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topplus top agrar-Serie: Mitarbeiter

Landwirtschaft: Was darf mich die Arbeit kosten?

Fachkräfte sind Mangelware, und Maschinen sind teuer. Wir zeigen, wie Sie beides möglichst effektiv einsetzen und so Geld sparen.

Lesezeit: 8 Minuten

Meier ärgert sich: Das Füttern der Kühe dauert einfach zu lange. Obwohl sein Mitarbeiter zügig arbeitet, dauert jedes Füttern 1,5 Stunden – Zeit, die an anderer Stelle fehlt. Das Problem – so stellt sich heraus – liegt aber keinesfalls bei seinem Mitarbeiter, vielmehr an den langen Wegen zwischen den verschiedenen Silos, die er zurücklegen muss, um den Mischwagen zu befüllen. Durch ein zentrales Futterlager würde sein Mitarbeiter 15 min pro Mahlzeit einsparen, das sind etwa 90 Arbeitsstunden im Jahr.

Der Fall zeigt: Für Sie als Betriebsleiter kann es sich lohnen, die Arbeitsprozesse möglichst effektiv und kostengünstig zu gestalten. Denn gerade in der Landwirtschaft ist die Arbeitssituation auf den Betrieben angespannt. Zudem zeigen die Betriebsauswertungen, dass es für den Großteil der Landwirte erfolgversprechender ist, die Kosten für die Arbeitserledigung zu senken, als die Erträge der Ackerfrüchte zu steigern. Denn, die Positionen der Arbeitserledigung können Sie alle direkt beeinflussen, auf die Erträge wirken zu großen Teilen äußere Faktoren wie die Bodenbeschaffenheit oder das Wetter ein.

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Wir zeigen Ihnen an Kennzahlen in der Milchviehhaltung und im Ackerbau, an welchen Stellschrauben Sie drehen können, um Ihre Arbeit möglichst effektiv zu gestalten. Außerdem geben wir Ihnen Tipps für den effizienten Einsatz von Mitarbeitern und Maschinen.

Kosten für Maschinen und Personal

Einen Hinweis darauf, wie effektiv ein Betriebsleiter seine Arbeitsprozesse gestaltet, liefern die Arbeitserledigungskosten (AEK). Hinter diesem sperrigen Begriff stecken die durchschnittlichen Personal- und Maschinenkosten, die pro Hektar bzw. Liter Milch anfallen. Die AEK im Ackerbau umfassen alle Arbeiten auf dem Feld, das Einlagern der Ernte sowie die Pflege der eigenen Maschinen. Im Milchviehbereich setzen sie sich aus dem Aufwand für das Füttern, Melken und die Stallarbeiten zusammen. Die Kosten für den Futterbau fließen nicht mit ein. Im einzelnen gehören zu den AEK:

Lohnkosten für angestellte Mitarbeiter plus die Lohnnebenkosten (Sozialversicherung, Fortbildung etc.) sowie der Lohnansatz für Sie selbst und helfende Familienangehörige.

Maschinenkosten: Dazu zählen die Maschinenunterhaltung, also Wartung, Reparaturen oder Versicherung, sowie Brennstoffe (Diesel) und Öle. Außerdem gehören die Kosten für an Lohnunternehmer ausgelagerte Arbeiten oder gemietete Maschinen und die Abschreibung für die eigenen Maschinen (AfA) dazu.

Zinsansatz für das Kapital, das in Maschinen sowie Trocknungs- und Lagerungstechnik gebunden ist.

Lohnarbeit: Wenn Sie mit Ihren Maschinen für andere im Lohn fahren, verrechnen Sie die Stunden entweder anteilig (Übersicht 1) oder ordnen sie einem anderen Betriebszweig zu.

In Übersicht 1 sind die AEK für den Ackerbau aufgelistet. Im Ackerbau senken gute Betriebe ihre AEK auf 484 € pro ha. Dabei verursachen die Personalkosten knapp 40 % der AEK, die Maschinenkosten inklusive AfA haben mit knapp 60 % den höheren Anteil. Auf typischen norddeutschen Ackerbaubetrieben ohne Sonderkulturen machen die AEK über die Hälfte der Produktionskosten aus.

