkaufspreise für Grundstücke durch den Siedlungsbedarf getrieben. Selbst in Gunstlagen können die Verkaufspreise heute kaum durch die Bodenbewirtschaftung (bei Einrechnung der Direktzahlungen) erzielt werden.“ (Erwin Schmidbauer)

Artikel 148 fällt schon wieder runter

„Wenn der Agrarökonom sich denn auch für mehr Marktmacht der Bauern einsetzt, könnte man das ja gutheißen, aber die neue Regierung lässt den Artikel 148 auch lieber ruhen.“ (Gerd Uken)

System ist gar nicht mehr umstellbar

„Der Herr Professor ist ein Traumtänzer! Da müsste schon einer mit einer Kettensäge ran, dass die Auflagen bei einer Abschaffung der Direktzahlungen auch abgeschafft würden. Im wahrscheinlicheren Szenario werden die Direktzahlungen abgeschafft und die Auflagen noch erhöht. Bis jetzt hat man immer über Bürokratieabbau geredet und Bürokratieaufbau ist geschehen. Und im Augenblick wird der Eindruck herbeigeredet, dass Digitalisierung im Agrarbüro und in der Agrarverwaltung schon Bürokratieabbau wäre.“ (Thomas u. Helmut Gahse GbR)

Kosten für hohe Standards einpreisen

„Öffentliches Entgelt für öffentliche Leistungen. Die reine Lehre kennt keinen globalen KI-Markt mit extrem volatilen Preisen. Der 'freie' Markt hat vollständig versagt bei öffentlichen Gütern wie Klima, Umwelt, Tierschutz, Biodiversität, Boden- und Wasserschutz, Sozialstandards, sichere Nahrungsmittelversorgung u.a.
Die Kosten für hohe Standards müssen eingepreist werden, damit nachhaltig Lebensmittel erzeugt werden können und weniger Nahrungsmittel verschwendet werden.
Dies ist möglich durch allgemeinverbindliche Branchenverträge mit fairen Preisen für die Inlandsnachfrage und jeweiligen Lieferketten flankiert durch einen Gemeinwohlausgleich für nicht nachhaltig erzeugte Produkte. Nur für die Mehrproduktion sollte es Weltmarktpreise geben.
Veröffentlichte Flächenprämien, die häufig an Verpächter weitergeleitet werden, können dann wegfallen. Für von der Gesellschaft geforderte öffentliche Leistungen sollten Landwirte und große Grasfresser wie Beamte ein Entgelt (= keine Subvention!) erhalten, das nicht veröffentlicht werden darf.“
(Jürgen Greiner)

Klima-, Tier- und Verbraucherschutz bleiben auf der Strecke

„Die Abschaffung der Direktzahlungen hört sich gut an. Aber dann werden Klimaschutz und Tier- und Verbraucherschutz den wirtschaftlichen Interessen des Marktes überlassen. Sie bleiben dort auf der Strecke, wo die Ausbeutung der Natur mehr Gewinn für die Agrarindustrie abwirft als Klima- und Umweltmaßnahmen. Die Direktzahlungen wurden eingeführt, um den Landwirten der EU Nachteile durch höhere EU-Standards im Wettbewerb mit Nicht-EU-Landwirten auszugleichen. Die überwiegende Mehrzahl der EU-Regularien gelten auch unabhängig von Ausgleichszahlungen, weil sie geltendes EU-Recht sind. Tierschutz hat in Deutschland Verfassungsrang und steht auch als schützenswertes Gut in den AEUV. Tierschutz steht also als Allgemeingut nicht zur Disposition für den Markt.“ (Günter Schanné)

Alle Regeln weg

„Super, Bürokratie weg, Heizöl rein in den Tank, Auflagen weg und Gesetze die uns Landwirte einschränken abschaffen!“ (Johann Sickinger)

Ich bin gespannt, was wirklich kommt

"Bürokratieabbau ist in aller Munde, nur wenn man selbst davon betroffen ist sieht das plötzlich ganz anders aus. Die Abschaffung der Direktzahlungen wäre da ein großes Vorhaben. Bin mal gespannt was sich tut." (Stefan Nieberg)

Wettbewerbsfähigkeit braucht faire Märkte, keine Subventionen

"Professor Tangermann hat recht, wenn er sagt, dass die Direktzahlungen in ihrer aktuellen Ausgestaltung immer noch zumindest in Teilen unqualifizierte Subventionen sind und dadurch die Bodenpreise erhöhen. Das heißt, am ‚Ende landen die Zahlungen bei den Flächeneigentümern. Das wäre mit echten leistungsbezogenen Honorierungen nicht mehr so leicht möglich. Und es stimmt auch, dass die Direktzahlungen nicht wirklich die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe stärken. Meine Meinung:

