In Frankreich hat der kleinere Getreideerzeugerverband (OPG) der Europäischen Kommission Doppelmoral vorgeworfen. Wenn es um Auflagen für die europäischen Landwirte gehe, handele Brüssel ohne zu zögern; gleichzeitig werde im „Namen des Freihandels“ alles erlaubt, kritisierte OPG-Präsident Nicolas Jaquet in einem offenen Brief an EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker.
Stein des Anstoßes ist Junckers Zusicherung an US-Präsident Donald Trump, Handelsbarrieren für Soja aus amerikanischer Produktion abzubauen; in der Kritik stehen auch die in der Folge bereits stark gestiegenen Sojaeinfuhren. Der OPG-Präsident sieht in den US-Sojalieferungen eine Bedrohung für die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP). Die Einfuhren seien „toxisch und unerwünscht“ und stammten aus Produktionen, die nicht den europäischen Standards folgten.
Während die GAP den europäischen Bauern eine Anbaudiversifizierung und Fruchtfolge vorschreibe, werde in Teilen der USA ausschließlich mit Monokulturen gearbeitet. Die Landwirte in der EU würden durch die Sojaimporte davon abgehalten, den Anbau von Eiweißpflanzen voranzubringen und anschließend von Brüssel gezwungen, ihre Kulturen zu diversifizieren.
Laut Jaquet werden zudem in 95 % der US-Sojakulturen gentechnisch veränderte Sorten angebaut, die in der EU nicht genehmigt sind. Darunter seien auch viele Glyphosat-verträgliche Varietäten, die mehrfach mit dem umstrittenen Wirkstoff behandelt würden. Es sei „erstaunlich“, dass die EU trotz weitgehend glyphosatfreier eigener Erzeugnisse anstrebe, das Totalherbizid zu verbieten, zugleich aber eine Tür für Importe öffne, die „bekanntlich auf hohem Niveau kontaminiert“ seien, so der OPG-Präsident.
Seiner Ansicht nach sind die US-Einfuhren „sehr schädlich für die europäische Landwirtschaft“. Zudem könnten durch den Freihandel verursachte Schäden nicht durch ökologische Auflagen behoben werden. Die europäischen Bauern drohten, zwischen diesen beiden Extremen zerrieben zu werden.