Leistungsstarke Milchviehbetriebe kommen auf AEK von 8 ct/kg ECM (energiekorrigierte Milch mit 4 % Fett und 3,4 % Eiweiß) (Übersicht 2). Die Milchviehhaltung ist einer der arbeitsintensivsten Betriebszweige, daher machen die Personalkosten mit fast 65 % den Löwenanteil der AEK aus, die Maschinenkosten etwa 35 %. Der Anteil der AEK beträgt in der Milchviehhaltung fast ein Viertel der Gesamtkosten und ist nach den Futterkosten der zweitgrößte Kostenblock.

Einfluss der Betriebsgröße

Größere Betriebe haben im Schnitt geringere AEK als kleine Betriebe. So haben flächenstarke Ackerbaubetriebe mit über 2 000 ha bewirtschafteter Fläche AEK von durchschnittlich 524 €/ha und damit im Schnitt 56 €/ha geringere Kosten als Betriebe, die zwischen 500 und 1 000 ha beackern (Übersicht 1). Der gleiche Effekt lässt sich auch bei den Milchviehhaltern beobachten: Betriebe, die weniger als 85 Kühe halten, bezahlen für die Arbeitserledigung im Mittel 13 ct/kg ECM. Das sind 4 ct/kg ECM mehr als bei Betrieben, die mehr als 250 Kühe melken (Übersicht 2). Die insgesamt niedrigeren AEK für größere Betriebe lassen sich unter anderem mit einer besseren Auslastung von Maschinen und Personal erklären.

Größe ist aber nicht alles. Denn zwar sinken die AEK mit zunehmender ­Betriebsgröße, aber besonders effizient sind Ackerbauern mit 1 900 ha und AEK von 484 €/ha (bei den Milchviehhaltern hatten wir keine Auswertung der besten 25 %). Auch müssen Sie bedenken, dass die Werte in den Größengruppen nur Durchschnittswerte abbilden. Die Schwankungen zwischen den einzelnen Betrieben in ­einer Größengruppe liegen bei den Ackerbauern häufig bei 150 €/ha und sind damit höher als zwischen den unterschiedlichen Gruppen. Dies zeigt, dass Sie als Betriebsleiter Ihres Glückes Schmied sind. Sie entscheiden über den sinnvollen Einsatz von Personal und Maschinen.

Effiziente Arbeitsabläufe

Das wird auch daran deutlich, dass nicht Betriebe geringe Lohnkosten je ha haben, die niedrige Stundenlöhne bezahlen, sondern diejenigen, die mit möglichst wenig Lohnstunden je Produktionseinheit auskommen. Gute Ackerbauern kommen mit 10 Akh/ha aus, Milchviehhalter sollten einen Wert von 31 Akh/Kuh anvisieren. Leistungsstarke Mitarbeiter kosten Sie zwar einen höheren Stundenlohn, jedoch sinken die Lohnkosten pro Hektar bzw. pro Kuh durch eine höhere Effizienz. Sie sind meist sehr selbstständig und können beurteilen, welche Arbeiten gerade anfallen und wissen, wie sie diese erledigen müssen.

Doch auch bei den regelmäßigen Routinearbeiten können Sie ansetzen, damit diese Ihren Mitarbeitern schneller von der Hand gehen und Lohnstunden pro Einheit sinken.

Zeiterfassung: Am besten erfassen Sie für ein paar Wochen, wie viel Zeit Sie für welche Arbeit benötigen. So bekommen Sie einen guten Überblick über die Zeitfresser und eine Grundlage dafür, ob sich eine Automatisierung bestimmter Abläufe auszahlt. Beispiel: Sie benötigen für das Einstreuen der Liegeboxen alle drei Wochen rund fünf Stunden. Mit diesem Wert können Sie nun Ihre AEK berechnen. Diese können Sie den Ausgaben für eine Einstreuhilfe gegenüberstellen, mit der Sie z. B. nur zwei Stunden benötigen.

Strukturierte Abläufe: Ebenfalls hilft es, Strukturen für bestimmte Arbeitsabläufe schriftlich zu verfassen. Gerade Betriebe mit mehreren Mitarbeitern profitieren davon, v. a. für Arbeiten, die regelmäßig, aber nicht täglich anfallen. Beispielsweise fällt der Ölwechsel beim Schlepper in der Regel alle 500 Stunden an. Mit einer schriftlichen Anweisung wissen Ihre Mitarbeiter selbst, welches und wie viel Öl sie brauchen und welchen Filter sie einsetzen müssen.