  1. Landwirte müssen für Leistungen bezahlt werden, für die es keinen Markt gibt! Klimaschutz, Naturschutz, Tierwohl.

  2. Wettbewerbsfähigkeit darf aber nicht vor allem auf den globalen Welthandel ausgerichtet sein.

Ich finde, Wettbewerbsfähigkeit muss heute auch die vielfältigen, nachhaltigen, jungen und neuen Betriebe in den Fokus nehmen. Wenn es also darum geht, dass die Betriebe wieder einen größeren Teil ihres Einkommens über den Verkauf ihrer Produkte erzielen können, müssen die Märkte für die Erzeuger auch funktionieren. Dafür braucht es faire Regeln. Als Milchviehhalterin gehört dazu zB. eine Vertragspflicht zwischen Erzeuger und Verarbeiter. Laufzeiten, Mengen, Qualitäten und Preise müssen Bestandteil dieser Verträge Dies ist auch eine Voraussetzung für die vollständige Überführung der aktuellen Basisprämie hin zu den leistungsbezogenen Prämien." (Kirsten Wosnitza)

Die Versorgungssicherheit ist in Gefahr!

"Hört sich zunächst gut an, aber wenn die Auflagen und die teilweise unnötigen Vorschriften bleiben, reichen die jetzigen Subventionen nicht mal dafür! Also nur noch Mindeststandards erfüllen und Agrardieselpreise auf Weltmarktbasis, ohne überflüssige Steuern und Abgaben! Wie will man die überhöhten Tierschutzstandards, die teuren Löhne hier ausgleichen?

Wir haben die übertriebensten Umweltstandards, Vorschriften bis ins Wohnzimmer, und die teuerste Infrastrukturen, die nicht mal Funktionieren, wenn es drauf ankommt. Die teuerste Energie in Europa und der Welt! Der Hebel muss dann mal ganz anders ansetzen, wenn man das eingefahrene System ändern will. Wenn alles so bleibt, wie bisher; "nur eben die Subventionen abschaffen", hilft da nicht wirklich! Wir haben viel mehr zu verlieren als Land und EU, nämlich die Versorgungssicherheit!" (Willy Toft)

Pachtpreise steigen – wo bleibt der Nutzen für die Landwirte?

"Interessant, dass ausgerechnet der Professor, der sich Anfang der 1970er Jahre massiv für direkte Einkommensübetragungen eingesetzt hat (Köster-Tangermann-Modell, Uni Göttingen) jetzt für die Abschaffung plädiert. Er hat aber gute Gründe.

Als die früher gekoppelten Prämien in einheitliche Flächenprämien überführt wurden, und dies für die Verpächter transparent wurde, stiegen überall im Land die Pachtpreise um 200 bis 300 €/ha. Die Prämienzahlungen sind eine Subvention des Faktor Boden und überall da, wo breites Bodeneigentum (vorwiegend im Westen) vorhanden ist, letztlich durch die Überwälzungseffekte bei der Pacht eine Subvention des ländlichen Raums." (Arnold Krämer)

Was kommt wirklich bei den Bauern an?

"Es kommen weniger als 20 % des Agraretats der EU wirklich bei den Bauern an. Darüber muss geredet werden. Die Masse geht drauf für die Bezahlung der Bürokraten und Trittbrettfahrer." (Reiner Matthes)

Lieber stufenweise als alles direkt umsetzen

"Ich denke, dass es eine gute Idee ist. Machbar ist es, indem man bspw. stufenweise über fünf Jahre diesen Weg geht. Die Auflagen werden nicht alle verschwinden, aber wir wären nicht mehr so erpressbar und es würde deutlich Bürokratie abbauen." (Kees De Vries)

Zuerst Versorgung, dann Wettbewerb

"Natürlich lässt sich das System ändern. Man muss es aber a) wollen und b) ein Konzept für danach haben. Die Landwirtschaft sollte sich auch nicht vordergründig am internationalen Wettbewerb orientieren müssen. Bei der Landwirtschaft sollte als aller erstes die Versorgungssicherheit im Vordergrund stehen, egal ob man das für Deutschland alleine oder der gesamten EU betrachtet. Erst danach dürfen andere Aspekte eine Rolle spielen.

Gleiches gilt auch für die Energie: zuerst Versorgungssicherheit, dann internationale Wettbewerbsfähigkeit. Wobei natürlich zu berücksichtigen ist, das die Industrie auch günstige Energie für ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit benötigt. Aber ohne eine Versorgungssicherheit bei Lebensmitteln und Energie wird nichts funktionieren." (Georg Nordendorf)

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