Hohe Auslastung der ­Mitarbeiter

Klare Anweisungen: Leerzeiten Ihrer Mitarbeiter kosten Geld. Die Frage ist, warum Leerzeiten anfallen. Wissen Ihre Mitarbeiter nicht, was gerade zu tun ist, müssen Sie als Chef die Arbeitsanweisungen klarer formulieren. Nicht jeder Mitarbeiter sieht die Arbeit selbstständig und braucht klare Hinweise. Helfen kann hier ein Überblick über regelmäßig anfallende Arbeiten. Erklären Sie Ihren Mitarbeitern, welche Arbeiten anstehen und warum es evtl. notwendig ist, dass diese in den nächsten Tagen erledigt sein müssen. Nur wenn Sie Ihren Mitarbeiter gedanklich mitnehmen, kann dieser auch selbst hilfreiche Gedanken beisteuern.

Auslastung: Kleinere Betriebe können einen Mitarbeiter nicht komplett auslasten. Warum dann nicht die Arbeitskraft mit einem anderen Betrieb teilen? Oder nur Teilzeitkräfte auf 450-€-Basis einstellen. Oder erhöhen Sie die Fertigungstiefe im Betrieb. Erledigen Sie Arbeiten, die aktuell der Lohnunternehmer übernimmt, selbst oder warten Sie Ihre Maschinen selbst, statt in die Werkstatt zu fahren.

Auf Ackerbaubetrieben haben die Mitarbeiter oft Leerlauf im Winter, während Arbeitsspitzen bei Aussaat und Ernte anfallen. Hier müssen Sie als Betriebsleiter die verfügbare Arbeitskraft an den Bedarf anpassen. In der arbeitsreichen Zeit können Sie saisonal Mitarbeiter beschäftigen, z. B. studentische Hilfskräfte. Falls das in Ihrer Region oder für Ihren Betrieb schwierig ist, könnten Sie Arbeiten an einen Lohnunternehmer auslagern.

Maschinenkosten senken

Technik kann den Einsatz von Personal reduzieren, gerade auf Milchviehbe­trieben. Allerdings müssen Sie die Maschinen auch auslasten, um die Kosten auf möglichst viele Stunden verteilen zu können. Denn für einen Trecker fallen jedes Jahr Versicherung und Steuern an, egal ob er 300 oder 800 Stunden läuft. Folgende Punkte sollten Sie bedenken:

Auslastung: Muss ich die Arbeit selbst erledigen oder kann ich diese an einen Lohnunternehmer auslagern? Es kommt darauf an, wie teuer Ihre Arbeit im Vergleich zum Lohnunternehmer ist. Die Kosten für Ihre Schlepperstunde plus die Maschine setzen sich aus Unterhaltung, Zinsen, AfA, Diesel und Fahrerlohn zusammen. Die Auslastung beeinflusst hier vor allem die Position der AfA. Bei gleicher Nutzungsdauer läuft eine Maschine mit höherer Auslastung im Jahr günstiger. Gerade für teure Spezialmaschinen, die Sie nur begrenzt einsetzen, wie z. B. die Maisdrille, fehlt vielen Landwirten oft die Auslastung, sodass der Lohnunternehmer hier günstiger ist. Bedenken Sie aber: Wenn es z. B. für Ihren Mitarbeiter sehr motivierend ist, wenn er Mais legen darf, sollten Sie die Eigenmechanisierung wählen, auch wenn der Lohnunternehmer etwas günstiger wäre.

Sie können auch Ihre Auslastung erhöhen, wenn Sie Ihre Technik an andere Betriebe verleihen. Den Anhänger, den Sie nur in der Getreideernte benötigen, kann ein anderer Betrieb oder der Lohnunternehmer vielleicht in der Mais- oder Rübenernte einsetzen. Auch können Sie Maschinen, die Sie nicht häufig nutzen, in einer Maschinengemeinschaft mit anderen Landwirten gemeinsam kaufen.

Ausstattung: Benötigen Sie eigene Maschinen, stellt sich die Frage, welche Ausstattung Sie wirklich benötigen. Braucht der Ackerschlepper eine Reifendruckregelanlage oder kommt man auf einem arrondierten Betrieb auch ohne aus. Technische Möglichkeiten, die Sie am Ende gar nicht nutzen, sind teuer und in der Tendenz steigen mit höherer Ausstattung die Unterhaltungskosten.

Hannah Lehrke, LWK SH | Philipp STubbe, GesamtBetriebsBeratung (GBB) Eckenförde

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